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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Immer wieder verschwinden Menschen, aber das wissen wir Einheimischen ja.«
    »Sonst erwähnte er nichts?«
    »Nein. Er war ein ruhiger, besonnener und auch normaler Mensch. Nicht so, wie manche anderen, die herkommen. Die sind komisch. Ich halte sie für richtige Spinner. Sie benehmen sich immer so durchgeistigt und essen auch nur ihre Körner oder Pflanzen. Sie sprechen von den Strömungen der Vergangenheit, die sie hier spüren und wandern oft mit einer gewissen Andacht durch die Umgebung.«
    »Zum Tor hin, nicht?«
    Sie nickte Bill zu. »Genau das ist es. Das Tor ist für sie etwas Besonderes. Der Weg ist die richtige Richtung, wie sie immer sagen. Ich kann dem nicht viel abgewinnen. Ich kenne das Tor seit Jahren, denn ich bin mit ihm groß geworden. Mein Weg hat mich auch schon öfter hindurchgeführt, aber bemerkt habe ich selbst nichts, obwohl da irgendwas sein muß, das denke ich auch.«
    »Wieso?«
    »Nun ja. Manchmal gibt es ein ungewöhnliches Leuchten ab. Natürlich in der Nacht. Da leuchtete das Gestein etwas silbrig und auch grünlich. Kann aber auch am Mondlicht liegen oder an dem der Sterne. Ich weiß es jedenfalls nicht.«
    »Ging auch Mr. Wing hoch zum Tor?«
    »Klar.«
    »Das hat er Ihnen erzählt?«
    Sie bestätigte es. »Er war davon angetan und auch sehr nachdenklich und schweigsam, wenn er von seinem Besuch zurückkehrte und am nächsten Tag mit mir sprach. Es muß ihn schon beeindruckt haben. Aber sein Verschwinden ist mir rätselhaft. Hinter dem Haus steht noch sein Auto. Ich weiß überhaupt nicht, was ich damit machen soll, wenn Mr. Wing nicht mehr zurückkehrt.«
    »Darum werden wir uns wohl kümmern«, sagte Bill. »Wir gehen zunächst mal auf unsere Zimmer.«
    »Warten Sie, ich begleite Sie.«
    Mrs. Dolby ging vor. Sie stieg die alte Treppe hoch in eine gewisse Düsternis hinein. Dieses Haus war klein und innen dementsprechend eng. Ein typischer alter Geruch umgab uns. Vielleicht auch vermischt mit einer Feuchtigkeit, die überall zu kleben schien.
    Sie war etwas verlegen, als sie die Türen in der ersten Etage öffnete. »Großen Komfort dürfen Sie hier nicht erwarten. Es gibt auch kein Bad oder eine Dusche. Das möchte ich später noch einbauen, wenn ich genügend Kapital habe. Zunächst müssen Sie sich mit fließendem Wasser und einem Waschbecken zufriedengeben.«
    »Alles nicht tragisch«, sagte Bill. »Solange das fließende Wasser nicht aus der Decke kommt.«
    Den Scherz verstand Mrs. Dolby nicht. Nahezu böse schaute sie meinen Freund an.
    Sie ließ uns dann allein. »Sollten Sie besondere Wünsche haben, dann wenden Sie sich bitte an mich. Auch zum Frühstück werde ich versuchen, alles zu servieren, was sie gern essen.«
    »Machen Sie sich da mal keine Sorgen«, sagte Bill. »Und wundern Sie sich nicht, wenn wir in der Nacht ebenfalls unterwegs sind.«
    Mrs. Dolby hatte schon gehen wollen, jetzt aber blieb sie stehen und schaute uns erstaunt an. »Sie auch?« fragte sie leise. »Sie wollen ebenfalls in der Nacht durch die Gegend laufen? Wäre es am Tage nicht besser?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich kann mir vorstellen, daß Sie Ihren Freund suchen wollen. Da sind die Chancen am Tage doch viel besser als in der Nacht, finde ich. Außerdem kennen Sie die Gegend nicht. Bisher habe ich ja nichts gesagt, weil ich keinen Beweis habe. Ich glaube fest daran, daß Mr. Wing einen Fehler begangen hat. Er hat sicherlich die Warnungen in den Wind geschlagen und ist allein in den Sumpf gegangen. Und das bei Dunkelheit. Stellen Sie sich so etwas mal vor. Furchtbar.«
    »Sicher ist es nicht?« fragte ich.
    »Nein. Nur möglich. Er wäre nicht der erste, der sich überschätzt hat, Mr. Sinclair.«
    Mit dieser Warnung zog sich Mrs. Dolby zurück und ließ uns allein. Wir warteten, bis ihre Schritte verklungen waren und auch die Haustür geschlossen war.
    Bill, der am Türpfosten lehnte, fragte: »Was hältst du denn von der Theorie?«
    »Im Prinzip einiges, aber auf Walter trifft es nicht zu. Wenn das stimmt, was ich gesehen habe. Da ist dieser Riese aus dem Erdreich gekrochen…«
    »Kann das nicht auch der Sumpf gewesen sein?«
    »Keine Ahnung.«
    »Jedenfalls wird es nicht einfach sein, die Stelle zu finden«, bemerkte mein Freund. »Ich hoffe nur, daß du alles gut behalten hast.«
    »Lassen wir uns überraschen.« Ich trat ans Fenster und schaute hinaus. Da es nach Westen hin lag, gelang mir ein Blick auf den Himmel, der sich dort schon leicht gerötet hatte,

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