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1063 - Ein Hauch von Leben

Titel: 1063 - Ein Hauch von Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Es war kurz vor Mitternacht am 7. Juni 425 NGZ.
     
    *
     
    Im Sitz des Piloten wartete Lena Soytsiz auf die beiden Männer. Wie es ihre Gewohnheit war, verschaffte sie sich darüber, was hinter ihrem Rücken geschah, Klarheit, indem sie die Sichtscheibe eines abgeschalteten Kontrollbildschirms als Spiegel benutzte.
    „Es wird Zeit, daß ihr kommt", knurrte sie ungeduldig, als sie die Eintretenden wahrnahm. „Wir warten nur auf euch."
    Sie betätigte eine Schaltung, aufgrund derer den Kontrollmannschaften im Hangar die Startbereitschaft angezeigt wurde. Alles weitere würde weitgehend ferngesteuert ablaufen. Erst Wenn die Space-Jet die DAN PICOT verlassen hatte, mußte sie wieder auf dem Posten sein. Lena drehte ihren Sessel und blinzelte dem Ersten Stellvertretenden Kommandanten zu.
    „Wie geht es deinen Schildkröten?" fragte sie anzüglich. „Kannst du sie ohne Gefahr für die Besatzung unbeaufsichtigt lassen?"
    Nuru lachte auf. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, daß seine kleine Zucht rungusischer Raubschildkröten, mit denen er in der Freizeit experimentierte, zu einem beliebten Gegenstand von Frotzeleien seiner Kollegen geworden waren.
    „Keine Sorge", gab er zurück. „Sie sind gut versorgt und werden niemandem etwas zuleide tun."
    „Dann bin ich beruhigt", versicherte Lena grinsend und widmete sich wieder den Kontrollen.
    Die Pilotin war knapp 60 Jahre alt und eine hervorragende, seit langer Zeit in vielen Einsätzen trainierte Raumfahrerin. Ihr herbes und kantiges Gesicht mit den straff zurückgekämmten Haaren provozierte oft Urteile über ihr Wesen und ihr Alter, die absolut nicht zutrafen und bei weniger Toleranz ihrerseits durchaus als Beleidigung hätten aufgefaßt werden können. Sie störte sich jedoch nicht daran. Was sie manchmal bedrückte, war ihre Körpergröße und ihre überaus schmale und knochige Statur, die die meisten Attribute von Weiblichkeit - zumindest nach Auffassung unsensibler und wenig lebenserfahrener Männer! - vermissen ließ. Vorzugsweise wählte sie deshalb weite, wallende Kleidung, mit der sie das zu kaschieren suchte, was ihr in einigen unerfreulichen Bekanntschaften als Mangel zu sehen beigebracht worden war.
    Wer Lena Soytsiz näher kannte und nicht ausschließlich nach Äußerlichkeiten urteilte, der lernte sehr schnell ihr freundliches, überwiegend ausgeglichenes Wesen und ihre Fähigkeit zu echter Kameradschaft und Loyalität schätzen. Nicht zuletzt deshalb hatte Perry Rhodan sofort zugestimmt, als sie ihn bat, bei der geplanten Exkursion teilzunehmen.
    Beim vierten Mitglied der Space-Jet-Besatzung, dem Analytiker Vejlo Thesst, mußte er dagegen über seinen eigenen Schatten springen. Er mochte den Mann nicht sonderlich, der zur Selbstüberschätzung und teilweise zu Arroganz neigte. Vejlo war groß, schlank, blond, blauäugig, jung und intelligent - er wußte das alles und machte keinen Hehl daraus, daß er sich selbst für den sympathischsten und erfolgreichsten Menschen an Bord hielt.
    Tatsächlich war seine fachliche Qualifikation unbestreitbar, doch eckte er mit seiner Art, andere gleichsam von oben herab zu behandeln, zumindest bei Rhodan gewaltig an. Daß er sich trotzdem für ihn entschieden hatte, lag gewiß nicht am seiner Meinung nach unausgereiften Charakter des Analytikers, vielmehr an dessen ausgeprägter Kombinationsgabe und seiner Fähigkeit, unklare Gegebenheiten und Beobachtungen in einen meistens richtigen Zusammenhang zu bringen. Hinter diesen intellektuellen Vorzügen mußten persönliche Antipathien zurückstehen.
    Rhodan und Nuru begaben sich zu zwei freien Sitzen und schnallten sich an. Auf einem Kontrollgerät konnte sie erkennen, daß die Luft in der Schleuse mittlerweile abgepumpt worden war. Langsam öffneten sich die äußeren Schotte und gaben den Blick auf das dichte Sternengewimmel von M3 frei. Die Sonne Impuls war von hier aus nicht zu sehen.
    Sie befand sich auf der anderen Seite der DAN PICOT. Irgendwo schräg vor ihnen zog der Planet, der ihr Ziel war, seine Bahn, aber auch er konnte noch nicht ausgemacht werden. Die Schleusenwand verdeckte ihn. Nur die funkelnde Pracht Tausender und aber Tausender Himmelskörper drang strahlend in die Space-Jet.
    „Wir starten!" meldete Lena knapp.
    Für einen Moment schloß Rhodan die Augen. Die unübersichtliche, endlose Weite des Kosmos, die er durch die Transparentkuppel wahrnehmen konnte, schien an etwas gerührt zu haben, das tief in seinem Innern verborgen lag. Andere hätte

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