1053 - Metamorphose der Gläsernen
Fernbleiben vom Vakuum spröde geworden.
In dem schmalen Spalt drückte langsam die innere Haut nach außen. Eine hauchdünne glasartige Schicht bildete sich an der Oberfläche, aber Karo bezweifelte, daß sie ausreichen würde, um den Innendruck des Körpers gegen den fehlenden Druck des Vakuums auszugleichen.
Foster St. Felix, der so etwas wie der Sprecher der Buhrlos an Bord war, rührte sich nicht. Es war nicht festzustellen, ob sein Verhalten von der erlittenen Verletzung herrührte oder von der Apathie, die alle Buhrlos ergriffen hatte. Es war auch nicht für Faldusten festzustellen, ob der Gläserne überhaupt noch lebte.
„Wir müssen ihn an Bord bringen", erklärte er Mesona.
Dann zog er eine Sprühdose aus seiner Raumkombination und drückte sie über dem Riß in der Buhrlohaut ab. Ein sich sofort verdichtender Schaum zog sich über die Wunde.
„Ich mache das", bot sich Mesona an. „Kümmere du dich lieber um die Ordnung hier draußen, bevor noch mehr passiert."
Karo war damit einverstanden. Er alarmierte die SOL und berichtete über den Zwischenfall. Ein Medoteam würde Mesona an der noch offenen Schleuse erwarten.
Die Frau nahm den Buhrlo in Schlepp und steuerte mit Hilfe ihres Antriebsaggregats die Schleuse an.
Ein Mediziner und zwei Medoroboter, die für Unglücksfälle der Buhrlos besonders programmiert waren, standen schon bereit. Da sich Mesone wegen ihrer Bindung zu Righter irgendwie an dem Unglück mitschuldig fühlte, wartete sie das Ergebnis der Untersuchung ab.
Als man die behelfsmäßige Schutzschicht entfernt hatte, die Karo Faldusten auf den Riß gesprüht hatte, zeigte sich, daß sich die Buhrlohaut schon wieder zu schließen begann.
„Ungefährlich", erklärte der Mediziner. „In einer Stunde könnt ihr ihn wieder nach draußen bringen. Er hat das Vakuum bitter nötig."
Mesona war erfreut über diese Nachricht. Zwar zog sie auch ein bequemes Leben einem mit viel Arbeit vor, das sollte jedoch niemals auf Kosten von Leben anderer Menschen gehen.
„Ich komme St. Felix in einer Stunde holen", versprach sie.
Dann ging sie wieder durch die Schleuse nach draußen.
Die zehn Pulks der Buhrlos mit ihren Begleitern waren deutlich auszumachen. An der Raumkombination erkannte sie auch Karo Faldusten. Auf ihn hielt sie zu.
„Ich habe schon gehört, was mit dem alten Buhrlo geschehen ist", teilte ihr der Solaner über Funk mit. „Da hat dein Mann noch einmal Glück gehabt."
Mesona blickte sich um. Sie konnte Righter nirgends entdecken.
„Wo ist er?" fragte sie.
Faldusten räusperte sich. „Er ist verschwunden", gestand er dann etwas kleinlaut.
„Was soll das heißen?" brauste Mesona Huskey auf. „Verschwunden?"
„Das heißt, daß ich nicht weiß, wo er ist. Er muß sich unbemerkt aus dem Staub gemacht haben."
„Oder er ist im All verschollen", ergänzte bissig ein anderer Mann.
„Ihr macht Scherze", vermutete Mesona.
Karo Faldusten glitt langsam auf sie zu. Sie konnte sein Gesicht hinter dem Raumhelm erkennen.
„Es ist kein Scherz, Mesona. Er ist wirklich nicht da. In dem Durcheinander ist er irgendwie verschwunden. An Bord der SOL kann er nicht gegangen sein. Die Schleusenwärter hätten das bemerkt. Ich habe zwei Schiffe angefordert. Sie suchen die nähere Umgebung ab."
Der Solaner deutete in eine Richtung. Dort erblickte Mesona die Positionslichter einer Space-Jet.
Das andere Raumschiff war im Augenblick jenseits der Rundung der SZ-1.
Mesona und Faldusten warteten eine halbe Stunde. Dann kam die Nachricht, daß man von Righter Huskey keine Spur entdeckt habe.
„Im Raum kann er nicht sein", berichtete der Kommandant einer Space-Jet. „Wir haben alles abgesucht und durchgeortet. Also ist er an Bord der SOL."
„Dieser stinkfaule Drückeberger", schimpfte Karo. „Wenn der mir in die Finger gerät, dann kann er etwas erleben."
Mesona Huskey wußte nicht, ob sie sich amüsieren oder ob sie sich Sorgen machen sollte.
*
Atlan nutzte die fünf Stunden, in denen die Buhrlos im Vakuum waren, um gemeinsam mit Tanwalzen die weiteren Pläne durchzusprechen und festzulegen.
Die Situation an Bord der SOL war unbefriedigend. Die Integration der rund 10.000 ehemaligen Orakeldiener in die nur 200 Mann starke Stammbesatzung Tanwalzens warf Probleme auf.
Platz gab es zur Genüge. Daran mangelte es nicht. Es mußte aber eine Versorgungskette aufgebaut werden, die gegenüber den letzten 200 Jahren eine 50fache Leistungsfähigkeit besaß. Das wichtigste
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