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1050 - Die Roboter von Ursuf

Titel: 1050 - Die Roboter von Ursuf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ganze Wahrheit gesagt.
    Warum?"
    Die Frage hatte er sich selbst schon gestellt. Welches war der Grund? Warum ließ er Serigaal, Delbar, Gikra und Tschang glauben, sein Plan ziele darauf ab, zum nächstgelegenen Gefangenenlager vorzustoßen und die Gefangenen zu befreien?
    Warum hatte er ihnen nicht gesagt, daß in Wirklichkeit das Hauptquartier der Bruderschaft sein Ziel war?
    „Ich glaube, es liegt an Tschang", antwortete er schläfrig.
    „Du traust ihm nicht?"
    „Ich weiß nicht. Der Kerl ist so ..."
    Bevor er „merkwürdig" sagen konnte, war er eingeschlafen.
     
    4.
     
    Syskal musterte die vier Kranen, die sich zu beiden Seiten der Tür aufgebaut hatten, mit verächtlichem Blick. Dann glitten ihre Augen zu Derrill hinüber, der hager und hoch aufgerichtet hinter seinem Arbeitstisch stand, und die Verachtung wandelte sich zu Abscheu. Syskal war von zierlicher Gestalt. Ihre vornübergebeugte Haltung gab Zeugnis von ihrem Alter. Mit 126 Jahren war sie bei weitem die älteste Beamtin in den höheren Rängen der kranischen Verwaltungshierarchie.
    „Was soll mit der alten Hexe geschehen?" fragte einer der Kranen an der Tür.
    „Das hängt davon ab, wie sie sich zu meinem Vorschlag verhält", knurrte der verseuchte Derrill.
    „Sag deinem Hanswurst dort, die Beleidigung eines Beamten wird mit hohen Geldstrafen geahndet", sagte Syskal abfällig. „Er soll mir nur auf Kran unter die Hände kommen, und ich nehme ihm alles ab, was er in den letzten zehn Jahren verdient hat."
    „Falls du Kran jemals wiedersiehst", konterte Derrill hämisch. „Es hängt alles von dir ab."
    „Was willst du?"
    „Ich brauche deine Unterstützung. Du sollst Carnuum dazu bewegen, daß er meinem Plan zustimmt."
    „Welchem Plan?"
    Derrill wiederholte sein Vorhaben. Es hatte sich im Lauf der vergangenen zwei Tage nicht geändert: zwei Herzöge sollten Kran regieren, Derrill und Carnuum. Gu und das Orakel wurden „abgeschafft".
    „Wozu brauchst du Carnuum?" fragte Syskal. „Mach dich doch zum Alleinherrscher."
    „Carnuum genießt Ansehen bei der Bevölkerung", hielt ihr Derrill entgegen. „Ohne ihn fällt es mir schwerer, Fuß zu fassen."
    Ein müdes Lächeln erschien auf Syskals Gesicht.
    „Und wenn du Fuß gefaßt hast - was wird dann aus Carnuum?"
    „Dann ..." Derrill hatte mit der Frage nicht gerechnet. Er brachte nur dieses eine Wort hervor.
    Syskal winkte verächtlich ab. „Ich verstehe schon", sagte sie. „Dann mag ihn der Teufel holen. Dein Plan ist so verseucht wie du selbst. Ich mag nichts damit zu tun haben."
    Derrills gesundes Auge loderte in wildem Zorn. Aber seine Stimme war eiskalt und gefaßt, als er den vier Kranen befahl: „Nehmt sie und seht zu, daß sie sich eines Besseren besinnt."
    Unbeteiligt, als gehe sie dies alles gar nichts an, erkundigte sich Syskal: „Was hast du vor?"
    „Ich werde bekommen, was ich will", erklärte der Verseuchte hart. „Es gibt Wege, einen starren Willen zu brechen. Entweder besinnst du dich anders, wenn der Schmerz dich von innen heraus zerreißt, oder der Herzog wird weich, wenn er deine Schreie hört!"
    „Du willst mich foltern lassen?" frage Syskal und lächelte dazu, als halte sie die Idee für absolut lächerlich.
    „Nenne es, wie du willst", knurrte Derrill. „Nehmt sie ..."
    „Oh nein, ohne mich", sagte Syskal gelassen.
    Sie schien etwas zu schlucken. Im nächsten Augenblick nahmen ihre Augen einen seltsam starren Glanz an, und dann sank sie zu Boden.
     
    *
     
    „Verdammt - was ist das?" schrie Derrill.
    Einer der Kranen hatte sich über den reglosen Körper gebeugt.
    „Keine Atmung, kein Puls", sagte er. „Sie ist tot. Vergiftet."
    „Holt einen Mediker!" brüllte der Verseuchte.
    Sie brachten einen Prodheimer-Fenken. Derrill hatte die Gewohnheit, sich mit Kranen zu umgeben. Die Kranen waren das Herrschervolk des Universums, so pflegte er bei jeder Gelegenheit zu sagen. Mitglieder anderer Völker behandelte er bestenfalls mit Herablassung, schlimmstenfalls mit Verachtung. Aber es führte kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß Prodheimer-Fenken in der Heilkunst nicht übertroffen werden konnten. Unter all seinem ethnischen Stolz war der verseuchte Derrill ein Pragmatiker -und alle seine Ärzte trugen einen blauen Pelz.
    Der Mediker untersuchte die gebrechliche Gestalt der alten Kranin eine Viertelstunde lang.
    „Sie ist tot", lautete seine Diagnose. Er musterte ein kleines Anzeigegerät, das er Syskal auf die Stirn gesetzt hatte. „Selbstmord, vermute ich.

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