1053 - Die Rache der Geköpften
sich in der Umgebung verteilt. Allerdings gab es einen Hinweis, der einfach nicht übersehen werden konnte.
Früher war es wohl ein Turm gewesen oder ein schmaler Anbau nur. Von ihm war nicht alles zerstört worden. Ein Teil stand noch, und der überragte alle anderen Trümmer.
Suko stieß mich an und deutete auf den Turm. Er hatte den gleichen Gedanken verfolgt wie ich.
Wir näherten uns sehr vorsichtig. Es konnte sein, daß Manski die Umgebung unter Kontrolle hielt und entsprechend reagierte, wenn er sich bedroht fühlte. Das wäre dann schlecht für Larissa Larkin gewesen, aber beide zeigten sich nicht. Dafür rückte der Turmrest näher. Er kam mir vor wie der Mittelpunkt einer schweigenden, gefährlichen Welt.
Wir hatten uns im Zickzack genähert. Suko links, ich rechts. Immer fanden wir Deckung hinter blanken und auch be- und überwachsenen Steinen. Manchmal hörten wir leise Windgeräusche. Das war auch alles. Stimmen vernahmen wir nicht. Es blieb ruhig. In dieser Situation kam es mir verdächtig vor.
Es war wie vorgezeichnet. Der Turmrest besaß einen Eingang. Einfach ein viereckigs Loch in der Mauer, hinter dem die Dunkelheit lauerte. Suko hatte diesen Eingang ebenfalls gesehen. Er war stehengeblieben, winkte kurz, ließ den Arm dann sinken und streckte die Hand dem Eingang entgegen.
Ich nickte zum Zeichen des Einverständnisses. Wenn wir etwas fanden, dann war es im Innern des Turms, der sich natürlich als ideales Versteck eignete.
Den Rest des Wegs legten wir mit schnellen Schritten zurück und verzichteten jetzt auch auf die Deckung. Wir blieben erst dann stehen, als uns der erste Blick in den Turm gelang und wir die nach unten führende Treppe sahen.
Suko verzog die Lippen zu einem wissenden Lächeln. »Es ist alles so, wie man es sich vorstellt. Jetzt brauchen wir nur noch die Treppe hinabzugehen und…«
»Was und?«
Er gab mir die Antwort auf seine Weise. Holte die Dämonenpeitsche hervor, schlug den berühmten Kreis, und die drei Riemen rutschten aus der Öffnung.
Schlagbereit steckte Suko die Waffe wieder in seinen Gürtel. »Alles klar?« fragte er mich. Dabei schaute er zu, wie ich die Kette mit dem Kreuz über den Kopf streifte.
Ich sah seinen skeptischen Blick. »Glaubst du, daß es dir hilft?«
»Man kann nie wissen.«
»Nicht bei Manski.«
Ich ließ das Kreuz trotzdem in der Tasche stecken und drängte mich als erster durch die Öffnung in das darunterliegende Dunkel.
Es war nicht völlig finster, weil noch genügend Tageslicht hineinsickerte, so daß wir auch die ungleichmäßigen Steinstufen erkennen konnten. Allerdings nicht alle. Weiter unten saugte sie Dunkelheit sie auf. Die Treppe war auch breit genug, um zwei Personen nebeneinander Platz zubieten, doch wir verzichteten darauf und gingen hintereinander her. Sehr gespannt, sehr aufmerksam, immer damit rechnend, plötzlich und unerwartet angegriffen zu werden.
Es war eine andere Welt hier. Kühler und feuchter.
Ich hatte fünf Stufen hinter mir gelassen, als ich stehenblieb und meine kleine Lampe hervorholte.
»Sehr gute Idee«, flüsterte Suko hinter mir. »Ich halte sie bereits in der Hand.«
»Dann los!«
Zugleich schossen zwei Lanzen in die Finsternis hinein. Sie zeichneten eine helle Schiene, die nach vorn hin wegkippte und dicht über die Kanten der Stufen hinweg in die Tiefe drang.
Bis zu einem bestimmten Punkt auf einer Treppenstufe. Beide wurden wir durch ein Schimmern oder Blitzen irritiert. Von etwas, das nicht hierherpaßte.
»Da muß was liegen!« flüsterte Suko. Er zog seine Hand wieder zurück und veränderte die Richtung des Lichtstrahls.
Ich tat das gleiche.
Dann sahen wir es!
Auf einer der Stufen vor uns stand ein leicht nach hinten gekippter Kopf…
***
Der Schock dauerte nicht lange. Wir waren auf so etwas vorbereitet gewesen. Das Licht hatte sich auf den Gläsern der Brille verfangen und dort Reflexe erzeugt.
»Manski«, flüsterte Suko. »Das muß einfach Manskis Kopf sein, John. Wir haben ihn.«
Das stimmte. Aber was brachte uns das? Von Larissa Larkin sahen wir nichts.
Bevor wir weitergingen, leuchtete ich bis zum Ende der Treppe und ließ den Lichtkegel dort zu verschiedenen Seiten hin weggleiten. Ich hatte Pech, von der Entführten sah ich nichts.
Der Kopf war jetzt wichtig. Er mußte bewußt auf der Stufe liegen.
Wahrscheinlich sollte er so etwas wie eine Warnung sein und andere davon abhalten, weiterzugehen.
Auf uns traf das nicht zu. Suko stand jetzt neben mir. Er hatte die
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