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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Trotzdem war sie so deutlich geworden, daß Rankin Worte verstand.
    »Ich bin schon da…«
    Er fuhr herum. Seine Hand, zuckte zur Waffe. Es war diese reflexhafte, eintrainierte Bewegung, die zwar immer gut aussah, in diesem Fall aber nichts brachte, denn es gab keinen Gegner.
    Don Rankin kam sich plötzlich lächerlich vor. Er dachte an den Grund zurück. Es stimmte, er hatte die Stimme gehört. Sie war auf einmal da gewesen, aber niemand stand in seiner unmittelbaren Umgebung. Dabei hätte ein Flüsterer nahe stehen müssen.
    Die Luger behielt er in der Hand. Sicher war sicher. Dann konzentrierte er sich auf das Gebüsch. Seiner Meinung nach hätte nur dort jemand stehen und sprechen können. Es war der einzige Schutz, der sich bot, denn hinter ihm befand sich nur die Hausmauer.
    Die Zweige bewegten sich. Leicht sanken sie auf und nieder, als der Wind sie berührte. Das weiche Pendeln, ein höhnischer Gruß, den Rankin aus der Ruhe brachte. Er verfluchte sich und seine verdammte Lage.
    Mehr geschah nicht.
    Niemand war da, der die Zweige zur Seite schob und sich aus dem Hintergrund hervordrückte. Kein Schatten, keine Gestalt, keiner, der dort gelauert hätte. Die Mündung der Waffe zeigte ins Leere. Er spürte den Wind, der auch über seine Haut fuhr.
    Rankin war kein Mann, der aufgab. Er wollte nicht zu den anderen zurückgehen. Sie hätten sich möglicherweise über sein Verhalten und auch über das veränderte Aussehen gewundert. Er wollte die Sache jetzt durchstehen.
    Deshalb blieb er.
    Suchte noch immer den Buschrand ab und wartete zugleich darauf, daß sich die Botschaft wiederholte. Er hatte Montys Stimme beim Prozeß gehört, und der lag lange zurück. Da hatte er normal gesprochen und nicht geflüstert, anders als hier.
    Don Rankin versuchte, in Ruhe zu atmen.
    Und wieder hörte er das Flüstern.
    »Lange lebst du nicht mehr…«
    Er fuhr nach rechts herum.
    Von dort war er angesprochen worden. Seine Hand bewegte sich, er zielte – und sah nichts.
    Wieder nicht.
    Dafür kicherte eine Stimme. Aus dem Unsichtbaren hervor hörte er das Gelächter. Rankin wurde beinahe wahnsinnig. Er drehte sich auf der Stelle. Er hatte die Arme in die Höhe gerissen. Die Mündung der Waffe zeigte gegen den Himmel, und er drehte sich wieder um die eigene Achse. Ein lächerlicher, aber aus der Furcht geborener Tanz. Rankin kam sich alles andere als lächerlich vor.
    Da erwischte es ihn.
    Er sah nichts, er hatte auch zuvor nichts gesehen, aber noch in der Drehung wurde ihm die Luft knapp. Etwas war über sein Gesicht hinweggehuscht, er hatte es am Hals gespürt, und dann hatte sich etwas um seinen Hals zugezogen.
    Eine Schlinge.
    Sie war hauchdünn. Sie biß in seine Haut hinein, und der verdammte Druck raubte ihm die Luft.
    Er wurde hochgezerrt. Seinen Feind hatte er noch nicht gesehen.
    Die Welt verschwamm vor seinen Augen.
    Er wollte atmen. Er wollte endlich Luft haben. Und er bekam Luft. Urplötzlich. Er schnappte danach. Die Furcht, elendig zu ersticken, war nicht mehr so stark.
    Dann sah er ihn.
    Er kam von der Seite. Eine Gestalt, wie ein Gespenst. Sie hielt das Ende der Schlinge fest, und sie hatte den schmalen breiten Mund zu einem Lächeln verzogen.
    Es war Monty. Es war der Kinderschreck. Es war das personifizierte Böse, das sich da auf den Weg gemacht hatte und Rankin in seinen Klauen hielt.
    Das flache Gesicht. Die widerlichen Augen. So blau und fischig zugleich. Die Anstaltskleidung, die Hände mit den langen Fingern und dieses böse, kalte und tödliche Lächeln auf dem breiten Fischmaul.
    Dennoch wollte Rankin sich wehren. Nur nicht aufgeben. Monty war der Tod. Er würde ihn gnadenlos killen, und Don suchte nach einer Chance. Etwas Luft bekam er, denn Monty lockerte den Druck der Schlinge.
    Rankin bewegte seinen rechten Arm flach über dem Boden. Er tastete nach seiner Waffe, die ihm entglitten war, als sich die Schlinge um seinen Hals zugezogen hatte.
    Monty schaute seinen Bemühungen zu. Dabei kicherte er wieder.
    Er freute sich, denn er sah, wie nutzlos sie waren.
    »Laß es, Rankin!«
    Don gehorchte.
    Monty sprach weiter. »Du siehst, daß ich mein Versprechen gehalten habe. Ich bin gekommen. Ich bin bei dir. Ich habe dich geholt, verdammt noch mal. Man hat versucht, mich kleinzukriegen, aber man schafft es nicht. Ich bin wieder frei, und ich werde viele, viele Kinderchen zu kleinen Engeln machen.«
    Rankin hätte schreien können vor Wut. Es war ihm nicht möglich. Er wußte, daß er keine Chance mehr

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