1051 - Als Verfluchte grüßen...
hinzufügen«, sagte Suko.
»Was wollen Sie denn? Mein Entschluß steht fest.«
»Ja, das weiß ich. Wir möchten auch nicht um unser Leben betteln, aber da ist noch etwas, das Sie sehen sollten. Eine Hinterlassenschaft unseres Freundes.«
»Was ist das?«
»Ich möchte es Ihnen zeigen. Und ich möchte Sie bitten, Ihren Leibwächter noch zehn Sekunden zurückzuhalten. Ich trage es bei mir und möchte es Ihnen gern persönlich überreichen.« Suko redete sehr schnell. Er versuchte damit, den anderen abzulenken. Gleichzeitig bewegte er seine rechte Hand auf die Innentasche zu, in er sein Stab steckte.
Der Sultan war verunsichert. Nur für kurze Zeit. Zu kurz war sie wohl. »Halt!« schrie er über den Schreibtisch hinweg. »Nichts mehr. Laß deine Hand, wo sie ist. Wenn du tot bist, dann können wir dir das Beweisstück abnehmen.«
»Gut«, flüsterte Suko, »gut. Die Trümpfe liegen bei euch, nicht bei uns.«
Ich saß wie auf heißen Kohlen und hörte nur zu. Es sah wirklich nicht gut aus. In meinem Magen klumpte sich Stacheldraht zusammen, dieses Gefühl hatte ich jedenfalls.
Suko behielt die Nerven. »Darf ich noch ein letztes Wort zum Abschied sagen?«
Er hatte seine Stimme zittern lassen, was dem Sultan gut gefiel, denn er fühlte sich überlegen. »Ja, diese Bitte sei dir gewährt.«
Ich schielte zur Seite. Suko war kleiner geworden und etwas in sich zusammengesackt. Seine Hand war noch immer im Ausschnitt unter der Jacke verschwunden.
Der Sultan wurde ungeduldig. »Wie lautet das Wort?«
»Topar!« sagte Suko nur…
***
Von nun an wurde alles anders. Durch das Aussprechen des magischen Wortes hatte Suko die Zeit für fünf Sekunden angehalten. Innerhalb dieser Spanne war es keinem Menschen möglich, der das Wort gehört hatte, sich zu bewegen. Nur Suko konnte in Aktion treten und in den fünf Sekunden alles auf den Kopf stellen.
Er war ein Mann, der damit umgehen konnte. Der sich im Laufe der Zeit eine gewisse Routine angeeignet hatte. Das bewies er auch jetzt. Sein Freund John saß dicht neben ihm, ebenfalls zu einer Figur erstarrt.
Suko stieß ihn an.
John kippte vom Stuhl und prallte auf dem Boden auf. Er war jetzt außerhalb des Schußkreis.
Die restliche Zeit nutzte Suko aus, um sich den Leibwächter vom Hals zu schaffen.
Er drehte sich unter dessen Waffe hinweg, griff dann zu und zog ihm den Revolver aus der Hand. Alles ging wie geschmiert. Suko bewegte sich blitzschnell, aber trotzdem kontrolliert.
Es waren noch einige Augenblicke Zeit, die Suko ebenfalls ausnutzte. Er schlug den Lauf der Waffe in den Nacken des Bärtigen, der zusammensackte.
Dann war die Zeit um.
Alles lief normal weiter, und der Sultan saß trotzdem da, als wäre er weiterhin aus Stein…
***
Ich fand mich auf dem Boden wieder. Um meine linke Schulter, die leicht schmerzte, kümmerte ich mich nicht. Innerhalb eines Sekundenbruchteils war mir klar, was geschehen war. Suko hatte richtig reagiert und die Kraft des Stabs ausgenutzt.
Ich schnellte nicht hoch, sondern drückte mich langsam in die Höhe. Dabei vergaß ich nicht, meine eigene Waffe zu ziehen und schaute über die Kante des Schreibtisches hinweg.
Es war ein erster Blick in der Bewegung, der aber reichte aus, um zu sehen, wie sich die Lage verändert hatte. Der glatzköpfige Leibwächter lag bewegungslos am Boden. Suko hatte ihn ausgeschaltet, aber der Sultan war noch im Besitz seiner Waffe. Er hockte hinter dem Schreibtisch. Mit einem so dummen Ausdruck im Gesicht, wie ich ihn selten bei einem Menschen gesehen hatte. Er konnte nicht fassen, was hier passiert war, obwohl er sich mit einer Magie beschäftigte, die über 2000 Jahre zurücklag. Er hätte schießen können, tat es aber nicht, denn Suko zielte mit einem Revolver auf ihn.
Ich hielt mich an der anderen Seite des Schreibtisches auf und ließ ihn in die Mündung der Beretta schauen.
Er war im Kreuzfeuer!
Das wußte er auch, aber er dachte darüber nicht nach, sondern keuchte nur: »Warum, verdammt? Warum ist das passiert? Ich habe doch, das ist… das ist Zauberei.«
»Kann sein«, gab Suko grinsend zurück. »Dann sind wir eben zwei berühmte Zauberer.«
Er hatte verloren, aber er wollte es nicht fassen. Er schüttelte den Kopf. Dabei atmete er zischend ein und aus. Die Augen sahen nicht mehr so kalt und gefühllos aus. Seine Pupillen befanden sich jetzt in Bewegung. Er blickte zwischen Suko und mir hin und her. Der Sultan sah aus wie ein Mensch, der noch immer nicht begriffen hatte, daß
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