1052 - Finale auf Chircool
dachte er.
FRANCETTE, dachte er dann.
Die kaum sichtbaren Adern des Blattes, das ihm am nächsten war, begannen ineinander zu zerfließen. Jörg jubelte innerlich.
Die Kapillaren füllten sich mit der blauen Flüssigkeit und formten regelmäßige Linien, die denen glichen, die er im Instruktionszentrum (nein - in der Dorfschule) gelernt hatte.
francelte, FRANCETTE.
Er hockte da und starrte verzückt auf die Schrift, die sich in klaren Linien auf dem Blatt abhob.
„Wunderbar", entfuhr es ihm.
Und prompt erschien der Schriftzug wunderbar unter dem doppelten Namenszug.
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Das nicht."
Das Schriftmuster zerfloß sofort wieder. Jörg zog sein Messer aus dem Gürtel und begann vorsichtig das Erdreich ringsum zu lockern. Nach einer Weile stieß er auf die Wurzeln der Pflanze, die aus dünnen Strängen mit mehreren Verdickungen bestand.
Er arbeitete geduldig und mit aller Vorsicht, bis er alles freigelegt hatte. Dann verstaute er behutsam das Gewächs in einem Stück Fell, das er zuvor im Wasser angefeuchtet hatte.
Mit seiner Errungenschaft machte er sich auf den Rückweg. Während der ganzen Arbeiten hatte er immer wieder versucht, eine Unzufriedenheit oder Ablehnung der Pflanze gegen sein Handeln festzustellen, aber er hatte nichts gespürt, was auf solche Anzeichen hindeutete.
Kurz bevor er dann den Zaun erreichte, der die Siedlung umschloß, geschah es.
Daß zu dieser Nachtzeit jemand anders als er selbst unterwegs war, verwunderte Jörg.
In dem Glück über seinen außergewöhnlichen Fund war er auch etwas unaufmerksam, und die Müdigkeit schränkte seine Sinne ein.
Es waren mindestens zwei Mann, die ihn von hinten umklammerten. Notgedrungen mußte er die Pflanze fallen lassen.
Ein kräftiger Arm legte sich um seinen Hals und drückte ihm die Gurgel zu. Zwei Hände schlangen sich um seine Beine und rissen ihn zu Boden. In der Dunkelheit konnte er kein Gesicht erkennen. Nur der keuchende Atem drang an seine Ohren.
Etwas legte sich über seinen Oberkörper. Dann stülpte man eine Felldecke über seinen Kopf, so daß er nichts mehr sehen konnte.
Jörg wartete auf seine Chance. Außerdem wollte er wissen, was die nächtlichen Angreifer vorhatten.
Er spürte es sehr bald, denn trotz des Felles, das seine Augen verschloß, bemerkte er den Lichtschimmer. Eine Hand tastete durch das wuschelige Haar auf seinem Kopf, das an manchen Stellen eher einem rotbraunen Fell glich.
„Da sitzt er", zischte eine Stimme. Dazu hörte Jörg das Geräusch eines Messers, das aus seinem Schaft glitt.
Jemand preßte seinen Kopf zu Boden. Jörg fühlte förmlich das Messer, das noch durch die Luft glitt und sich gleich in der Nähe seiner Gehirndecke herabsenken würde.
Der Überfall galt nicht ihm. Er galt dem Spoodie!
Sein Körper verkrümmte sich trotz der Last, die auf ihm ruhte und trotz der kräftigen Hände, die ihm jede Bewegung nehmen wollten wie eine Bogensehne. Er legte allen Willen und alle Kraft in die gestählte Muskulatur.
Ein Ruck, ein Kraftakt. Die Angreifer flogen auseinander.
Einen erwischte er noch an seinem Fell und versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht, Er hörte das Knirschen eines Nasenbeins.
In dem Getümmel wurde das Licht, das die Angreifer benutzt hatten, umgestoßen. Es erlosch.
Jörg hörte nur noch einen zischenden Befehl: „Weg!"
Das Getrappel von Schritten wurde hörbar. Dann war Stille.
Der junge Jäger rückte seinen Fellumhang zurecht. Seine ganze Sorge galt der Pflanze, die er von dem fernen Hügel geholt hatte. Sie lag unbeschädigt nur wenige Schritte neben dem Ort des Überfalls.
Der nächtliche Angriff verwunderte ihn sehr, denn es waren eindeutig Betschiden gewesen, die ihn ausgeführt hatten. So etwas war während seines ganzen jungen Lebens in der Siedlung noch nie vorgekommen.
Er würde am nächsten Morgen dem „Kapitän" darüber berichten müssen.
Sorgsam nahm er die Pflanze unter den Arm und setzte seinen so jäh unterbrochenen Weg fort. Seine Gedanken waren bald wieder bei Francette.
Daß der hinterhältige Überfall und der versuchte Raub seines Spoodies nur der Anfang einer Kette von Übeltaten war, konnte Jörg zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
Er pflanzte seine Beute noch in dieser Nacht dicht neben seiner Hütte in den Boden und begoß sie mit Wasser aus seinen Vorräten.
Die Nacht war nur noch kurz, und ein paar Stunden Schlaf brauchte auch er.
Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen galt Francette.
*
Das
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