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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fremdwesen war von Menschenhand getötet worden. Wir wollen es nicht, ging es ihm durch den Sinn, aber manchmal geschieht es trotzdem, daß wir den Mächten der Zerstörung in die Hände arbeiten.
    „Es läßt sich nichts mehr daran ändern", sagte er schließlich. „Ihr beide braucht ein paar Stunden Ruhe. Seht zu, daß ihr in euer Quartier kommt. Ich veranlasse, was hier noch zu tun ist."
    Geoffry und Irmina entfernten sich wortlos. Perry rief eine Gruppe von Spezialrobotern herbei und gab ihnen den Auftrag, die Zelle zu demontieren. Die giftige Atmosphäre im Innern des Würfels wurde abgepumpt, die Zelle mit normaler Atemluft gefüllt. Die Aussparung des künstlichen Schwerefelds wurde beseitigt. Die Roboter entfernten die starken Glassitscheiben aus ihrer Verankerung und brachten sie in einen Ersatzteilraum. Übrig blieb das Gestein, das man von draußen hereingebracht hatte, um der EM-Amöbe den Aufenthalt in der Zelle so angenehm wie möglich zu machen.
    „Was soll mit den Steinen geschehen?" erkundigte sich einer der Roboter.
    Perry antwortete nicht sofort. Lohnte es sich, die Gallerttröpfchen zu analysieren? Er wußte es nicht.
    „In der Nähe der Südschleuse liegt ein leerer Lagerraum", sagte er. „Schafft sie dorthin."
     
    *
     
    „Es ist ein langwieriges Unterfangen", sagte Carfesch, der ehemalige Gesandte des Kosmokraten Tyrik, „aber eines Tages wird es mir gelingen."
    Carfesch kniete vor einem niedrigen Sessel, in den Alaska Saedelaere sich bequem zurückgelegt hatte. Der Transmittergeschädigte hatte die Maske abgenommen. Der Anblick des Cappin-Fragments, der Wesen von herkömmlicher Mentalstatur in den Wahnsinn trieb, machte ihm nichts aus. Die klauenähnlichen Auswüchse seiner Hände, durch winzige Symbionten sensitiviert, waren in den Organklumpen eingedrungen und versuchten, den Mechanismus zu ertasten, der ihn mit Alaskas Gesicht verband. Die Prozedur war schmerzlos. Alaska hatte Gelegenheit, sich zu entspannen.
    „Ich habe lange genug damit gelebt, um mich daran zu gewöhnen", sagte er. „Die Welt geht nicht unter, wenn du keinen Erfolg hast."
    Carfesch war groß - knapp zwei Meter - dabei von überaus schlanker, fast zerbrechlicher Gestalt. Die Schultern standen weit nach vorne. Sein Gesicht war ein Mosaik aus achteckigen, strohfarbenen Hautplättchen. Die großen Augen traten halbkugelförmig aus den Höhlen und waren von reinstem Saphirblau. Anstelle der Nase besaß der Sorgore einen organischen Filter, der beim Atmen leise knisterte. Der Mund war eine lippenlose Öffnung in der breiten Kinnpartie. Carfeschs Stimme war sanft und melodisch und hatte mitunter eine leise hypnotische Wirkung.
    „Ich werde Erfolg haben", sagte er. „Es ist nur eine Frage der Zeit. Das Fragment ist bereits gelockert. Wir brauchen nur ..."
    „Horch!" unterbrach ihn Alaska und richtete sich so abrupt auf, daß der Sorgore Mühe hatte, seine Greifwerkzeuge rechtzeitig zurückzuziehen.
    Carfeschs und des Maskenträgers Quartiere lagen in unmittelbarer Nähe der Südschleuse. Das Geräusch, das Alaska gehört hatte, war das dumpfe Summen des inneren Schleusenschotts. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war zwei Stunden nach Mitternacht - die Expedition hatte für die Dauer ihres Aufenthalts auf EMschen die Zeitrechnung der Rotation dieser Welt angepaßt.
    „Um diese Zeit hat niemand mehr draußen zu sein", sagte er. „Die Sperrzeit gilt von zwei Stunden nach Abbruch der Dunkelheit..."
    „Willst du der Wächter sein?" unterbrach ihn Carfesch mit freundlichem Spott.
    „Wer sonst?" antwortete Alaska schroff. „Reich mir die Maske!"
    Der Sorgore gab ihm das maskenförmige Gebilde, das der Transmittergeschädigte bei Tag und bei Nacht trug, um zu verhindern, daß ein Mitmensch durch den Anblick des Cappin-Fragments geschädigt wurde. Alaska sprang auf, nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Maske richtig saß.
    Er öffnete die Tür und spähte auf den Korridor hinaus. Die Lichter waren gedämpft, kein Mensch zu sehen. Die Schleuse lag zur Rechten. Das innere Schott war geschlossen.
    Alaska bedachte die Möglichkeit, daß das Gehör ihm einen Streich gespielt hatte.
    Aber dann wandte er sich an Carfesch.
    „Ich gehe nachsehen", sagte er.
     
    *
     
    Die Schaltleiste befand sich an der Wand rechts neben dem Schott. Für den Fall, daß sich jemand im Innern der Schleusenkammer befand, hätte das rote Sperrlicht leuchten müssen. Es war dunkel. Alaska betätigte den Öffnungsschalter. Das Schott

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