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106 - Atomgespenster

106 - Atomgespenster

Titel: 106 - Atomgespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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gern mit Streichhölzern ?«
    Zu einer Antwort kam die Frau mit den
Lockenwicklern jedoch nicht mehr.
    Die Tür des Hauses, von dem Larry Brent nur
noch wenige Schritte entfernt war, öffnete sich.
    Eine Frau trat heraus. Sie war Mitte Dreißig,
mittelgroß und trug das kastanienbraune Haar halblang.
    Mrs. Sullivan wirkte ernst und scheu.
    »Sie sind Mister Brent, nicht wahr ?« sprach sie sofort den Besucher an und begrüßte ihn.
»Kommen Sie bitte herein .«
    »Aber passen Sie auf, daß Sie sich nicht die
Finger verbrennen, Mister !« rief die Nachbarin mit den
Lockenwicklern und wirkte ziemlich böse.
    »Sie ist eine alte Hexe, lassen Sie sich von
ihr nicht irritieren«, flüsterte Mrs. Sullivan. Um ihre Lippen zuckte es, und
man sah ihr an, wie es in ihr arbeitete. »Sie hat die ganze Nachbarschaft gegen
uns auf gehetzt .«
    Mrs. Sullivan bemühte sich, nicht in die
Richtung zu schauen, wo die alte Lehrerin stand und herüberblickte.
    »Sie haben sicher einen schweren Stand,
seitdem bekannt ist, was Tom vermag«, bemerkte Larry, als sich die Tür hinter
ihm schloß.
    Die Frau nickte und wischte die Tränen aus
den Augenwinkeln. »Ja, da haben Sie recht. Es redet niemand mehr mit uns. Alle
reden von einem Teufelskind. Wir sind hier völlig isoliert. Mein Mann sucht zur
Zeit eine Wohnung für uns. Wir möchten ganz weit in den Westen, dorthin, wo
niemand uns kennt. Hier wird’s unerträglich. Gestern wurde ich nicht mehr im
Shop bedient, der am Ende der Siedlung liegt, und mußte in den drei Meilen entfernten
Supermarkt fahren, um dort einzukaufen. Ich wage nicht mehr, mich auf der
Straße sehen zu lassen .«
    Menschen konnten grausam sein, wenn es darum
ging, einen anderen, dessen Nase ihnen nicht paßte, zu unterdrücken und
gesellschaftlich unmöglich zu machen.
    Larry Brent tat diese Frau leid.
    »Vielleicht kann ich etwas tun für Sie und
für Tom«, sagte er. »Wo ist er denn ?«
    »Draußen im Garten.«
    Mrs. Sullivan bot ihrem Besucher eine Tasse
Kaffee an. Larry lehnte dankend ab.
    »Ich komme gerade vom Frühstücken .«
    Mrs. Sullivan führte ihn durch das geräumige
Wohnzimmer. In ihm gab es eine Eßecke und einen offenen Kamin.
    Ein großes Doppelfenster ermöglichte den
Blick in den mit einem hohen Holzzaun umgebenen Garten.
    Er war dicht bepflanzt. Jenseits der Terrasse
lag ein runder Teich, in dem Seerosen blühten und Goldfische schwammen. In der
Ecke unter einer mächtigen Weide gab’s eine Sandkiste, ein blaurot gestrichenes
Turngerät und ein Indianerzelt, aus dem in diesem Moment ein Blondschopf
schaute.
    Durch die vorgezogenen Gardinen des
Wohnzimmers sah Larry Brent den sogenannten »elektrischen Jungen«,
    wie man ihn inzwischen in dieser Gegend mehr
oder weniger freundlich apostrophierte, zum ersten Mal.
    Tom blickte sich aufmerksam nach allen Seiten
um, drückte dann mit seinen kleinen Händen den Zelteingang weiter auseinander
und stürmte mit Indianergeheul los.
    Er führte einen wilden Tanz ums Zelt auf, war
als Cowboy verkleidet und ballerte mit seiner Zündplättchen-Pistole wie ein
Verrückter in der Gegend herum.
    Dann stürzte er sich auf einen imaginären
Feind, verlor aber bei diesem offensichtlich die Oberhand, als er wiederum von
einem anderen angefallen wurde. Dieser hatte offensichtlich in den Zweigen der
Weide gelauert und ließ sich auf ihn herabfallen.
    Erkenntlich wurde dies dadurch, daß er
persönlich vom Boden emporschnellte, seine eigenen Hände um die Kehle legte und
so tat, als würde er von einem Gegner gewürgt.
    Tom Sullivan ging in die Knie, wälzte sich
über den Boden und rollte in den niedrigen Sandkasten.
    Dort strampelte er mit den Beinen, schlug um
sich, ächzte und stöhnte, torkelte im Kreis herum und war ganz in sein
kindliches Spiel vertieft.
    Tom Sullivan hatte die Welt um sich herum
vergessen.
    Larry Brent schmunzelte.
    »Er ist ein sehr lebhafter Bursche«, meinte
er.
    »Ja. Aber nicht immer«, widersprach Mrs.
Sullivan. »Manchmal sitzt er stundenlang in der Ecke und ist überhaupt nicht
ansprechbar. Dann hört er nicht, wenn ich ihn rufe. Er ist völlig abwesend. Um
ganz ehrlich zu Ihnen zu sein, Mister Brent: oft macht er auch mir Angst. Es
ist etwas in ihm, das wir nicht fassen und begreifen können .«
    »Wann haben Sie seine besondere Veranlagung
zum erstenmal entdeckt ?« wollte X-RAY-3 wissen.
    »Wenige Tage nach seinem siebten Geburtstag.«
    »Was genau ist da geschehen? Können Sie sich
noch daran erinnern ?«
    »Selbstverständlich.

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