1056 - Blutsauger Costello
könnten es versuchen.«
Sir James nickte. »Ich bin dabei.« Er stand auf. Wie wir klammerte er sich ebenfalls an diesen Strohhalm, der mir allerdings mehr als dünn vorkam…
***
Franco lag auf seiner Pritsche, schlief aber nicht. Er hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte zur Decke. Die Zellen hier unten waren noch vom alten Schlag. Es gab zwar keine Gittertüren, doch wer hier unten lag, der kam sich schon eingeschlossen vor, denn er wußte auch, daß sich der Trakt in der Erde befand.
Sir James hatte noch telefonisch mit den spurensuchenden Kollegen im Haus des Mafioso gesprochen und angeordnet, daß alles Material zu ihm gebracht wurde. Mittlerweile war dort auch die Mordkommission eingetroffen, denn man hatte im Keller den toten Marco Versini entdeckt.
Als wir zu dritt die Zelle betraten, bewegte sich Franco müde und schaute uns entgegen. »Ach, hoher Besuch. Kann man nicht einmal um Mitternacht seine Ruhe haben?«
»Nein«, sagte Sir James. »Das ist heute für Sie nicht drin. Wir haben mit Ihnen zu reden.«
»Will ich denn?«
»Es wäre besser für Sie!«
Der Mafioso lachte und setzte sich auf. Er rieb durch sein Gesicht. Wir erkannten, daß seine Müdigkeit nicht gespielt war. »Wenn Sie mit mir über Logan Costello sprechen wollen, dann sage ich Ihnen gleich, daß ich nicht Ihr Mann bin.«
»Die Entscheidung überlassen Sie bitte uns.«
»Fragen Sie die Russin.«
»Karina Grischin war nur knapp einen Monat bei Costello. Sie über Jahre hinweg.«
»Na und?«
»Da wird sich zwischen Ihnen beiden so etwas wie ein vertrauliches Verhältnis aufgebaut haben, denke ich.«
Er winkte ab. »Das ist Unsinn. Das gibt es nicht. Ich habe ihn beschützt und ihn bedient.«
»Richtig!« stellte ich fest. »Nur ist das vorbei. Nicht allein für Sie, auch für Costello. Denn er wird nicht mehr das sein, was er einmal gewesen ist.«
Franco stellte sich dumm und grinste uns an. »Was meinen Sie denn damit?«
»Logan Costello hat sich einen falschen Partner ausgesucht. Einen gewissen Will Mallmann. Er trägt zwar einen menschlichen Namen, ist aber kein Mensch.«
Franco schwieg. Er wußte Bescheid. Er hatte erleben müssen, was mit seinen Kumpanen geschehen ist. Er selbst war ja angegriffen worden, und da hatten wir ihm praktisch das Leben gerettet.
»Vampire«, sagte Suko, »sind den Menschen normalerweise überlegen, wenn man nicht die richtigen Waffen besitzt, um sie zu stoppen. Sie haben diese Waffen nicht, Franco, das konnten wir erleben. Wären wir nicht gewesen, würden auch Sie jetzt zu dieser Brut gehören. Wir verlangen von Ihnen keine Dankbarkeit. Nur ein wenig Kooperation. Das kostet Sie gar nichts.«
Er überlegte. Er war durcheinander. Vor uns saß nicht mehr der abgebrühte Killer. Die kaum nachvollziehbaren Ereignisse hatten auch bei ihm starke Spuren hinterlassen.
»Ich bin davon selbst überrascht worden. Damit habe ich nicht gerechnet.«
»Klar, das glauben wir Ihnen«, sagte ich. »Und Costello hätte auch Sie eiskalt geopfert.«
Nach dieser Bemerkung traf mich ein ebenfalls eiskalter Blick. Überzeugt war er davon noch nicht.
»Ja, es stimmt.«
»Costello hat nichts gewußt.«
»Was hat er nicht gewußt?«
»Daß es so laufen würde.«
»Da sind Sie sich sicher?«
»Eigentlich schon.«
»Warum?«
»Er hätte es mir gesagt. Zumindest angedeutet.«
»Was hat er Ihnen denn überhaupt gesagt?« fragte Sir James. »Worüber hat er mit Ihnen gesprochen?«
»Nicht über seine Pläne.«
Die nächste Frage stellte Suko. »Auch nicht über eine Person namens Mallmann?«
»Nur indirekt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Logan Costello sprach hin und wieder davon, daß sich die Dinge verändern würden. Und zwar zu seinen und unseren Gunsten. Er wollte seine Macht ausbauen. Er war drauf und dran, den großen Plan in die Tat umzusetzen. Dazu benötigte er jemand. Einen Helfer, einen mächtigen Mann im Hintergrund. Er hat sich öfter an die alten Zeiten erinnert, mir aber nie so recht gesagt, was er damit meinte. Er sprach höchstens von Dingen, die kaum jemand versteht. Das war alles. Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
»Dann ist der Name Mallmann nicht gefallen?« erkundigte ich mich.
»Nein.«
»Auch nicht, was dieser andere Partner für eine Macht hat?«
Der Killer hob die Schultern. »Costello hat darum herumgeredet, mehr weiß ich nicht. Er war davon überzeugt, der mächtigste Mann in London zu werden?« Franco hob den Kopf. Vor seiner Frage grinste er
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