Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1054 - Der mentale Sturm

Titel: 1054 - Der mentale Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gefühle zu beenden, denn die Höflichkeit gebot Zurückhaltung und Beachtung der besten Umgangsformen.
    Wenige Meter vor den Raumfahrern blieb das Wesen stehen und sagte (und sie alle verstanden es, weil sie ihre Translatoren aktiviert hatten): „Willkommen beim Dom Kesdschan, liebe Freunde. Mein Name ist Eternazher. Ich bin einer der hundertsechzehn Domwarte und komme, um euch in den Dom zu geleiten."
    Verdammt salbungsvoll! dachte Javier.
    Laut sagte er: „Wir danken dir für den freundlichen Empfang, Eternazher. Ich werde jetzt uns vorstellen...!"
    Nachdem er sich und seine Gefährten namentlich vorgestellt hatte, fragte er sich, was sie wohl im Dom erwarten mochte. Wahrscheinlich war das Innere mit Edelmetallen und kostbarsten Juwelen geschmückt, und vielleicht wurden sie mit schmetternden Fanfarenklängen ...
    Nein, so ein Unsinn! rief er sich selbst zur Ordnung. Ich darf keine Vergleiche mit früheren und heutigen terranischen Gebräuchen ziehen. Vielleicht ist der Dom Kesdschan eine gigantische Positronik oder Hyperinpotronik, gegen die NATHAN nicht mehr ist als ein Schüler gegenüber seinem Lehrer.
    „Folgt mir nun!" sagte Eternazher und wandte sich um.
    Javier wollte gehorchen, aber sein angehobener linker Fuß blieb in der Luft hängen, während er erschrocken auf dem Dom starrte, der soeben unübersehbar geflackert hatte.
    „Was ist das?" flüsterte Omdur Kuwalek, und seine Stimme war nur zu hören, weil Ertruser ein weitaus stärkeres Organ hatten als beispielsweise Terraner.
    Javier ließ seinen Fuß wieder zu Boden sinken, als er sah, was Kuwalek gemeint hatte.
    Die glatte Bodenfläche vor dem Dom hatte sich verändert und war in zahllose brüchige und bröckelnde Steinplatten zerfallen - und das eben noch helle Sonnenlicht war trübe geworden und glich dem der terranischen Mitternachtssonne.
    „Eternazher!" rief Javier, nachdem sein Schock abgeklungen war.
    Der Domwart drehte sich um, und seine Miene schien eine Mischung aus Mitleid und Hochmut auszudrücken.
    „Es ist nichts, wovor ihr euch fürchten müßtet", sagte er. „Ihr könnt mir getrost folgen."
    „Er muß es wissen", meinte Les Zeron. „Und der Dom leuchtet ja wieder im alten Glanz."
    Zögernd setzten die Raumfahrer sich in Bewegung, als Eternazher erneut auf den Dom zuging. Waylon Javier blickte unverwandt auf die nackten, von faltiger hellgelber Haut überzogenen Flügelstummel des Domwarts. In dem Gefühl, inmitten von Unwirklichkeit zu schweben, regte sich der Gedanke, ob die Wesen dieser Art früher einmal richtige Flügel mit Federn gehabt haben und Menschen als Engel erschienen sein könnten.
    Er verwarf diesen Gedanken sofort wieder, aber sein Unterbewußtsein spielte damit und schob seinem! Bewußtsein immer wieder Phantasiebilder unter, die die Landung eines Raumschiffs auf der Erde und die Begegnung zwischen den Ahnen Eternazhers und terranischen Steinzeitmenschen zeigten.
    Plötzlich sank sein rechter Fuß bis zum Knöchel ein. Er wankte und wäre beinahe gestürzt. Betroffen musterte er die Sumpflandschaft, in der er stand. Sein linker Fuß stand auf einer winzigen Grasinsel, während sein rechter Fuß in blubberndem, blasenwerfendem Schlamm steckte.
    Von links hörte er einen halberstickten Schrei. Er blickte hinüber und sah, daß Siria Osinskaja bis zu den Knien im Sumpf steckte und daß Unaire Zahidi und Roi Danton, beide auf einer etwas größeren Grasinsel stehend, sich bemühten, sie herauszuziehen.
    Rasch zog er seinen rechten Fuß aus dem Schlamm und hob ihn auf seine Grasinsel, dann blickte er sich nach Les Zeron und Omdur Kuwalek um, die rechts von ihm gegangen waren.
    Er sah, daß der Ertruser bis zum Hals im Sumpf versunken war und die Augen geschlossen hatte. Irgendwie ärgerte er sich über das Verhalten Kuwaleks. Les Zeron dagegen saß auf einem Baumstumpf und flüsterte unverständliche Worte.
    Wo ist Eternazher?
    Javier blickte nach vorn.
    Und da stand der Domwart! Nein, er schwebte! Die Sohlen seiner Sandalen schwebten unmittelbar über der Oberfläche eines kleinen Teiches! Und schwebend drehte er sich um und hob die Hände.
    „Warum fürchtet ihr euch!" sagte das Wesen so überlegensalbungsvoll, daß Javier die Galle hochkam. „Ihr müßt mir vertrauen, wenn ihr mir an den Ort der Verheißung folgen sollt!"
    Schlagartig verschwand die Sumpflandschaft. An ihre Stelle trat die sandige, leicht gewellte Oberfläche einer Wüste, und die Sonne schien im alten Glanz.
    Javier wandte sich um und war

Weitere Kostenlose Bücher