1062 - Und abends kommt der böse Mann
schießen können, die Entfernung reichte, aber er wollte Monty lebend.
Der Verbrecher drehte den Kopf.
Er sagte nichts.
Auch Suko sprach kein Wort. Er ging nur vor, um die Distanz zu verkürzen. Und er hatte dabei Gelegenheit, sich den Kindermörder genauer anzuschauen.
Im ersten Moment wurde Suko an Cigam erinnert. Auch ein flaches Gesicht mit einer mausgrauen Haut. Aber Cigam besaß nicht diese Regelmäßigkeit in den Zügen und vor allen Dingen nicht die intensiv blauen Augen, wie sie für einen Menschen nicht normal waren. Das sah Suko mit einem Blick.
Monty vergaß sein Opfer. Er gehorchte sogar, denn er erhob sich aus der knienden Haltung. Jetzt sah Suko, daß Monty das Ende einer Schlinge in der Hand hielt. Sie selbst war um den Hals des Mannes gespannt, aber nicht zu hart, denn der Mann schaffte es noch, Luft zu holen.
»Laß ihn los, Monty!«
Die Antwort bestand aus einem meckernden und häßlich klingenden Gelächter.
Suko wußte, daß der Kinderschreck noch nicht aufgegeben hatte.
Auf der anderen Seite konnte er sein Glück kaum fassen, diesen verfluchten Verbrecher gestellt zu haben. Aber er wußte auch, daß noch nicht aller Tage Abend war.
Monty ignorierte Sukos Waffe. Er schielte zu seinem Gefangenen hin. »Ich kann ihm den Hals brechen, ich kann ihn fertigmachen, diesen Hundesohn.«
»Dann bist du endgültig tot!«
»Oho, wer sagt mir das? Du?« Monty hatte seinen Spaß. Die Augen schimmerten noch kälter, und Suko wußte plötzlich, daß Monty nicht aufgeben würde.
Deshalb griff er zu einem anderen Mittel.
Seinen linken Arm hatte er schon etwas angehoben. Monty wußte nichts über ihn und darüber, daß Suko seinen Stab bei sich trug.
Eine kurze Berührung nur reicht aus, um zugleich das magische Wort zu rufen, das alles verändern sollte.
»Topar!«
***
Auf einmal stand die Zeit still. Niemand bewegte sich mehr, abgesehen von Suko. Und er war schnell. Er mußte schnell sein, denn die fünf Sekunden waren in Windeseile vorbei. Es gab für ihn keine andere Möglichkeit, Monty zu stoppen. Eine Kugel würde nicht ausreichen, das Gefühl hatte ihn in der letzten Zeit überkommen, und so »flog« Suko fast über den Boden hinweg. Mit langen Schritten eilte er dem Ziel entgegen. Er wollte nur in der Zeit bleiben, alles andere interessierte ihn nicht.
Monty war erstarrt. Wie eine Requisite aus einem Horrorfilm, die einfach aus der Kulisse weggenommen und in den Garten gestellt worden war.
Mit einem letzten, möglicherweise entscheidenden Sprung erreichte Suko das Ziel. Er schlug noch aus der Bewegung heraus zu und wuchtete den Lauf der Beretta auf die rechte Schulter des Kinderschrecks. Dieser Schlag hätte Knochen brechen können, doch derartige Geräusche waren nicht zu hören.
Monty brach zusammen, aber die Zeit war um.
Mit einem blitzschnellen Griff hatte ihm Suko das Ende der Schlinge aus der Hand gerissen, und zugleich traf ein Kniestoß den fallenden Kinderschreck. Er beförderte ihn zurück, so daß Monty flach auf den Rücken knallte.
Der Kinderschreck wollte sich umdrehen. Suko war schneller und stemmte den rechten Fuß auf Montys Körper. »Keine Chance mehr, Killer. Dein Weg ist hier beendet.«
Monty gab keine Antwort. Er lag da. Flach wie ein Käfer. Nur die blauen Augen starrten Suko an. Sie waren so intensiv, so anders.
Suko spürte, daß es nicht gut für ihn war, zu lange in diese Augen hineinzustarren, deshalb drehte er den Blick ab und zog auch den Fuß zurück. Die Waffe war nach wie vor auf den Verbrecher gerichtet.
Für einen Moment mußte Suko daran denken, daß Monty es geschafft hatte, die Gitterstäbe durchzubiegen. Er war nicht in der Lage, dies nachzuvollziehen. Hier lag Monty vor ihm, als hätte man ihn einfach weggeworfen. Mit einem mächtigen Killer hatte er nichts zu tun. Aber Suko blieb auf der Hut.
Es waren erst wenige Sekunden nach seinem Sieg vergangen.
Mittlerweile hatte auch Don Rankin bemerkt, daß sich die Lage zu seinen Gunsten verändert hatte.
Er rollte sich um die eigene Achse, winkelte die Arme an und kam mühsam auf die Beine. Er schaffte es nicht ganz und brach wieder zusammen. Dabei setzte er sich, hatte den Mund weit aufgerissen, wollte atmen, doch es war mehr ein Keuchen. Er war dabei, die Schlinge um seinen Hals zu lockern. Sie hatte sich tief in die dünne Haut hineingedrückt und einen halben Kranz aus Blut aus der Wunde rinnen lassen.
»Gehen Sie am besten weg!« riet Suko ihm. »Bitte, bleiben Sie nicht hier. Monty ist
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