1051 - Als Verfluchte grüßen...
in den Raum zu schieben, in dem der Sultan residierte.
Auch hier vermißten wir das orientalische Outfit. Es war ein Büro.
Mehrere Stühle standen für Besucher zur Verfügung. Es gab Aktenschränke an den Wänden und natürlich einen Schreibtisch, hinter dem der Sultan thronte.
Irgendwo paßte das Wort schon, denn er saß nicht auf einem normalen Schreibtischsessel, sondern auf einem hölzernen, mit Schnitzwerken verzierten Stuhl, der schon die Ausmaße eines kleinen Throns besaß. Vielleicht mußte er auch groß sein, denn der Sultan selbst war ziemlich klein und leicht übergewichtig.
Er hatte ein rundes Gesicht, dunkle Augen, trug einen Anzug, und sein Kopf schmückte ein Käppi und kein Turban, wie es normaler gewesen wäre. Der Blick aus seinen dunklen Augen gefiel mir nicht.
Sie wirkten in der Tat wie blanke Ölpfützen, aber sie kamen mir auch auf eine gewisse Art und Weise verschlagen vor. Über der Oberlippe wuchs ein dünner Bart. Er warf einen grauen Schatten auf die Lippen, die der darauf liegende Speichel fettig hatte werden lassen.
Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter zurück. Der Bodyguard hatte sich innen vor der Tür aufgebaut und seine Arme vor der Brust verschränkt. Er wirkte dort wie ein Koloß, der keinen mehr rauslassen wollte.
Mir fiel auch auf, daß der Raum nur ein kleines Fenster besaß. Zu schmal, um hindurchklettern zu können. Das alles roch nach einer Falle, die zugeschnappt war, aber mit einem Verhör beginnen sollte.
Das Lächeln des Sultans steckte voller falscher Freundlichkeit, als er auf die Stühle deutete. »Bitte, setzten Sie sich, meine Herren. Ich mag es nicht, wenn meine Gäste stehen.«
Wir taten ihm den Gefallen. Er deutete durch ein Nicken an, wie zufrieden er war.
Ich wunderte mich nur darüber, daß man uns nicht auf Waffen untersucht hatte. Wahrscheinlich waren die Leute hier so von sich überzeugt, daß sie darauf verzichten konnten.
Auch er trank Tee. Mit seinen dicken Fingern der rechten Hand hob er die Tasse an. Zwei Ringe gerieten in das Licht der Schreibtischlampe und funkelten auf. »Darf ich Ihnen auch etwas zu trinken anbieten?« fragte er, als die Tasse wieder stand.
»Nein, danke, wir haben schon«, sprach ich für Suko mit.
»Ja, ich weiß.«
»Sie wissen viel, nicht?«
Er schaute mich tückisch an. »Das muß ich. Ich will alles wissen, was in meinem Umkreis vorgeht.«
»Dann sind Sie so etwas wie ein orientalischer Pate.«
»Nein. Ich bin sehr fürsorglich. Ich kümmere mich um die Probleme meiner Gäste. Dieses Haus hier gehört uns. Es verirren sich selten Fremde. Und wenn sie kommen, dann nicht ohne Grund. Das ist bei Ihnen beiden auch so gewesen.«
»Das will ich nicht bestreiten.«
»Es geht um einen toten Bekannten, wie ich hörte.«
»Ja, um William Hurt.«
»Darf ich um Ihre Namen bitten?«
Suko sagte sie ihm. Im Gesicht des Sultans zeigte sich keine Regung.
Er nickte. »Ich kannte Ihren Freund. Er war öfter bei uns.«
»Das wissen wir«, sagte Suko. »Er hatte uns ja eingeladen. Der Termin stand lange fest. Als wir dann kamen, haben wir erfahren, daß er nicht mehr am Leben ist.«
»Ja, das ist traurig. Sie kommen ja nicht aus London« Der Sultan hatte es tatsächlich geschafft, seiner Stimme einen bitteren Klang zu geben. Ich traute ihm nicht die Bohne. Der hatte es bestimmt faustdick hinter den Ohren.
»Unser Freund wurde ermordet, wie wir hörten.«
»Stimmt, man schnitt ihm die Kehle durch.«
»Warum?« fragte Suko.
Der Sultan seufzte auf. »Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler. Ich habe ihn gemocht. Wir haben uns oft unterhalten. Er war in der Oase ein gern gesehener Gast.«
»Davon hat er uns erzählt«, sagte ich.
»So?« Der Sultan hob seine sehr glatten Augenbrauen an. »Hat er das?«
»Sonst wären wir nicht hier.«
»Was hat er denn gesagt?«
»Es klang für uns etwas fremd.«, gab ich zu. »Wir wußten auch nicht, daß er sich für alte Kulturen interessiert hat. Die Phönizier waren für ihn sehr interessant gewesen.«
»Ah ja. Sonst hat er nichts berichtet?«
»Nicht viel«, meinte Suko lässig. »Er sprach nur von den uralten Mythen und Götzen. Wie Baal. Er erwähnte auch Karthago, die Stadt, die im heutigen Tunesien liegt. Er sprach auch von einem Molkh. Es fiel ebenfalls der Name Salambo.«
Der Sultan nickte und lächelte dann. »Eine interessante Variante«, gab er zu.
»Der Meinung waren wir auch. Er hat uns neugierig gemacht, denn er wollte uns noch mehr erzählen. Nur
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