1051 - Als Verfluchte grüßen...
Rückendeckung. Gewisse Leute wissen, wo wir uns aufhalten. Bei ermordeten Polizisten werden die Nachforschungen stets besonders gründlich geführt.«
»Das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Ich habe es erlebt. Kollegen von Ihnen schnüffelten auch hier herum, aber sie haben nichts gefunden. Nichts gehört, nichts gesehen. Außerdem wußten sie nichts, im Gegensatz zu Ihnen.«
»Ach ja. Was wissen wir denn?«
Die Augen des Sultans weiteten sich. »Zuviel. Sie wissen einfach schon zuviel. Über die Molkhs, über Karthago, über Baal vor allen Dingen. Das sind Dinge, die gehören zu uns.«
»Was sind die Molkhs?« fragte ich.
»Opfer«, erklärte er lächelnd.
Ich runzelte die Stirn. »Wer sollen diese Opfer sein?« Es war mir nicht leichtgefallen, die Frage zu stellen, denn in mir war ein bestimmter Verdacht aufgekeimt.
»Die Kinder!«
Scheiße – das hatte ich geahnt. Verdammt noch mal. Ich wurde bleich, und neben mir stöhnte Suko leise auf. Mir stieg das Blut in den Kopf, und mein Zorn nahm noch mehr zu, als ich in das feiste Gesicht des Sultans schaute und das Grinsen darin sah.
»Ihr versteht es nicht«, flüsterte er. »Ihr begreift die alten Gesetze des Gottes Baal nicht. Man muß ihnen folgen, wenn man gewinnen will. Und wir wollen gewinnen.«
»Indem ihr Kinder opfert.«
Mit der freien Hand winkte der Sultan ab. »Wir tun nur das, was schon immer getan wurde.«
»Wann getan?« flüsterte ich.
»Damals.«
»Zu Zeiten der Phönizier, wie? Nur ist das über zwei Jahrtausende her. Es gibt diese Zeiten nicht mehr, verdammt. Sie haben sich geändert.«
Der Sultan behielt sein überhebliches Grinsen bei. Ich hätte ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen. »Das ist ein Irrtum, Mr. Sinclair. Die Zeiten haben sich nur zurückgezogen. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes verschüttet worden. Manchmal kehren Sie wieder zurück. Menschen wie wir tragen sie auf ihren Schultern und stellen fest, daß die alte Ordnung besser war. Unsere Vorfahren wußten sehr genau, was sie an ihren Göttern hatten.«
»Ja, besonders an Baal.«
»Genau. Er ist nicht tot. Er war nur vergraben. Er ist unser Beschützer. Und wir wissen auch, daß er in der heutigen Zeit einen besonderen Diener hat.«
»Sind Sie das?« fragte ich.
»Nein. Ich bin nur ein kleines Rad im Getriebe. Wir sind sein Stützpunkt und sorgen dafür, daß alles gut abläuft. Wir wollen die Herrschaft des Baal, und wir werden sie auch erhalten. Das kann ich Ihnen versprechen, Sinclair.«
Mein Blick war eiskalt. »Niemals, Sultan, niemals wird sich das verwirklichen lassen. Daß Kinder verschwunden sind, ist aufgefallen. Und wir werden Sie finden, das verspreche ich Ihnen.«
»Denken Sie nicht an die beiden Waffen, die auf Sie gerichtet sind? Sie sollten sich über Ihren Tod Gedanken machen, finde ich. Alles andere können Sie nicht ändern. Außerdem wird man die Kinder nicht finden, denn sie sind längst nicht mehr hier. Dank einer guten Organisation sind sie längst außer Landes geschafft worden.«
»Wohin?«
Er lachte glucksend. »Müssen Sie die Frage noch stellen? Ich hätte Sie für schlauer gehalten.«
»Nach Karthago.«
»Sie sind schon auf dem richtigen Weg. Sagen wir in die Nähe dieser Stadt. Südlich davon liegt Salambo. Genau dort wird das große Opferfest stattfinden. In der alten Nekropole. Das kann ich Ihnen versprechen. Das Blut der Unschuldigen wird dem Gott Baal zum Genuß reichen und seine alte Macht zurückholen. Denn er verkörpert die wahre Religion, das verspreche ich euch.«
Es waren verdammt harte Worte, die wir zu schlucken hatten. Ich fragte: »Wie viele Kinder sind dort?«
»Genug«, sagte er nur und leckte über seine Lippen. »Sogar mehr als genug.«
»Wann beginnt das Fest?«
Der Sultan schüttelte den Kopf, ohne seine angespannte Haltung zu verändern. »Ihr braucht es nicht zu wissen, denn ihr seid so gut wie tot.« Er räusperte sich. »Trotz allem habe ich Respekt vor euch. Ihr habt euch nicht bluffen lassen wie die Kollegen, und deshalb wird euer Sterben auch gnädiger sein.«
»Sollen wir uns bedanken?« fragte ich spöttisch.
Der Sultan blieb ernst. »Eigentlich schon. Es ist ein Unterschied, ob man euch die Kehle durchschneidet oder ihr mit einer Kugel im Kopf aus dem Leben scheidet. Hurt wurde die Kehle durchgeschnitten. Er hat seinen Tod sehr gespürt, aber er hat auch versucht, uns link zu hintergehen, nachdem er sich das Vertrauen hier in der Oase erschlichen hat.«
»Eines möchte ich noch
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