1059 - Fels der Einsamkeit
der EM-Amöbe in Kontakt gekommen war - einer rigorosen Dekontamination unterzogen werden müsse.
Alle Vorbereitungen waren getroffen. Gucky und Fellmer Lloyd erklärten sich fit und bereit, die ihnen zugedachte Aufgabe zu übernehmen. Alle Müdigkeit schien von ihnen abgefallen. Die Erregung, die sie erfüllte, neutralisierte den ermüdenden Einfluß, der bisher ungebremst auf sie eingewirkt hatte.
In der Umgebung des Labors, in dem die Zelle stand, erlosch jede Aktivität. Die Lichter wurden gedämpft. Es war dafür gesorgt, daß keinerlei Störung die Konzentration der beiden Telepathen beeinträchtigte, während sie sich bemühten, Kontakt mit einer der fremdartigsten Lebensformen aufzunehmen, denen die Menschheit im Lauf ihrer zweitausendjährigen Raumfahrtgeschichte begegnet war.
Denen, die die Gabe der Telepathie nicht besaßen, blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Perry Rhodan, Geoffry Waringer und Irmina Kotschistowa saßen in einem kleinen Raum an der Grenze der Sperrzone, die das Labor umgab. Gesprochen wurde wenig.
Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Eine Stunde verstrich. EMschens kleine Sonne war inzwischen längst hinter dem Horizont verschwunden. Perry hatte die beiden Mutanten angewiesen, ihren Kommunikationsversuch nicht über zwei Stunden auszudehnen. Im Augenblick der ersten Erregung war ihre Müdigkeit verflogen, aber sie würde zurückkehren. Er durfte Gesundheit und Wohlbefinden zwei der wichtigsten Mitglieder seines Stabes nicht frivol aufs Spiel setzen.
Er hatte sich nach Nikki Frickels Befinden erkundigt. Die Begegnung mit dem Rollschwamm hatte ihr psychisch zugesetzt, aber sie war wohlauf. Ihre Überlebensmontur war in Quarantäne genommen worden. Es ging darum, die Schleimspuren zu analysieren, die der Schwamm auf der Helmscheibe hinterlassen hatte.
An der Peripherie des Lagers war alles ruhig. Ein Großteil der Rollschwämme hatte sich mit unbekanntem Ziel zurückgezogen; nur noch acht befanden sich inmitten des Walls, den die Kriechschwämme entlang der Diaspongin-Grenze bildeten. Der Wall allerdings war in stetigem Wachstum begriffen. Pro Stunde strömten durchschnittlich eintausend Kriechschwämme herbei und trieben die Wallkrone in die Höhe.
Wie lange noch?
Was erwartete er von dem Versuch, den Gucky und Fellmer Lloyd unternahmen? Einen Hinweis auf die Porleyter? Wohl kaum. Die EM-Schwämme, ob kriechend oder rollend, waren ohne Zweifel eingeborene Lebensformen. Die Amöben, wiewohl intelligent, waren mit einem Bewußtsein begabt, dessen Tätigkeit entlang derart exotischer Bahnen verlief, daß wahrscheinlich auch die Porleyter Schwierigkeit gehabt hätten, sich mit ihnen zu verständigen. Aber selbst wenn die Vorläufer des Wächterordens auf EMschen gewesen waren und die Amöben sich an dieses Vorkommnis erinnerten - per Urerlebnis oder durch Überlieferung -, wie wollte er davon erfahren? Das Experiment, das die beiden Mutanten betrieben, war notwendig; er wollte sich später nicht vorwerfen lassen, daß er nicht alles versucht hatte, um eine Verständigung mit der fremden Intelligenz zu erzielen. Aber er glaubte nicht an einen Erfolg.
Er sah auf, als die Tür sich öffnete. Fellmer Lloyds Miene war eine Studie in Gram.
Gucky bewegte sich schwerfällig und hatte gegen seine sonstige Gewohnheit vorerst nichts zu sagen.
Geoffry Waringer sprach als erster.
„Ich nehme an, es war schwierig."
Perry sah auf die Uhr. Von den vereinbarten zwei Stunden waren noch zehn Minuten übrig.
„Schwierig?" echote Fellmer Lloyd mit dumpfer Stimme. „Oh nein. Es war unmöglich!"
4.
Lange Zeit sprach niemand ein Wort. Perry wußte, daß die Mutanten von sich aus berichten würden, was sich während des Experiments ereignet hatte, sobald sie sich von ihrer Niedergeschlagenheit oder Erschöpfung - oder was immer sonst es sein mochte - erholt hatten. Er drängte sie nicht.
Merkwürdigerweise war es nicht der stets gesprächige Ilt, sondern Fellmer Lloyd, der als erster das Wort ergriff.
„Ich glaube nicht, daß eine Verständigung mit dieser Art von Wesen überhaupt möglich ist. Ihre Denkweise - wenn man das, was sie tun, überhaupt ‚denken’ nennen kann - ist derart fremdartig, daß sie einfach nicht..." er suchte nach Worten ... „in unser Denkkonzept paßt."
„Mit anderen Worten", sagte Perry: „Es war nichts zu erkennen."
Da sah Gucky auf.
„Doch! Zu erkennen war etwas", erklärte er. „Nur nichts zu verstehen."
„Die EM-Amöben sind uns
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