1051 - Die schwarze Flamme
anzusehende Metallspiralen.
Und aus diesen zuckten Blitze, die unsere Umgebung in ein Inferno sich grell entladender Explosionen verwandelte.
„Das konnte ich nicht wissen", vernahm ich Harocks Rechtfertigung über Funk. „Und überhaupt - warum hätte ich zusehen sollen, wie die Roboter euch lähmten und gefangen nähmen."
„Rückzug!" befahl Atlan.
*
Über meinen Schutzschirm rasten die Energieblitze. Ich hatte das Gefühl, daß mir der Boden unter den Stiefeln wegschmolz und schaltete geistesgegenwärtig den Schwerkraftregler ein, so daß ich nach oben schwebte.
Durch die Energieentladungen sah ich für einen Moment Slugers Gesicht. Er nickte mir anerkennend zu.
Der Boden unter uns war glutflüssig. Hinter uns war die Schlackewand zusammengebrochen.
„Wir schlagen uns durch diese Bresche!" hörte ich Atlans Befehl. „Impulstriebwerke benutzen."
Ich sah ihn und die anderen in die Schlackeöffnung einfliegen und zündete ebenfalls mein Mikro-Impulstriebwerk. Als ich zu ihnen aufgeschlossen hatte, tauchten vor uns weitere Spinnenroboter auf. Sie kamen von beiden Seiten auf uns zugeflogen. Wieder richteten sie bloß ihre vorderen Metalltentakel auf uns. Diesmal ließ es aber nicht einmal Atlan darauf ankommen, ob ihre Lähmstrahlen von unseren Individualschirmen abgehalten werden konnten oder nicht. Er eröffnete das Feuer, und die anderen folgten seinem Beispiel.
Einige Roboter vergingen in Explosionen, und bevor sich die anderen neu formieren konnten, hatten wir sie hinter uns gelassen.
„Seht ihr den Geschützturm?" meldete sich Atlan. „Das ist unser Ziel."
Unweit vor uns ragte ein schlanker Metallturm aus den Schlackeformationen auf. Von seiner Spitze floß ein steter Energiestrom hoch über unsere Köpfe hinweg in die Richtung, in der die Korvette stand.
„Das Beiboot scheint unter Beschuß zu stehen", rief ich erschrocken auf.
„Wer war der kluge Junge - Melborn?" war gleich darauf Harocks sarkastische Stimme zu hören. „Erraten, wir stehen unter Dauerbeschuß. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis unsere Schutzschirme zusammenbrechen."
„Dann geht von Bord", riet Atlan. „Unsere Gegner sind bloß Roboter. Sie haben ein bestimmtes Feindbild erarbeitet, das von der Korvette dominiert wird. Vielleicht zeigen sie sich friedlicher, wenn sie die Korvette vernichten."
Atlan landete am Fuß des Schlackebergs, von dessen Kuppe der Geschützturm ragte.
Wir anderen setzten ebenfalls dort auf.
„Wir sollen die Korvette opfern?" rief Harock ungläubig. „Wir könnten uns noch solange halten, bis Verstärkung von der SOL eingetroffen ist. Tanwalzen ist ohnehin kaum mehr zu halten ..."
„Wir müssen alles vermeiden, was zu einer Eskalation der Lage führen könnte", sagte Atlan. „Tanwalzen darf nichts unternehmen. Wir können die Situation nur beruhigen, wenn wir die Korvette aufgeben."
Ich blickte zum Geschützturm auf und sah, wie der Energiefluß erlosch. Fast im gleichen Moment meldete Harock: „Das Feuer wurde eingestellt, wir stehen nicht mehr unter Beschuß."
„Dann ergreift die Gelegenheit zum Verlassen der Korvette", sagte Atlan. „Vielleicht können wir das Beiboot sogar retten, wenn die Roboter registrieren, daß es verlassen wird."
„Aber dann wären wir in derselben Lage wie ihr - völlig ungeschützt", gab Harock zu bedenken. Ich konnte verstehen, wie unangenehm es ihm war, den Schutz des Schiffes aufzugeben.
„Ihr könnt an Ausrüstung nehmen, was ihr braucht", erklärte Atlan. „Aber nützt diese Gelegenheit, für eine Veränderung der Lage zu sorgen. Vielleicht bringt uns das sogar einen Zeitgewinn. Wir wissen nicht, wie die Roboter programmiert sind. Und falls ein Intelligenzwesen hinter ihnen steht, können wir durch Verwirrungstaktik mehr erreichen als durch Waffengewalt. Kluges Taktieren kann in keinem Fall schaden."
Harock schien den Gedankengängen Atlans so wenig folgen zu können wie ich, das hörte man seiner Stimme an.
„Wenn du wirklich meinst...", sagte er zweifelnd. „Aber was soll ich Tanwalzen sagen?"
„Daß unsere Lage kritisch, aber nicht hoffnungslos ist", antwortete Atlan lakonisch. „Er soll Spoodie-Schlacke unbedingt fernbleiben. Wenn wir seine Unterstützung brauchen, werden wir uns melden."
„Okay, wir steigen jetzt aus", sagte Harock ohne Begeisterung.
Ich dachte an Cae und freute mich trotz der gefährlichen Situation auf ein Wiedersehen mit ihr. Seltsam, daß dieser Wunsch in diesem Moment stärker war als alles
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