Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Wacholdersträucher, die oft ungewöhnliche Formen erreichten, so daß der Betrachter seine Phantasie spielen lassen konnte.
    Das Gelände war ziemlich flach. Auch weiter im Norden, wo der Sumpf lag und sich auch die Betriebe der Torfstecher befanden. Dort war schon längst Feierabend, und aus den Schornsteinen der kleinen Brennereien quoll kein Rauch mehr.
    Die erste abendliche Stille hatte sich über das Land gesenkt. Es war still geworden, und die klare Luft trug dazu bei, daß wir die wenigen Geräusche doppelt so laut hörten.
    Mal ein Auto, das durch den Ort fuhr, dann eine entfernte Stimme oder ein Hupsignal.
    Fremde sahen wir hier nicht. Auch Einheimische hielten sich zurück. Nur auf dem Weg zum Tor hin malten sich die Gestalten einsamer Wanderer ab.
    Ich ging langsam weiter, den Blick auf den Boden gerichtet, weil ich nach feuchten Stellen suchte, die das Blut möglicherweise hinterlassen hatte.
    Sie mußten nicht nur feucht, sondern auch dunkel sein, falls nicht alles wieder in den Boden hineingesickert war, was der Wahrscheinlichkeit aber entsprach.
    Bill Conolly ließ mich in Ruhe. Er stand etwas abseits, beobachtete mich und auch die Umgebung, in der sich allerdings nichts tat. Es gab keine Veränderung.
    Und doch war es nicht normal. Hier war nichts normal. Hier lag etwas verborgen, das spürte ich.
    Schon des öfteren hatte ich den Zauber dieser Gegend gespürt. Er hatte mich stets seltsam berührt.
    Ich merkte das andere, ich fühlte auch nach meinem Kreuz, doch es hatte sich nicht erwärmt.
    Der leichte Abendwind strich über unsere Gesichter. Es brachte bestimmte Gerüche mit. So roch es zum einen nach Wacholder, zum anderen auch nach der leichten Fäulnis, die über dem Sumpf lagerte.
    Mit kleinen Schritten ging ich weiter, immer das Bild vor Augen, das ich beim Kontakt des Kreuzes mit dem Blut aus der Quelle gesehen hatte. Ich suchte nach irgendwelchen markanten Merkmalen, aber es waren nur die Büsche da, an denen ich mich orientieren konnte.
    Bill winkte mir zu und stellte sofort die Frage: »Hast du nicht davon gesprochen, daß das Gelände nahe der Quellen leicht angestiegen ist?«
    »Ja… das stimmt.«
    »Dann schau mal nach vorn.«
    Bill streckte seinen Arm aus. Er wies in eine bestimmte Richtung, und genau dort sah ich tatsächlich das sanfte Ansteigen des Geländes. Es kam allerdings zu keiner direkten Hügelbildung. Ich ging dorthin, blieb stehen, sah mir alles genau an und hörte hinter mir Bills Atem.
    »Nun…?«
    Ich nickte langsam. »Ja, Bill. Ob du es glaubst oder nicht, es scheint tatsächlich die Stelle zu sein, die ich gesehen habe.« Ein flüchtiges Lächeln umspielte meine Lippen, und ich drehte mich zu meinem Freund hin um.
    »Das ist okay, Bill, wir sind hier richtig.«
    »Super.« Er strahlte. »Dann sollten wir uns den Boden genauer anschauen. Es könnte ja sein, daß irgendwelche Blutreste zurückgeblieben sind. Geregnet hat es in den letzten Tagen und Nächten wohl nicht. So kann auch nichts weggewischt worden sein.«
    »Und ich gehe davon aus, daß diese Blutrinnsale versickert sind und nicht in irgendeinen See oder Bach mündeten. Jetzt müssen wir nur dafür sorgen, daß die Quellen auch aus dem Boden dringen.«
    »Das schaffen wir?«
    »Hör auf zu unken.« Ich ging zur Seite, betrachtete dabei die Wacholderbüsche genauer und nickte mir selbst zu. »Ja, Bill«, sagte ich mit fester Stimme. »Hier ist es gewesen. Hier habe ich die Blutquellen erlebt. Genau hier.«
    »Sehr gut, John. Fehlt uns nur der aus dem Boden gekommene Riese. Wo ist das passiert?«
    »An einem anderen Ort, aber hier in der Nähe.«
    Bill schaute zum Himmel. »Es ist noch hell. Wir sollten das letzte Tageslicht nutzen, um den Boden abzusuchen. Wenn sich jemand aus der Tiefe drückt, hinterläßt er Spuren. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie noch nicht verschwunden sind.«
    »Das ist richtig. Schau dich mal um.«
    »Und was tust du?«
    »Ich bleibe hier.«
    Der Reporter verschluckte eine Bemerkung. Er zuckte nur mit den Schultern und entfernte sich schweigend. Bald hörte ich seine Schritte nicht mehr. Ich war und blieb allein.
    Mein Blick schweifte hinüber zu dem mächtigen Tor auf dem Hügel. Es kribbelte in mir, dorthin zu laufen und den Weg nach Avalon zu suchen, aber andere Dinge waren wichtiger. Das jetzt im letzten Licht der Sonne rot leuchtende Tor stand auch später noch dort. Einige Strahlen hatten sich in den Durchgang hinein verirrt, als sollten sie aus ihm einen geöffneten

Weitere Kostenlose Bücher