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1052 - Die Nekropole

1052 - Die Nekropole

Titel: 1052 - Die Nekropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ist es für jeden normal denkenden Menschen.«
    La Roche senkte den Kopf. Er beschäftigte sich wieder mit seinem Kaffee und hob die Tasse etwas an. Hatten seine Lippen dabei gezuckt, oder war dies nur eine Einbildung gewesen? Ich wußte es nicht und stellte auch keine Frage.
    Suko hatte zugehört und sich dabei immer wieder umgeschaut. In diesem Café kamen wir uns vor wie in einer Oase der Ruhe: der Betrieb draußen hatte nicht nachgelassen, sondern noch zugenommen.
    Ein von beiden Seiten vorbeigleitender Strom von Menschen riß einfach nicht ab. Diese Altstadt war wie ein Schwamm, die alles aufsaugte, was sich ihr näherte. Es wurde geredet, geschaut, gekauft.
    Fremde und Einheimische bildeten die sich bewegende Kulisse, über der auch hier ein bestimmter Geruch aus allen möglichen Zutaten lag.
    Zwar flossen die Geräusche der Stimmen und Tritte in das Café hinein. Sie erreichten uns jedoch nur gedämpft, denn die an den Wänden hängenden Teppiche schluckten einen großen Teil des Schalls.
    Bisher hatten wir recht entspannt auf unseren Sitzkissen gehockt.
    Das änderte sich von einer Sekunde zur anderen bei Suko und mir.
    Wir hatten uns zwar auch von der Umgebung einlullen lassen, jedoch nicht stark genug.
    Beiden fiel uns die Gestalt auf.
    Ein Kind – ein Junge!
    Er stand vor der Tür. Haarlos, aber nicht mehr nackt. Um seinen Körper war ein helles, tunikaähnliches Gewand geschlungen. Der Junge bewegte sich nicht. Er starrte mit seinen toten und leeren Augen in das Café hinein.
    »Verdammt, das ist er, John!« Mehr sagte Suko nicht. Er schnellte hoch, um auf den Eingang zuzulaufen.
    Auch mich hielt nichts mehr auf meinem Sitzkissen. Auf die Proteste des Hamed La Roche achtete ich nicht. Ich wollte den Jungen ebenso fassen wie Suko.
    Wir beeilten uns – und kamen trotzdem zu spät. Wie ein Gespenst war er erschienen, und wie ein Gespenst war er auch wieder verschwunden…
    ***
    An der Tür stießen wir zusammen. Suko hatte mich zur Seite gedrängt und betrat als erster die Gasse. Ich war sofort bei ihm. Ich sah die Menschen, die mich anrempelten, ich sah die Gesichter, dunkle Haut, dunkle Augen, roch die verschwitzte Kleidung, die ebenfalls mit zahlreichen Gerüchen getränkt war. Wir hörten die Kommentare, die schnatternden, kehligen und oft wütenden Stimmen, denn wir hatten uns quer zum Menschenstrom bewegt, aber trotzdem keine Lücke schaffen können, denn sie wurde sofort wieder ausgefüllt.
    Eine Frau, die einen Korb mit schnatternden Enten trug, stieß mich an und schimpfte. Dann ging sie schnell weiter.
    Suko stand mir gegenüber. Er schaute nach rechts, ich in die andere Richtung. Obwohl erst wenig Zeit nach dem Verlassen des Cafés vergangen war, hatten wir den Eindruck, von zahlreichen Erlebnissen überfallen worden zu sein.
    Zu fremd und exotisch war diese Welt, in der wir den Überblick verloren hatten.
    Ich drehte einmal den Kopf und blickte wieder ins Café. Hassan stand neben La Roche, der auch nicht mehr saß. Beide sprachen miteinander und blickten zur Tür hin, als ob sie uns unter Beobachtung halten wollten.
    Wussten sie mehr? Es war wirklich nicht einfach, es an ihren Gesichtern abzulesen. Außerdem waren sie nicht mehr wichtig für mich, denn Suko rief meinen Namen.
    Als ich ihn anschaute, war er bereits unterwegs. Er war von mir aus nach rechts gelaufen, also tiefer in die fremde Welt des Basars hinein.
    Was heißt in diesem Fall schon tiefer? Hier war alles ein großes Labyrinth, in dem sich jeder Fremde mehr als leicht verirren konnte.
    Ich eilte hinter Suko her, der keine Rücksicht mehr auf entgegenkommende Passanten nahm. Er erntete ebensolche Beschimpfungen wie ich. Darum kümmerten wir uns nicht. Wir kämpften uns durch das Gedränge. Ich glaubte fest daran, daß Suko den Jungen erneut gesehen hatte. Vielleicht hatte er sich auch nur zurückgezogen, um uns zu locken, und da war das Wort ›Falle‹ schnell gedacht.
    Das Getümmel gefiel mir nicht. Ich kam zu nahe an die Menschen heran. Gerade jetzt erinnerte ich mich an Filme, die ich gesehen hatte. Da war es dann leicht gewesen, einem Fremden heimlich einen Dolch in den Leib zu stoßen, diese Gedanken wollten mir nicht aus dem Kopf. Zum Glück bewahrheiteten sie sich nicht. Mich stießen nur Hände, Fäuste oder Beine an. Messerklingen blitzten da nicht.
    Dafür tanzten all die fremden Gestalten wie auf einem Wasserbett um mich herum, als gehörten sie zu einem riesigen, nie enden wollenden Gemälde.
    Den Jungen sah ich

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