Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Zumeist schaudernd und mit einem ehrfurchtsvollen Glanz in den Augen.
    Über die A 361 erreichten wir den Ort. Hinweisschilder auf einen Campingplatz tauchten auf. Auch Wohnwagen konnten dort abgestellt werden. Der Platz lag südlich der Stadt, denn im Norden breitete sich mehr und mehr das Sumpfgelände aus.
    Es waren auch einige Wohnwagen unterwegs, die ich locker überholte. Und auch Bill Conolly erwachte aus seinem Schlaf. Er mußte sich erst zurechtfinden, rieb seine Augen und fragte: »Sind wir schon da?«
    »So gut wie.«
    »Wunderbar.«
    Ich lenkte den Porsche in eine Linkskurve und deutete nach rechts. »Da oben steht das Tor.« Nach diesen Worten fuhr ich langsamer und stoppte schließlich am Straßenrand, damit auch ich es mir ansehen konnte. Allerdings nicht aus dem Wagen heraus, denn wir stiegen aus und waren auch froh, uns nach dieser langen Reise die Beine vertreten zu können.
    Das Tor war da. Es ließ sich nicht wegdiskutieren. Es war das imposanteste Gebilde, auch deshalb, weil es an exponierte Stelle stand. Dagegen verblaßten die Ruinen der Glastonbury Abtei völlig.
    Ein hoher Himmel schwebte über dem Tor. Die Sonne schien auch auf das Gestein und gab ihm einen leicht gelblichen Glanz. Es wurde von keinem Baum und keinem Busch umstanden. Nur Gras umwuchs es, und es führte der mit breiten Steinplatten belegte Weg bis zum Durchgang.
    Auf mich wirkte es wieder wie ein Eingang in einen Dom. Das Portal war stehengeblieben mit seiner gesamten Vorderseite. Über dem Eingang malten sich Fenster ab, die in Nischen ihren Platz gefunden hatte. Durchschauen konnte niemand, denn die Fenster waren zugemauert. Darüber sahen wir das Ende des Tors. Es war gebaut wie eine Bastei.
    Natürlich durchströmten mich zahlreiche Erinnerungen, denn ich hatte die wahren Kräfte des Tors schon mehrmals kennengelernt. Ich hatte dort Nadine Berger getroffen, die ehemalige Wölfin, die jetzt in Avalon ihre Heimat gefunden hatte. Sie hatte mich mit auf die Nebelinsel genommen. Ich hatte die Gräber der Tafelrunden-Ritter gesehen, und ich hatte den blinden Abbé Bloch aus Avalon geholt, wo er sein Augenlicht zurückerhalten hatte.
    Als Gegenleistung hatte ich den Dunklen Gral dort gelassen. Wenn ich an ihn dachte, erfüllte mich ein ganz besonderer Schauer, denn gern hatte ich ihn nicht zurückgelassen. Auf der anderen Seite wußte ich ihn bei Nadine in guten Händen.
    »Ich weiß, woran du denkst, John«, murmelte Bill. Seine Worte wurden vom leichten Wind weggetragen.
    »Genau daran.«
    »Und ich frage mich, ob in dieser Gegend tatsächlich Riesen zu finden sind. Vorstellen kann ich es mir kaum.«
    »Vergiß die Logik, Alter.«
    »Klar, wie so oft.«
    Glastonbury hatte uns nicht so empfangen, wie ich es kannte. Der typische Torfgeruch schwebte diesmal nicht über den Dächern der Häuser. Er wurde nicht mehr gebrannt, zumindest heute nicht.
    Es war auch kaum dunstig. Das herrliche Frühjahr sorgte selbst hier für Ferienstimmung. Zahlreiche Schmetterlinge flogen taumelnd über den Grasboden hinweg und suchten nach den Blumen, auf die sie sich niederließen.
    »Eine Idylle, John.«
    »Richtig. Sie kann sich nur schnell in eine Hölle verwandeln. Sehr lange dauert es nicht mehr, dann verabschiedet sich der Tag.«
    »Und in der Nacht rechnest du mit…«
    Ich ließ ihn nicht zu Ende reden. »Ich rechne mit gar nichts. Es ist nur wichtig, daß wir die Gegend finden, in der die Blutquellen sind. Alles andere stellen wir mal hintenan.«
    Bill runzelte die Stirn. »Vorerst fahren wir dahin, wo Walter gewohnt hat. Zum Glück hat er seinen Absender angegeben.«
    Das hatten wir abgesprochen. Wir wollten auch versuchen, dort Zimmer zu bekommen.
    Wir stiegen wieder ein und fuhren weiter. Die Reste der Abtei waren zu sehen. Dazwischen bewegten sich einige Besucher, die die alten Wände anschauten. Die Menschen gingen hier nicht normal.
    Ihre Schritte kamen mir sehr langsam vor, beinahe schon ehrfürchtig. Wer hierher kam, der wußte über die Geschichte Bescheid, war aber über das verborgene Grauen kaum informiert.
    Viel verändert hatte sich Glastonbury nicht. Es war auch nicht größer geworden. Man hatte keine neuen Häuser gebaut und die alten verschönert. Enge Straßen, ein kleiner Bach. Einige Weiher, die wie verlorene Riesenaugen einen matten Glanz verbreiteten und von Trauerweiden oder anderen Gewächsen umstanden waren.
    Es ging ruhig zu in Glastonbury. Ausgestorben war der Ort nicht. Menschen sahen wir auf den Gehsteigen.

Weitere Kostenlose Bücher