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1054 - Der mentale Sturm

Titel: 1054 - Der mentale Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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der vertrauten dunklen Stimme.
    „Du hieltest Waylon für Meschescher und beschuldigtest ihn, seinen Vater Keper im Stich gelassen zu haben. Beide Namen stammen aus der altterranischen Geschichte, genauer gesagt aus der Ramses-Dynastie Ägyptens - wie Amon auch, für den du mich hieltest."
    „Aber ich habe mich nie mit altterranischer Geschichte befaßt, Roi", erwiderte Siria Osinskaja. „Diese Namen, die ich genannt haben soll, hatte ich nie zuvor gehört."
    „Das ist allerdings seltsam", sagte Javier.
    „Warum folgt ihr mir nicht?" rief Eternazher.
    Javier blickte auf. Für den Bruchteil einer Sekunde war es ihm, als schwankte der Boden. Er schüttelte den Kopf und blickte noch einmal dorthin, wo der Domwart hätte stehen müssen.
    Aber Eternazher war verschwunden.
    Javier richtete sich auf und sah sich nach allen Seiten um.
    „Er ist weg", stellte er fest. „Eternazher ist spurlos verschwunden. Dabei habe ich doch eben erst seine Stimme gehört. Oder bildete ich mir das nur ein?"
    „Nein, ich habe sie auch gehört", sagte Zahidi.
    Auch seine übrigen Gefährten bestätigten ihm, daß Eternazher zu ihnen gesprochen hatte.
    „Vielleicht ist er ein Teleporter", meinte Les Zeron.
    „Was tun wir jetzt?" fragte Siria.
    „Gehen wir doch in den Dom!" schlug Kuwalek vor. Plötzlich wankte er, dann ging er zitternd in die Knie, verschränkte die Arme vor der Brust und krümmte sich, als litte er starke Schmerzen.
    Javiers Armband-Funkgerät summte. Er schaltete es ein und erblickte auf der Bildscheibe Meng Faischüs Gesicht. Es wirkte verstört.
    „Was gibt es, Meng?" fragte er.
    „Ich ... ich verstehe das nicht", stammelte Faischü. „Vor einer halben Minute fingen wir ein automatisches Notsignal auf, wie es für die Raumschiffe der Hanse und der LFT gilt.
    Ich habe sofort versucht, die BASIS anzurufen und zu fragen, ob man dort den Notruf ebenfalls aufgefangen hätte. Aber... aber die BASIS meldet sich nicht. Sie meldet sich nicht, Waylon!"
    Javier mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, um ruhig zu bleiben.
    „Keine Panik, Meng!" mahnte er. „Habt ihr die BASIS in der Ortung?"
    Faischü holte tief Luft.
    „Ja, und sie steht unverändert im stationären Orbit über dem Dom Kesdschan."
    Unaire Zahidi trat neben Javier. Er hatte sein Funkgerät ebenfalls eingeschaltet.
    „Ich schlage vor, wir lassen eine Space-Jet kommen und fliegen damit zur BASIS, Waylon", sagte er. „Das Notsignal muß von ihr gekommen sein."
    „Einverstanden", erwiderte Javier. „Du hast mitgehört, Meng?"
    „Ja, Waylon. Ich schicke die Space-Jet sofort los."
    „Was kann da passiert sein?" fragte Zeron.
    Javier blickte nach oben, als könnte er am hellen Tage die BASIS im Weltraum stehen sehen. Er preßte die Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien. Die Sorge um seinen Sohn machte ihn halb verrückt. Es war so gut wie unmöglich, daß die Kommunikationsfähigkeit der BASIS absolut gestört wurde. Wie alle Aggregate, so war auch der Hyperkom dreifach vorhanden, und niemand konnte ihm, Waylon Javier, weismachen, daß alle drei Hyperkome ausgefallen sein könnten.
    „Warum kümmert ihr euch nicht um Omdur?" fragte Siria anklagend. „Er scheint furchtbare Schmerzen zu haben."
    Erleichtert darüber, daß er wenigstens vorübergehend von seiner Sorge um die BASIS und um Oliver abgelenkt wurde, sprang Javier zu dem Ertruser, der noch immer kniete und sich krümmte. Über das grobporige Gesicht Kuwaleks rannen Schweißbäche.
    Javier riß seine Medobox auf, entnahm ihr drei Injektionspflaster zur Schmerzstillung, zog die Versiegelungen ab und preßte sie in Kuwaleks Nacken.
    Der Ertruser stöhnte. Danach öffnete er den Mund und atmete mehrmals tief durch.
    „Kannst du mich verstehen, Omdur?" rief Javier ihm ins Ohr.
    Kuwalek nickte schwer, dann sagte er mit dumpfer Stimme: „Warum habt ihr das getan? Warum habt ihr mich von Sirtan getrennt, Waylon?" Er blickte auf, und aus seinen Augen quollen Tränen.
    Javier wußte, daß Kuwalek und der Siganese Empathen waren und zwar untereinander.
    Deshalb hatte man sie ja zu einem Einsatzteam zusammengestellt. Wenn beide bei Bewußtsein waren, konnte jeder die Emotionen des anderen wahrnehmen, sogar über Lichtjahre hinweg.
    Er legte dem Ertruser eine Hand auf die Schulter.
    „Aber liegt Sirtan denn nicht mehr im Koma, Omdur?"
    Kuwalek schüttelte den Kopf und blickte ihn traurig an.
    „Etwas hat ihn geweckt, aber sein Bewußtsein so intensiviert, daß es auszubrennen droht. Gleichzeitig

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