1056 - Blutsauger Costello
war…
***
Ich hatte geduscht, mich dann ausgezogen und war ins Bett gegangen. Es bahnte sich eine Nacht an, wie ich sie kannte. Ich würde im Bett liegen und kaum Schlaf finden. Die Ereignisse des verflossenen Tages waren einfach zu turbulent gewesen, und die Erinnerung daran kam immer wieder hoch. Ich dachte daran, daß wir möglicherweise Fehler begangen hatten. Ich suchte nach ihnen, fand aber kaum welche. Trotzdem war man im nachhinein schlauer.
Logan Costello war natürlich wichtig. Aber es gab einen, den ich auf eine gleiche Stufe mit ihm stellte, wenn nicht noch höher: Will Mallmann, alias Dracula II. Lange hatten wir nichts mehr von ihm gehört. Uns war natürlich klar, daß er sich nicht zurückgezogen hatte. Im Gegenteil, er hatte sich an alte Zeiten erinnert und auch an einen Logan Costello, den er nun als Vampir vor seinen Karren gespannt hatte. Daß Costello noch ein normaler Mensch war, daran sollte glauben wer wollte, ich tat es jedenfalls nicht.
Das Licht hatte ich zwar ausgeschaltet, trotzdem war es nicht stockfinster im Schlafzimmer. Links von mir lag das Fenster. Das Rollo war vor die Scheibe gezogen worden. Durch die Spalte zwischen den Lamellen sickerte das graue Nachtlicht und hinterließ auf dem Bett ein geheimnisvoll aussehendes und streifiges Muster.
Nach Mitternacht wurde es auch in der Riesenstadt London ruhiger. So hörte ich kaum ein Geräusch. Auch aus dem Haus selbst nicht. Die Mieter hier schliefen.
Mich machte die Ruhe irgendwie nervös. Ich stand wieder auf, ging in die Küche und trank einen Schluck Wasser.
Besser ging es mir kaum, aber ich hatte meinen Durst gelöscht. Der Druck blieb nach wie vor bestehen. Ich grübelte darüber nach, was Mallmann und Costello vorhatten.
Daß Suko und ich auf ihrer Liste standen, konnte ich mir denken. Mallmann wollte mich tot sehen, Costello ebenfalls. Am liebsten wäre es ihnen gewesen, wenn sie mich in ihren verfluchten Reigen hätten aufnehmen können.
Dem hatte ich bisher einen Riegel vorschieben können und hoffte, auch weiterhin Glück zu haben.
Ich ging wieder zurück ins Schlafzimmer. Während ich über die Schwelle schritt, fiel mein Blick automatisch auf das Fenster gegenüber. Das Rollo hing davor, und ein Großteil der Sicht wurde mir genommen. Aber es gab Lücken.
Dahinter sah ich eine Bewegung!
Zuerst dachte ich an eine Einbildung. Aber die Bewegung blieb und irgendwo auch auf das Rechteck des Fensters konzentriert. Ich wartete noch ab. Automatisch tastete ich dorthin, wo sich das Gewicht des Kreuzes verteilte.
Keine Erwärmung…
Flog ein Vogel an meinem Fenster vorbei? Diese Frage verneinte ich. Ein Vogel wäre längst weitergeflogen. Der Schatten aber hielt sich, als wollte er mich locken.
Ich hatte meine Erfahrungen im Laufe der Jahre sammeln können und schon mehr als einmal meinen Erzfeind Mallmann als Schatten gesehen. Deshalb konnte ich mir gut vorstellen, daß er gekommen war, um mich zu verhöhnen.
Ich ließ die Beretta, wo sie war. Das Kreuz war Schutz genug. Auf leisen Sohlen huschte ich über den Teppich hinweg und näherte mich dem Fenster von der Seite.
Dann blieb ich stehen, streckte den rechten Arm aus und schob mit den Fingern zwei Lamellen hoch.
Die Sicht wurde besser! Der Schatten schwebte vor dem Fenster. Er bewegte sich auf und ab wie im Tanz und nach einer Melodie, die nur er hörte.
Mit einem Ruck zog ich das Rollo ganz hoch!
Der Blick war frei, und ich sah, wen ich sehen wollte.
Zwei Schwingen, dazwischen ein Gesicht und ein blutig rotes D darauf.
Mallmann war da!
***
Kesslee und Tronk hatten nicht lange zu warten brauchen. Die Chance hatte sich sehr schnell ergeben. Ein Spätheimkehrer fuhr seinen Wagen in die bogenförmige Zufahrt der Tiefgarage hinein. Er hatte seine Karte in den Schlitz an der Säule gesteckt und dafür gesorgt, daß das Tor in die Höhe schwang.
Darauf hatten die beiden Vampire gewartet. Geduckt, möglichst lautlos und im Schatten der Mauer liefen sie hinter dem Wagen her, stets die roten Rückleuchten im Auge.
Sofort hinter der Zufahrt bog der Fahrer nach rechts ab, um seinen Stellplatz anzufahren.
Kesslee und Tronk nahmen die andere Seite. Sie hörten wie sich das Tor wieder nach unten bewegte und konnten mit dem ersten Teil ihres Plans sehr zufrieden sein. Sie waren im Haus, wenn auch noch nicht an der richtigen Stelle.
Kaum etwas wies noch auf die beiden Blutsauger hin, die man aus dem Bunker kannte. Sie hatten getrunken, sie waren erstarkt, und sie
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