1050 - Die Roboter von Ursuf
Nicht besonders originell. Ein ganz gewöhnliches Gift namens Meskla..."
„Mich interessiert der Name nicht", fuhr Derrill ihn an. „Scher dich fort, Mediker." Als sich die Tür hinter dem Prodheimer-Fenken geschlossen hatte, wandte er sich an die Kranen.
„Schafft die Leiche fort", befahl er.
„Wohin?"
„Hinaus - irgendwohin, wo niemand sie sieht."
Und so geschah es, daß Syskal, als sie eine Stunde später wieder zu sich kam, in unwirtlichem Gelände zwischen hoch aufragenden Felswänden lag. Sie rührte sich zunächst nicht. Erst als ihr scharfes Gehör sie überzeugt hatte, daß sich niemand in der Nähe befand, richtete sie sich vorsichtig auf.
Die Burschen hatten sie nicht allzu sanft fallen lassen. Sie hatte Schmerzen im ganzen Körper, und der Schädel dröhnte zum Erbarmen. Sie würde darüber hinwegkommen. In dieser vornübergebeugten Gestalt staken mehr Kraft und Widerstandsfähigkeit, als ihr zierlicher Bau vermuten ließ.
Sie hatte schon immer gewußt, daß es eine gute Idee war, die kleine Kapsel mit Paramesklanit unter der Mundspeicheldrüse zu verbergen. Eines Tages, hatte sie gedacht, würde sie ihr zustatten kommen. Der Tag war heute - mehr als dreißig Jahre, nachdem sie sich die Kapsel in den Mund geschoben hatte. Paramesklanit erzeugte dieselben Symptome wie das tödliche Gift Mesklanit, aber es war von zeitlich begrenzter Wirkung und erlaubte dem Körper, die in die Blutbahn geratenen Schadstoffe binnen kurzer Zeit wieder abzubauen.
Natürlich war sie ein Risiko eingegangen. Der verseuchte Derrill hätte sie einfach zum Fenster hinauswerfen lassen können - zwanzig Meter über dem Boden. Aber von solchen Dingen durfte man sich nicht schrecken lassen. Sie hatte gewagt - und gewonnen. Sie suchte sich einen Weg durch das Felsgewirr und kam schließlich an eine Stelle, von der aus sie den Gebäudekomplex des Hauptquartiers der Bruderschaft unter sich liegen sah.
Die Kapsel hatte sie nicht nur vor der Folter bewahrt, sie hatte ihr außerdem die Freiheit eingebracht. Jetzt war es an ihr, zu entscheiden, was sie damit anfangen solle.
*
Serigaal selbst weckte die Schlafenden.
„Das Licht des Universums selbst steht mit dir im Bund", sagte er respektvoll zu Atlan.
„Der Luftdruck hat vor zwei Stunden begonnen zu fallen. Heute nacht gibt es Sturm!"
Atlan lächelte ihn an. „Ich hoffe, deine übrigen Nachrichten sind ebenso gut. Wie steht es mit unserem Einsatztrupp?"
„Sieben Kranen, drei Tarts", antwortete Serigaal knapp. „Sie warten auf deine Anweisungen."
„Und der Rest der Mannschaft?"
„Es haben sich mehr als fünfhundert Freiwillige gemeldet. Delbar und Gikra suchen die Fähigsten davon aus."
Atlan trat an eines der kleinen Fenster und blickte hinaus. Der Tag ging zu Ende. Die Oberfläche des Sees war leicht bewegt. Ein frischer Wind bewegte das junge Grün, das zwischen den verkohlten Überresten der niedergebrannten Vegetation sproß.
„Wir haben nicht mehr viel Zeit", sagte er. „Laß mich zu den Freiwilligen sprechen."
Sie standen, kauerten und hockten zusammengepfercht in einem der größeren Räume der Pyramide. Die Luft war zum Schneiden dick. Der Arkonide machte die Sache kurz. Er schilderte ihnen die Gefahren des Vorhabens. Er machte ihnen klar, daß sie die Bruderschaft auf den Fersen haben würden und daß ihr Schicksal allein davon abhing, wie gut sie es verstanden, sich im Dschungel vor den Häschern zu verbergen. Er hatte gehofft, er könne sie damit einschüchtern. Aber sie waren verzweifelt. Am Ende seiner kurzen Ansprache hatte er immer noch über fünfhundert Wesen jeglicher Herkunft vor sich, die sich an seinem Unternehmen beteiligen wollten. Er überließ es Delbar und Gikra, dreihundert davon auszusuchen - aufs Geratewohl, innerhalb der nächsten Stunde.
Mit den zehn Mitgliedern des Stoßtrupps nahm er sich mehr Zeit. Sie hatten von Serigaal in groben Umrissen erfahren, welches sein Plan war. Jetzt weihte er sie in die Einzelheiten ein. Zwei Kranen und zwei Tarts sollten im Schutz der Dunkelheit auf den See hinausschwimmen und sich der beiden Patrouillenboote bemächtigen, die dort draußen Wache hielten. Als Waffe erhielt jede Zweiergruppe einen Schocker.
Der Rest des Stoßtrupps hatte sich entlang des Ufers bis zu jener Stelle vorzuarbeiten, an der die Bruderschaftler die leeren Boote verankert hatten. Es waren so viele Boote wie möglich zu erbeuten. Die Gruppe stand unter Pantschus Befehl, und als einer der Kranen über diese
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