1050 - Die Roboter von Ursuf
erhielt eine bejahende Antwort.
Inzwischen hatte Chaktar die Hypnose des zweiten Gefangenen ebenfalls abgeschlossen. Die Waffen der beiden Kranen wurden eingesammelt. Atlan eilte zum Eingang der Pyramide und gab das verabredete Zeichen. Die Wand teilte sich; die Stufen kamen zum Vorschein. Oben, unter der offenen Tür, erschien Serigaal.
„Alles in Ordnung!" rief Atlan zu ihm hinauf. „Ich brauche ein paar Leute, die Leichen imitieren und einen Schocker handhaben können."
Acht Geschöpfe unterschiedlicher Herkunft kamen die Treppe herab. Unter ihnen befand sich Tschang, der Tart. Atlan händigte ihm einen der erbeuteten Schocker aus.
„Nichts Kräftigeres?" fragte Tschang abfällig.
„Wir brauchen eine Gelegenheit zum Entkommen, kein Blutbad", antwortete Atlan grimmig. „Legt euch auf den Boden und spielt tot. Es ist ein Fahrzeug mit wenigstens fünf Bruderschaftlern hierher unterwegs. Sobald sie von Bord gehen, macht ihr sie mit den Schockern unschädlich."
Ein greller Blitz zerriß die Dunkelheit. Donner rollte hinterher. Atlan blickte auf den See hinaus. Das Wasser war aufgewühlt; die Wellen trugen weiße Kappen.
„Nivridid?" rief er in die Dunkelheit hinauf.
Der Prodheimer-Fenke kam mit seinen Begleitern, zwei Kranen und zwei Tarts, die Treppe herab. Wortlos schritt er an Atlan vorbei. Am Rand der Bucht ließ er sich ins Wasser hinab und war einen Atemzug später verschwunden. Der Rest des Trupps tat es ihm nach. Atlan sah ihre Köpfe ein paar Mal durch die Wasseroberfläche stoßen, aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Der See war so sehr in Bewegung, daß man aus der Ferne auf ein paar zusätzliche Unebenheiten nicht aufmerksam werden würde. Die Schwimmer hatten den Wind im Rücken. Das half ihnen, ihr Ziel schneller zu erreichen.
„Pantschu?"
Der Vorgang wiederholte sich. Pantschu kam an der Spitze seiner Gruppe die Treppe herunter. Auch sie gingen am Ufer der Bucht ins Wasser, aber ihr Kurs führte am Ufer des Sees entlang. Sie hatten den kürzeren Weg und konnten sich Zeit lassen.
Atlan wandte sich an die beiden hypnotisierten Kranen.
„Von wo aus werden die Heliostrahler kontrolliert?" wollte er wissen.
„Es gibt eine kleine, automatische Generatorstation, nordwestlich der Laubhütten", erhielt er zur Antwort.
„Wie steuert ihr eure Fahrzeuge? Gibt es Adressen?"
„Wir haben ein Koordinatenetz über die Gegend gelegt", bestätigte einer der beiden.
„Alle wichtigen Punkte sind mit Adressen versehen, die man den Autopiloten der Fahrzeuge nennen kann."
„Ihr kennt die Adresse der Generatorstation?"
„Ja."
Der Arkonide wandte sich ab. Von Westen her ließ sich ein weiches, rauschendes Geräusch hören. Es kam näher und verwandelte sich in ein trommelndes Dröhnen. Atlan blickte in die Höhe. Die Sterne waren verschwunden. Eine niedrige Wolkendecke hing über der Landschaft östlich des Katembi-Tals.
Regentropfen fielen ihm ins Gesicht. Sie kamen immer dichter und trafen die Haut mit peitschender Wucht. Die Schleusen des tropischen Himmels hatten sich geöffnet. Bald waren es nicht mehr einzelne Tropfen, sondern ein ununterbrochener Strom, der aus der Höhe herabschoß - mit solcher Macht, daß der Boden zwischen den Gebäuden binnen weniger Augenblicke unter mehreren Zentimetern Wasser stand.
Atlan störte es nicht. In dieser Nacht ging alles so, wie er es wollte.
*
Serigaal war die Treppe herabgekommen. Sie kauerten nebeneinander an der Wand der Pyramide. Die Mauer bot ihnen indes wenig Schutz. Die Spalte zwischen den Gebäuden führte von Westen nach Osten, und das war dieselbe Richtung, in der der Sturm den Regen trieb. Blitze zuckten in unaufhörlicher Folge durch die Nacht. Donner rollte wie Salven schweren Artilleriefeuers über den See.
Atlan hatte einen der beiden Kranen nach vorne geschickt, damit er ihm die Ankunft des Fahrzeugs melde.
„Sind die Freiwilligen bereit?" Er mußte schreien, um sich über das Tosen des Gewitters hinweg verständlich zu machen.
„Ohne Ausnahme", antwortete Serigaal.
„Ich rechne mit vier bis sechs Booten", rief der Arkonide. „Sie fassen maximal einhundert Personen. Die übrigen werden sich anklammern und mitziehen lassen müssen. Schreckt sie das Wetter nicht?"
Serigaal verneinte. „Bis jetzt hat es sich kein einziger anders überlegt." Er zögerte einen Augenblick und fügte dann hinzu: „Es ist erstaunlich, wie wertvoll die Freiheit nach nur ein paar Tagen Gefangenschaft erscheint."
Er hatte noch etwas auf
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