1056 - Blutsauger Costello
Sekunden seines Daseins entspannte sich auch sein Gesicht. Es verlor den bösen Ausdruck und auch den Schrecken.
Er war tot und wieder zu einem normalen Menschen geworden. Ich hatte ihn durch meine Aktion erlöst.
Es war für Karina Grischin eine Premiere gewesen. Sie hatte nur zugeschaut und holte jetzt heftig Luft. Dann ließ sie ihre Waffe sinken. »Mein Gott«, sagte sie nur. »Das… das… hätte ich niemals für möglich gehalten.« Sie sprach die Worte, obwohl sie selbst schon einen Vampir erledigt hatte.
Ich wußte, daß es an meinem Kreuz lag. Sie betrachtete es voller Ehrfurcht und mit einer gewissen Vorsicht.
Den Arm mit der kleinen Leuchte ließ ich sinken und schwenkte ihn auf eine andere Gestalt zu, die sich keuchend am Boden wand und beide Hände gegen ihren Kopf gepreßt hielt.
Auch Karina hatte den Weg des Lichts verfolgt. »Ja«, bestätigte sie noch einmal, »das ist Franco. Das ist Costellos Privatkiller, der auch mich hatte umbringen wollen. Er hat Glück im Unglück gehabt. Wäre er hier unten gewesen, dann wäre auch er erwischt worden.«
»Womit wir beim Thema wären«, sagte Suko, der sich umschaute und auch den großen Bereich hier ableuchtete. Wir kannten den Tisch, unter dem wir gelegen hatten. Es war geschossen worden. Die Mafiosi hatten uns gesucht. Nun waren sie verschwunden. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen«, sprach Suko weiter, »daß nur dieser eine Typ zum Blutsauger gemacht worden ist. Da muß es noch andere geben, und die müssen wir finden. Wahrscheinlich ist keiner von Costellos Leuten normal. Sie werden alle zu einer Beute dieser Blutsauger geworden sein, denke ich mir, so daß wir jetzt mit der Suche beginnen können.«
Da hatte er recht. Aber wo anfangen und wo aufhören? Das Haus war groß. Es gab Verstecke. Uns würde eine Durchsuchung helfen, andere Untote aufzustöbern.
Auf der anderen Seite mußten wir auch Costello haben. Er war das nächste Problem. Bei ihm wußten wir nicht, ob er noch normal existierte oder schon als blutleere Gestalt in seinem Rollstuhl hockte.
Wir alle hörten ein Geräusch. Etwas schabte über den Boden. Suko war am schnellsten. Er leuchtete in die entsprechende Richtung, so daß auch Karina und ich den Stuhl sahen, der sich wie von allein über den Boden bewegte.
Das war natürlich nicht möglich. Es gab jemand, der ihn schob, der dabei aber kniete. Vielleicht hatte er ihn nur als Stütze nehmen wollen, um auf die Beine zu kommen. Das war auf dem glatten Boden nicht möglich gewesen. Deshalb schob er ihn jetzt vor sich her.
Suko und ich liefen zu ihm. Es war so, wie wir es uns gedacht hatten. Der Untote mußte erst vor kurzem aus seinem Vampirschlaf erwacht sein. Er hatte sich noch nicht zurechtgefunden, war noch schwach, aber er drehte den Kopf und sah uns in seiner Nähe. Sofort erwachte in ihm die Gier.
Den Stuhl ließ er los, wollte sich drehen, konnte sich nicht fangen und fiel nach vorn. Dabei bewegte er seine Arme schwenkend und auch irgendwie hilflos.
»Es tut mir leid«, sagte Suko, »aber es geht nicht anders.« Er schlug mit seiner Dämonenpeitsche zu. Die Riemen trafen den Rücken des Wiedergängers, ohne daß er es noch geschafft hätte, wieder auf die Beine zu kommen.
Zuckend blieb er noch einige Sekunden auf dem Bauch liegen. Dann bewegte auch er sich nicht mehr.
Karina stand neben uns und schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal«, sagte sie. »Damit muß man erst mal fertig werden. Das… das ist für mich eine ganz andere Welt. Damit hätte ich niemals gerechnet. Das ist der nackte Wahnsinn.«
»Und erst der Anfang«, sagte ich. »Wir haben es hier nicht nur mit Costello und seinen möglicherweise veränderten Personen zu tun. Es geht auch noch um einen anderen, um Will Mallmann. Er ist es, der im Hintergrund die Fäden zieht.«
»Nur im Hintergrund, John?«
»Was meinst du damit?«
»Ich kann mir vorstellen, daß er durchaus seine Vampirwelt verlassen hat und sich hier irgendwo aufhält«, sagte Suko. »Er will die Macht, und diese Gelüste beschränkt er nicht unbedingt auf seine Blutsauger. Für ihn sind auch die Menschen wichtig.«
Ich hatte nicht ganz begriffen. »Die er aber zu Blutsaugern machen wird.«
»Das versteht sich. Mit seinen Blutsaugern habe ich auch nur die aus der Vampirwelt gemeint.«
»Zu denen Tyra, Kesslee und Tronk gehören. Die zudem wie vom Erdboden verschwunden sind.«
»Dann glaubst du nicht, daß sie sich noch hier im Haus aufhalten?« fragte Karina.
»Ich kann es
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