1058 - Vampir-Chaos
Oder bist du überrascht worden?«
»Ich fühle mich wohl, Chinese. Und ich werde mich noch wohler fühlen, wenn ich zuerst das Blut meiner Leibwächterin getrunken habe und mich dann mit dir beschäftigen kann.« Seine Haltung veränderte sich nach diesen Worten. Er sah aus wie ein Mensch, den ein Kraftstrom durchschossen hatte. Costello richtete sich auf. Er krallte seine Hände um die Lehnen und wirkte wie ein Mann, der sich aus dem Rollstuhl hochstemmen wollte.
Das schaffte er nicht. Da war die Natur dagegen. Er war fertig. Er war kaputt, aber seine Stimme troff vor Vorfreude, als er Karina Grischin ansprach.
»Komm her!«
Sie wußte, daß sie gemeint war. Ein kurzes Zucken mit den Schultern, ein scharfer Atemzug. Dann verengte sie die Augen. Suko kannte diese Reaktionen. Er wußte genau, daß Karina dicht davor stand, etwas Unüberlegtes zu tun. Deshalb warnte er sie mit leiser Stimme. »Nicht! Du mußt dir Zeit lassen!«
»Ist schon gut.« Sie entspannte sich wieder.
»Ich wiederhole nur ungern einen Befehl!« erklärte Costello. »Ich möchte dir nur sagen, daß ich dein Blut auch trinken kann, wenn du angeschossen bist. Also komm her!«
»Geh schon…«
»Nur die Ruhe, Suko.« Karina hob leicht den rechten Arm an. Eine Geste, die Costello beruhigen sollte, was auch eintrat, denn er selbst tat zunächst nichts.
Sie ging auf ihn zu.
Suko mußte abwarten. Er konnte nichts tun. Er stand jetzt auf verlorenem Posten. Die vier Mündungen redeten eine verdammt deutliche Sprache, der er nichts entgegensetzen konnte.
Noch nicht…
Er bewegte seine Augen. Er sah die Fenster. Dahinter lauerte die Finsternis. Suko suchte nach irgendwelchen Bewegungen, denn er vertraute nach wie vor auf Sir James und auch auf die Mitglieder des Einsatzkommandos. Sie waren nicht in der Nähe. Es wäre auch fatal gewesen, hätten sie sich gezeigt.
Karina ließ sich nicht beirren. Sie zeigte keine Angst, obwohl sie wußte, daß sie zu ihrer eigenen Hinrichtung schritt.
Costello glotzte ihr entgegen. Sein Mund stand wieder offen. Die Lippen zitterten vor Gier. Und dieses Zittern übertrug sich auf seine Vampirzähne.
Er bewegte seine Hände, zog die Finger zusammen und hob die Arme dann von den Lehnen weg, um freies Greifen zu haben. Er wollte Karina, er wollte ihr Blut. Er war siegessicher, aber er wußte nicht, daß sie noch eine mit Silberkugeln geladene Beretta trug.
Das war ihr Trumpf. Eine Waffe als große Hoffnung, auf die auch Suko setzte.
Sie blieb stehen, als sie Costello fast erreicht hatte. Dem Mafioso war es nicht nahe genug. Er streckte die Arme aus so weit wie möglich und bewegte seine Hände winkend. »Komm her! Komm her zu mir! Komm näher heran, verdammt…«
Sie tat es. Diesmal zögernd. Karina und Suko hörten das Hecheln des Vampirs. Costello war hungrig. Er konnte es nicht erwarten, die Zähne endlich in den Hals seiner ehemaligen Leibwächterin zu schlagen, die äußerlich immer noch keine Angst zeigte, obwohl sie von zwei Mündungen bedroht wurde.
Suko wunderte sich darüber, daß Dracula II noch nicht erschienen war. Wollte er Costello das Feld allein überlassen? Das war nicht seine Art, denn auch er hielt sich gern genau dort auf, wo die Action passierte. Seine Augen bewegten sich wieder. Er suchte nach einer Möglichkeit, selbst einzugreifen, aber auch er wurde bewacht. Die Befehle hatten ausgereicht, um die Blutgier der Vampire zu überdecken.
Costello packte zu. Wie eine Klammer war die Hand, als sie den linken Arm der Russin in Ellbogenhöhe umfasste. Kaum hatte er sein zukünftiges Opfer berührt, da heulte er auch schon auf und war wie verrückt. Er zitterte, er riß sie zu sich heran.
Karina ließ sich fallen.
Sie landete wie eine Bittstellerin auf seinem Schoß und kniete dabei. Es war ein Bild, wie Costello es sich wünschte. Er heulte wieder auf, aber sie lag noch nicht richtig für den Biss.
Suko mußte sich so stark wie selten zusammenreißen, um nicht durchzudrehen. Der Schweiß hatte seine Handflächen glatt gemacht. Er spürte den Druck hinter seinen Augen. Er war zu einem Statist degradiert worden und mußte immer wieder an die Mündungen der Maschinenpistolen denken, die auf ihn gerichtet waren.
Die Finger der Mafiosi lagen an den Abzügen. Bei der geringsten falschen Bewegung würden sie abdrücken. Noch gab es keinen Grund, auch wenn Costello damit beschäftigt war, die Frau so hinzulegen, daß er beißen konnte.
Seine krummen Finger hatte er in das Haar der Frau gekrallt,
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