1053 - Die Rache der Geköpften
gewesen.
Brutal ermordet. Durch eine Kreissäge, die ihm den Kopf vom Rumpf getrennt hatte.
Freiwillig hatte er sich nicht unter die Säge gelegt. Er hatte sich auch nicht selbst gefesselt. Da mußte jemand aus dem Institut seine Hände im Spiel gehabt haben. Das war der Polizei klargewesen und auch den Mitarbeitern. Sie machten sich besondere Sorgen, denn keiner traute mehr dem anderen.
Offen wurde es nicht ausgesprochen. Aber jeder dachte so, jeder beobachtete heimlich den anderen und wartete auf einen Fehler. Die Tat hatte die ansonsten kollegiale Atmosphäre innerhalb des Instituts vernichtet. Das stand fest.
Auch zwischen Larissa Larkin und Ed Quinn hatte sich eine dünne Mauer aus Mißtrauen aufgebaut. Keiner traute dem anderen so richtig mehr über den Weg. Angesprochen hatten die beiden das Thema nicht, aber man beobachtete sich schon gegenseitig.
Ich bin es nicht gewesen! dachte Larissa. Aber was ist mit Ed? War er zu einer derartigen Tat fähig?
Sie hätte diese Frage weder bejahen noch verneinen können. Ihr fiel nur ein, daß sie eigentlich zu wenig von ihm wußte. Sie war einige Male in seiner Wohnung gewesen. Dort hatten sie auch miteinander geschlafen. Erst jetzt, wo sie näher über den Kollegen nachdachte, fiel ihr ein, daß in der Wohnung nichts Persönliches vorhanden gewesen war. Sie hatte sich dort wie in einem Hotelzimmer gefühlt.
Die Räume waren zwar nett eingerichtet, das war alles. Ansonsten fehltees an den persönlichen Dingen. Nichts wies auf den Mieter hin.
Ed ein Killer? Einer, der einen anderen festschnallte, um ihm mittels einer Kreissäge den Kopf abzuschneiden?
Larissa kam damit nicht zurecht. Sie schüttelte wegen ihrer Gedanken den Kopf. Nein, das traute sie Ed nicht zu. So etwas kam überhaupt nicht bei einem ihrer Kollegen in Frage. Da mußte ein Fremder eingedrungen sein, der Manski sehr gehaßt hatte und mehr über ihn wußte als alle anderen.
Auch so ein Problem.
Niemand kannte Manskis Background. Er war aus dem Osten gekommen, das allerdings lag schon einige Jahre zurück. Larissa wußte nur, daß er bei verschiedenen Firmen gearbeitet hatte, um schließlich bei ihrem Institut zu landen.
Auch dort war er mehr ein Einzelgänger gewesen, der einzig und allein für seine Forschungen gelebt hatte. In seinem Labor hatte er sich sogar ein Bett aufstellen lassen, denn oft blieb er auch in den Nächten am Arbeitsplatz.
Larissa wußte nicht einmal, wo er jetzt lebte. Es gab wohl eine Adresse, aber wer kannte die schon?
Möglicherweise der Chef. Der allerdings hielt sich bedeckt. Außerdem war er danach nicht gefragt worden.
Larissa Larkin wurde immer nervöser. Sie trommelte mit den Fingerkuppen auf den Lenkradring, spürte in ihrem Körper das berühmte Kribbeln und wäre am liebsten ausgestiegen und wieder zurück in das Institut gegangen, um Quinn zu holen. Allmählich wurde sie müde. Die letzten Arbeitstage waren immer verflucht gewesen, und Schlaf braucht der Mensch nun einmal.
Zudem lag das Institut ziemlich abseits. Auf den Grünen Wiesen gewissermaßen. Wenn sie jetzt verschwand, hätte ihr Kollege sehr weit laufen müssen, um einen Taxistand zu erreichen, denn Busse und Bahnen fuhren um diese Zeit nicht mehr.
»Komm endlich!« sagte sie mit rauher Stimme. »Verdammt noch mal, so lange kann es doch nicht dauern?«
Sie schaute wieder nach links. Dunkel lag das Gebäude vor ihr, in dem sich die Labors befanden. Kein Licht schimmerte hinter einem Fenster. Eds Büro lag an der Rückseite, da war sowieso nicht zu sehen, ob er nun arbeitete oder nicht.
Noch sieben Minuten bis Mitternacht.
Ich werde fahren, dachte Larissa. Ich werde verschwinden, wenn er bis zur Tageswende nicht gekommen ist. So etwas kann er mir nicht antun und mich einfach hier nur sitzen lassen. Das habe ich nicht verdient, und das lasse ich mir auch nicht gefallen, verflucht noch mal.
Sie wollte wieder zur Zigarette greifen und hatte das Stäbchen schon halb aus der Schachtel gezogen, als sie stutzte und mitten in der Bewegung innehielt.
Etwas war anders geworden!
Larissa schob die Zigarette wieder zurück und saß bewegungslos auf dem Sitz. Mit den Händen hielt sie sich jetzt am Lenkrad fest, als brauchte sie diese Stütze.
Etwas war in den letzten beiden Sekunden anders geworden, das stand für sie fest. Sie konnte nicht sagen, was diese Irritation bei ihr hervorgerufen hatte, aber es war etwas gewesen, das einfach nicht in diesen Parkplatz paßte.
Mit einem Wächter hatte es nichts
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