1065 - Die Blutquellen
weil auch die Sonne zu sinken begann. Bald würde sie ihre letzten Strahlen über das Land schicken und auch das Tor erreichen, das dann aussehen würde, wie mit dünnem Blut übergossen. Es reizte mich schon, dort hinzugehen und es zu durchschreiten, aber andere Dinge waren zunächst wichtiger. Wir mußten den Ort finden, an dem das Blut in zahlreichen Fontänen den Untergrund verlassen hatte. Vielleicht konnten wir später das Tor besuchen und dann möglicherweise Kontakt mit Avalon aufnehmen.
Bill war in seinem Zimmer verschwunden. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er zurückkehrte. Als er eintrat, sah ich, wie er unter seine dunkelblaue Lederjacke griff und eine bestimmte Waffe hervorholte.
Es war die Goldene Pistole!
Ich schluckte. »Du hast sie mitgenommen?«
»Klar. Sie ist so gut wie ultimativ. Sollten uns Riesen tatsächlich begegnen, glaube ich nicht, daß sie der zerstörerischen Kraft der Waffe etwas entgegensetzen können.«
Da hatte er nicht unrecht, denn die Goldene Pistole war nicht mit normalen Kugeln gefüllt, sondern mit einem Schleim, der nicht von dieser Welt stammte, sondern vom Planet der Magier. Es war ein Ghoul-Schleim, konnte man so sagen. Aber er war auch gefährlich, daß er alles auflöste, was er umfing. Wenn Bill schoß, dann bildete sich um das Ziel eine Schleimblase, die sich durch nichts zerstören ließ. Abgesehen von meinem Kreuz oder von den kleinen Pfeilen, die ebenfalls durch die Goldene Pistole verschossen werden konnten, um die Blase aufzulösen; Die Waffe nahm Bill nur selten mit, denn diese Schleimblase fraß alles in ihrer Nähe. Sie würde auch vor Bill Conolly nicht haltmachen, und so war es ein Risiko auch für den Besitzer.
»Einverstanden, John?«
»Sicher.«
»Du hast zwar mal einen dieser Riesen erledigt, aber weißt du, ob du ihn mit denjenigen vergleichen kannst, die sich hier in der Gegend herumtreiben?«
»Nein, leider nicht.«
Bill steckte die Waffe wieder weg. »Dann steht unserem Ausflug ja nichts mehr im Weg.«
Ich nickte. »Du sagst es, Alter.«
Er ging schon vor und wartete draußen auf mich. Dort hängte Mrs. Dolby einige Wäschestücke auf.
Die Leine hatte sie zwischen zwei Bäume gespannt. Ich wunderte mich darüber, dann die meisten Frauen hängten ihre Wäsche morgens auf die Leine.
»Sie wollen wirklich gehen?«
»Das hatten wir vor«, bestätigte Bill.
»Dann… äh…«, sie räusperte sich. »Geben Sie nur darauf acht, daß Sie nicht in den Sumpf gelangen, denn er ist verdammt grausam und tödlich…«
»Danke, wir werden daran denken, Mrs. Dolby…«
***
Bill und ich gingen praktisch in den schwindenden Tag hinein. Wir hatten die westliche Richtung eingeschlagen, aber mit einem Dreh nach Norden, so daß wir das Tor auf dem Hügel stets unter Kontrolle halten konnten. Es war schon ein kleines Wunderwerk und wirkte in der Gegend von Glastonbury tatsächlich wie ein lokales Weltwunder.
Den Ort selbst hatten wir rasch hinter uns gelassen, obwohl wir nicht sehr schnell gingen. Wir mußten uns auch etwas Zeit lassen, denn ich wollte herausfinden, wo Walter Wing die Blutquellen entdeckt hatte. Es war nicht einfach für mich, obwohl ich mir die gesamten Vorgänge noch einmal ins Gedächtnis zurückholte. Anhaltspunkte gab es weiter nicht. Ich hatte ihn auf dem Boden sitzen sehen, umgeben von bestimmten Sträuchern, nach denen ich ebenfalls Ausschau hielt. Ich grübelte über den Namen dieser Gewächse nach und kam erst daran darauf, als uns ein besonderer Geruch erreichte.
Wacholder!
Ich blieb stehen, und auch Bill stoppte. Skeptisch schaute er mich an. »Hast du was?«
»Ja, ich rieche es.«
»Was?«
»Wacholder.«
Er grinste. »Daraus kann man einen leckeren Schnaps herstellen, habe ich mir sagen lassen.«
»Das meine ich damit nicht. Wenn mich nicht alles täuscht, dann habe ich die Wacholderbüsche dort gesehen, wo sich auch Walter Wing aufgehalten hat. Ich denke, daß wir uns auf dem richtigen Weg befinden.«
Bill sagte nichts dazu. In diesem Fall war ich der Führer. Ich ließ meinen Blick durch die Umgebung schweifen. Wir bewegten uns auf einem recht weichen, mit Gras bewachsenen Boden weiter. Eine Art Heidelandschaft hatte sich hier ausgebreitet. Heidegras wuchs ebenfalls aus dem Untergrund hervor, aber es blühte noch nicht.
Erst nahe des Tors wechselte der Bodenbewuchs. Da verschwand das Heidekraut und schuf normalem Rasen Platz. Hier in der Gegend, auch dem Sumpf näher, war es vorhanden, wie auch die
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