1061 - Beherrscher des Atoms
sehen.
„Mein Name ist Nandu-Gora", fuhr die Stimme fort. „Ich bin der Hohe Wächter, der in diesem Jahr den Koordinations-Computer des Hauses der Inneren Kraft bedient. Rano-Fer, du wirst von einem Hohen, Wächter abgeholt und in einen Raum geleitet werden, in dem du das Ende der Prüfungen abwarten sollst. Fallen die Prüfungen positiv aus, was ich hoffe, wirst du als Mentor von Sagus-Rhet und Kerma-Jo entlastet werden und kehrst in deinen Wohnkomplex zurück, um neuen Schülern als Mentor zu dienen.
Fallen die Prüfungen negativ aus, was wir allerdings nicht erwarten, dann wirst du Sagus-Rhet und Kerma-Jo wieder mitnehmen und ihnen als Mentor dienen, bis ihre Geschlechtsreifung abgeschlossen ist und sie den Erwachsenen-Status erhalten.
Sagus-Rhet und Kerma-Jo, ihr werdet in weniger als einem Tausendstel Tag von zwei Hohen Wächtern abgeholt und durch die Prüfungen geführt. Wenn ihr alle Prüfungen besteht, werden euch die Hohen Wächter bis zum Abschluß eurer Ausbildung als Mentoren dienen. Haltet euch bereit!"
„Dürfen wir unsere Tripliden mitnehmen?" fragte Kerma-Jo zaghaft. Doch niemand antwortete.
„Ich nehme an, ihr dürft sie mitnehmen", sagte Rano-Fer. „Und ich hoffe, ich kehre ohne euch nach Tufaan-Kerh zurück, obwohl ich an euch viel Freude hatte und euch vermissen werde."
„Rano-Fer, ich spüre ein pulsierendes Ziehen in meinen Fortpflanzungsorganen", sagte Sagus-Rhet leise. „Bedeutet das, daß die Reifung verfrüht abgeschlossen ist und eine Befruchtung stattfinden wird?"
„Ich denke nicht", antwortete sein Mentor. „Ich habe schon davon gehört, daß latente Materie-Suggestoren vor den Prüfungen so etwas spüren, aber bisher ist, soviel ich weiß, noch nie ein Prüfling aus dem Haus der Inneren Kraft gewiesen worden, weil er zur unrechten Zeit schwanger wurde. Es ist wohl nur die Prüfungsangst, die dich das fühlen läßt."
„Ich spüre es auch", sagte Kerma-Jo.
„Ihr werdet Eltern werden, wenn es an der Zeit ist", erklärte Rano-Fer. „In achtzehn Tagen ist die Zeit der Befruchtung, und in vierzig Tagen werdet ihr gebären."
Ob wir dann schon ausgebildete Materie-Suggestoren sind? überlegte Sagus-Rhet.
Weitergehende Überlegungen stellte er nicht an, denn Dargheten kannten keine Nachwuchspflege. Mit dem Ende des Gebärvorgangs war ihre Aufgabe, für Nachwuchs zu sorgen, für sie erledigt. Die Zivilisation hatte es allerdings mit sich gebracht, daß die Neugeborenen nicht mehr sich selbst überlassen wurden - wie zu den Zeiten, als die Dargheten noch Meeres- und später Dschungelbewohner gewesen waren. Sie kamen in spezielle Baby-Heimstätten, wo sie versorgt und gepflegt wurden. Hatten sie das aufnahmefähige Alter erreicht, wurden zwei bis vier Kinder je einem Mentor zugeteilt, der für ihre Erziehung und Ausbildung verantwortlich war.
Ein Tor öffnete sich in einer Wand des Hangars. Drei ältere Dargheten kamen durch das Tor und blieben vor dem Schweber stehen.
„Wir müssen gehen", sagte Rano-Fer zu seinen Schülern.
Sie verließen den Schweber und gingen zu den Höhen Wächtern.
„Ich bin Sita-Kar", sagte einer von ihnen. „Komm bitte mit mir, Rano-Fer!"
„Ich bin Kurma-Puja", sagte ein anderer Hoher Wächter. „Sagus-Rhet, ich werde dich durch die Prüfungen führen. Komm mit mir!"
Während Sagus-Rhet dem Hohen Wächter folgte, hörte er den dritten Wächter sagen: „Ich bin Vasu-Deva. Kerma-Jo, ich werde dich durch die Prüfungen führen. Komm mit mir!"
Halb benommen bewegte sich Sagus-Rhet hinter seinem Betreuer her, durch das Tor und danach durch ein Gewirr von Korridoren und spiralförmigen Schächten. Überall strahlten die Wände ein hellblaues Leuchten aus, die Böden waren warm und eisglatt, und die Luft war mit heißer Feuchtigkeit gesättigt.
Nach einer Weile merkte Sagus-Rhet, daß seine Tripliden vor Furcht zitterten. Er mußte ihnen unbewußt seine eigene Furcht suggeriert haben, erkannte er erschrocken. Schnell kämpfte er gegen seine Furcht an, um Krut, Hork und Lees Zuversicht suggerieren zu können.
Schließlich blieb Kurma-Puja in einem schmalen, langgestreckten Raum stehen und deutete mit einem Fühler auf ein Podest, auf dem ein verschlossener Glasballon stand.
„Gasförmiger Wasserstoff", erklärte er. „Versuche, ihn durch suggestive Beeinflussung der Gluonen mittels Ionisation in ein Plasma zu verwandeln, dessen Temperatur nicht höher ist als die des gasförmigen Wasserstoffs!"
Das ist leicht gesagt! dachte Sagus-Rhet
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