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1059 - Fels der Einsamkeit

Titel: 1059 - Fels der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und Reihenfolge er von der Steinernen Charta von Moragan-Pordh erfahren hatte, als die Steine zu ihm sprachen: WAS IST DER FROSTRUBIN?
    WO BEGINNT UND WO ENDET DIE ENDLOSE ARMADA?
    WER HAT DAS GESETZ INITIIERT UND WAS BESAGT ES?
    Seine Aufgabe war es, den Fragen nachzugehen und Antworten zu finden. Der Frostrubin war in längst vergangener Zeit eine tödliche Gefahr für das Universum gewesen. Er war ein Werkzeug der zerstörenden Mächte - oder gar selbst eine zerstörende Macht. Mehr wußte man auch im Gewölbe unter dem Dom Kesdschan nicht über den Frostrubin. Wer mehr darüber erfahren wollte, der mußte sich an die Porleyter wenden.
    Deswegen war er hier. Er folgte den Spuren, die die sprechenden Steine ihm gewiesen hatten. Sein ganzes Trachten und Denken mußte darauf gerichtet sein, die Porleyter oder ihre Hinterlassenschaft zu finden. Wenn er sich ablenken ließ, handelte er dem Auftrag zuwider, den er auf Khrat erhalten hatte.
    Die Frage erhob sich von neuem: Was hielt ihn noch hier? Die Antwort war banal: es hielten ihn die Neugierde und ein letzter Rest verzweifelter Hoffnung, daß auf EMschen doch noch etwas über die Porleyter in Erfahrung gebracht werden könne.
    Wenn er seiner Aufgabe gerecht werden wollte, mußte er sich eine Zeitgrenze setzen.
    Zwei Tage, entschied er. Zwei Tage werde ich noch suchen, und wenn sich dann noch kein brauchbarer Hinweis ergeben hat, brechen wir auf!
    Nachdem er dieserart seinen Gedanken freien Lauf gelassen hatte, forderte die Müdigkeit ihr Recht. Er schlief ein.
     
    *
     
    Von langer Dauer war seine Ruhe nicht. Der durchdringende, piepsende Ton des Interkoms schreckte ihn aus dem Schlaf. Er tippte die Empfangstaste und sah Geoffry Waringers Gesicht auf der Videoscheibe materialisieren. Der Wissenschaftler wirkte ernst und zugleich betroffen.
    „Wo brennt's?" fragte Perry.
    „Die Amöbe ist verschwunden", antwortete Geoffry. „Ich dachte, vielleicht... könntest du dir das ansehen."
    „Selbstverständlich", erklärte Perry grimmig. „Ich habe nachts selten etwas Besseres zu tun, als mir verschwundene Amöben anzusehen."
    Wenige Minuten später erschien er im Labor. Die würfelförmige Zelle, in der man die EM-Amöbe untergebracht hatte, war von zahlreichen Analyseaggregaten umgeben.
    Geoffry Waringer und Irmina Kotschistowa standen vornübergebeugt vor der vorderen Glaswand des Würfels und spähten ins Innere. Sie wirkten beide verstört.
    Geoffry erstattete Bericht.
    „Wir fertigten eine RöntgenÜbersicht des Amöbenkörpers an und waren eine Zeitlang damit beschäftigt, die ersten Auswertungsergebnisse zu sichten. Als wir ein paar Minuten später die Ultraschallsonde in Position rückten, war die Amöbe verschwunden."
    Perry blickte ins Innere der Zelle. Der Boden war mit natürlichem Gestein bedeckt, aber nirgendwo gab es eine Erhebung, die groß genug war, als daß sich die Amöbe dahinter hätte verstecken können. Er schritt rings um die Zelle herum und spähte von allen Seiten.
    Es gab keinen Zweifel: die EM-Amöbe war verschwunden.
    Er wollte sich mit einer Frage an Geoffry wenden, da fiel sein Blick auf einen faustgroßen Stein, auf dessen glatter Oberfläche ein winziger Tropfen einer gallertartigen Substanz klebte. Er sah sich um und entdeckte - jetzt, da er wußte, wonach er zu suchen hatte - mehr als zwei Dutzend solcher Tröpfchen.
    Er richtete sich auf. „Ich glaube, ich weiß, was mit der Amöbe geschehen ist", sagte er. „Seht euch die kleinen Gallerttropfen dort an."
    Er zeigte sie ihnen. Irmina wurde blaß. Geoffry fuhr sich mit der Hand übers Haar - eine Geste, die seine Bestürzung verriet.
    „Du meinst, sie ist... geplatzt?" erkundigte er sich ratlos.
    „Ja. Wahrscheinlich ist ihr die Röntgenstrahlung nicht bekommen."
    Irminas Augen waren unnatürlich weit.
    „Das ... das wollten wir nicht", stieß sie hervor. „Wir gingen behutsam zu Werk, um ihr keinen Schaden zuzufügen. Wir haben... oh mein Gott!"
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. Geoffrys Miene war steinern.
    „Wir haben ein intelligentes Wesen getötet", sagte er mit dumpfer Stimme.
    Perry antwortete nicht. Was hätte er sagen sollen? Oh, es hätten sich der banalen Worte genug finden lassen: ihr habt es nicht mit Absicht getan; es ist nicht so schlimm - die Amöbe war uns ohnehin feindlich gesinnt; es gibt vermutlich Millionen dieser Wesen auf EMschen - der Tod eines einzelnen bedeutet nichts.
    Aber all diese Worte gingen am Kern der Sache vorbei. Ein intelligentes

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