1052 - Finale auf Chircool
der Angreifer vermutete.
Jörg Breiskoll rannte quer durch den Wald auf die Zone zu, die noch hinter der Flammenwand lag. Der flackernde Lichtschein, der seinen Weg zwischen den dicht stehenden Bäumen bis in das Unterholz fand, erleichterte ihm die Orientierung.
Er hörte Schritte und Rufe hinter sich, aber er wollte nicht darauf achten. Doc Ming war in Gefahr. Während er weiter und weiter rannte, erkannte er an der Stimme, daß Burger ihm folgte.
Der Unterstand, von dem aus der Heiler die Aktionen gegen den kranischen Stützpunkt und damit gegen den „Kapitän" der Betschiden leitete, lag an einem sanften Hintergang.
Jörg stieß ein Stoßgebet an die Naturgeister von Chircool aus, daß man ihn noch rechtzeitig ankommen lassen möge.
Das Krachen und Bersten des Flammenstrahls und der umstürzenden Bäume kam immer näher. Teilweise blendete das Licht den jungen Betschiden. Er verließ sich auf seinen Instinkt, der ihm den Weg wies.
Mit einem Riesensatz hechtete er über einen natürlichen Wassergraben. Nun waren es nur noch wenige Meter.
Die Hitze war hier bereits unerträglich. Das Feuer aus der Festung warf das Erdreich in die Höhe und verwandelte es in glühende Lava. Kleine Waldtiere stoben in panischer Angst nach allen Seiten davon. Ihre Schreie klangen hell durch das Dröhnen der Waffe.
Der mit Reisig abgedeckte Unterstand war noch unversehrt, als er ihn erreichte. Noch ein Sprung über eine letzte Anhöhe, dann stand er vor dem offenen Schott.
„Quatsch! Eingang", murmelte der Betschide, während er sich nach dem Heiler umsah.
Ein Flammenstrahl fuhr mit seinen gefächerten Ausläufern dicht über seinen rotbraunen Wuschelkopf.
Der Lärm in der Umgebung war unbeschreiblich. Überall stürzten Bäume übereinander.
Wie der junge Jäger vermutet hatte, war kein anderer in der Nähe. Die unheimliche Waffe hatte alle in die Flucht geschlagen.
Das Innere des Unterstands schien auf den ersten Blick leer. Jörg hoffte schon, daß Doc doch noch die Flucht gelungen war, als er die verkrümmte Gestalt unter dem einfachen Holztisch liegen sah.
Mit einem Satz war er bei dem Heiler.
Doc Ming lebte noch. Aber die Schienen aus zwei kräftigen Ästen, die seinem gebrochenen Bein Halt geben sollten, waren verrutscht und hatten sich zwischen den Tischbeinen verkeilt.
Jörg Breiskoll packte mit beiden Händen nach der Holzplatte und riß sie aus dem Boden. Die auf kleine Bretter gezeichneten Notizen des Heilers polterten zu Boden.
„Ich hole dich heraus", tröstete er den alten Freund.
Noch einmal packte er zu. Auf den Knochenbruch konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen, denn die Zeit drängte. Er faßte mit einem Arm zwischen die Beine Docs und zog gleichzeitig mit der freien Hand an einem Arm. Mit einem Ruck landete der Mann auf seinem Rücken.
Beim Verlassen des Unterstands mußte Jörg sich bücken, um nicht gegen die Decke zu stoßen. Für Sekunden war ihm die Sicht versperrt.
Draußen krachte in unmittelbarer Nähe ein neuer Flammenstrahl durch den Wald.
Als sich der junge Betschide im Freien aufrichtete, hörte er einen wilden Schrei. Dicht neben ihm stand Burger.
„Paß auf, Junge!"
Der Alte stürzte sich mit beiden Händen voran auf Jörg. Unter der Wucht des Aufpralls wurde der Betschide mit seiner menschlichen Last mehrere Meter zur Seite geschleudert.
Doc Ming rutschte von seiner Schulter und polterte aufschreiend in das Unterholz.
Mit einem Satz fuhr Jörg herum und sprang auf die Beine.
Er sah noch die schreckgeweiteten Augen Burgers, der jetzt an der Stelle stand, an der er mit Doc den Unterstand verlassen hatte.
Ein mehrere Meter dicker Baum schlug unmittelbar darauf zu Boden und zermalmte den alten Jäger. Auch von Doc Mings Kommandozentrale blieben nur noch Trümmer.
Ungeachtet der Gefahr trat Jörg Breiskoll zu dem alten Mann, dessen Oberkörper noch zu einem Teil unter dem gefällten Baum hervorragte.
Der Tod war auf Chircool eine Erscheinung, an die Jörg von seiner Kindheit an gewöhnt war. Dennoch erfüllte ihn das Schicksal des alten Burgers mit Schmerz.
Er beugte sich nach unten und nahm den Kopf in seine Hände.
Burger lächelte.
„Mach es gut, Junge." Jörg mußte sich ganz weit nach unten beugen, um die letzten Worte des sterbenden Jägers zu verstehen. „Halte unser kleines Volk zusammen. Und glaube an die Zukunft."
Burger stockte einen Moment. Blut lief aus einer Ecke seines Mundes, aber der Alte lächelte noch immer unverzagt.
„Die SOL wird kommen und
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