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1065 - Die Blutquellen

1065 - Die Blutquellen

Titel: 1065 - Die Blutquellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem ich nur durch weites Ausweichen entkommen konnte.
    Das wollte ich nicht. Ich blieb zunächst stehen und schaute mir die Fontänen an, die aus der Tiefe immer wieder Nachschub erhielten, als lägen dort Vorräte für die Ewigkeit.
    Auch Bill Conolly war die Veränderung mittlerweile aufgefallen. Ich hörte ihn, als er näherkam. Er sprach auch davon, allerdings mehr mit sich selbst. Erst als er neben mir stand, konnte ich ihn verstehen. »Verdammt, John, verdammt. Damit habe ich kaum noch gerechnet. Ist ja der blanke Wahnsinn.« Er schaute vor seine Füße. Auch an ihm rann das Blut in zitternden und leicht glänzenden Strömen entlang, hinein ins Nichts, doch wir waren sicher, daß es irgendwo hinter uns versickerte.
    »Was jetzt?«
    Als Antwort streifte ich die Kette über den Kopf. Mein Freund lächelte mir zu, als sich mich bückte. Damit kam ich nicht nur dem Blut näher, sondern auch dem Geruch, den es ausstrahlte.
    Er war wirklich außergewöhnlich.
    Sehr scharf erwischte er meine Nase. Wie mit einer organischen Säure verbunden, die das aufgelöste hatte, was sich in der Tiefe alles an Humus und altem Blattwerk befand.
    Bestand es tatsächlich daraus?
    Daran konnte ich nicht glauben und führte das Kreuz in die Nähe eines Rinnsals heran.
    Eine leichte Erwärmung war zu spüren. Für einen Moment dachte ich daran, daß dieses Blut möglicherweise den toten Riesen gehört hatte, die aus irgendeinem Grund umgekommen waren.
    Es zischte.
    Unwillkürlich zog ich die Hand zurück, als mein Kreuz das Blut berührt hatte. Also stimmte es.
    Diese Flüssigkeit stand im krassen Gegensatz zu den Kräften meines Kreuzes; hier war eine dunkle Magie im Spiel. Viel hatte es uns auch nicht gebracht. Wir waren noch aus dem Spiel, das von anderen Kräften bestimmt wurde.
    Bill schaute mich an. Seine Miene sprach Bände. »Verflixt noch mal, ich weiß auch nicht, was das hier soll. Wir stehen hier herum, umspült von irgendwelchen Rinnsalen und Bächen aus Blut, und kommen keinen Schritt weiter.«
    »Nein, noch nicht.«
    »Dann hast du Hoffnung auf etwas anderes als nur blutverschmierte Schuhe.«
    »Ja.«
    »Und was, bitte?«
    »Hör zu, Bill. Ich habe es schon einmal erlebt, wenn auch nur als Fiktion. Zuerst kam das Blut und dann erschien diese Gestalt. Ich rechne damit, daß hier und heute das gleiche passieren wird. Wir müssen davon ausgehen, daß wir ihn bald zu Gesicht bekommen.«
    Bill verzog die Lippen zu einem säuerlichen Grinsen. »Und genau darauf wartest du?«
    »Ja.«
    »Und dann? Was passiert dann, wenn er wirklich erscheint, um uns zu verschlingen?«
    »Dann bist du an der Reihe. Oder willst du deine Waffe umsonst mitgenommen haben?«
    »Das bestimmt nicht. Ich werde…«
    »Psssst!«
    Bill hielt den Mund, denn meine Warnung war nicht grundlos erfolgt. Ich hatte während unseres Gesprächs die Blutquellen so gut wie möglich im Auge behalten. An der ersten und auch höchsten Fontäne war mir etwas aufgefallen.
    Zwar sprudelte sie nach wie vor aus dem Boden in die Höhe, aber sie hatte ihre Richtung schon verändert. Sie war nach rechts geneigt, als wäre sie gekippt worden. Den Grund sahen wir auch. Etwas wühlte genau dort, wo die Fontäne aus der Erde schoß, den Boden auf. Eine Kraft von unten, die sich auch nicht durch die anderen Fontänen aufhalten ließ. Sie wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Sie schwankten jetzt, sie sackten auch mal zusammen, während sich aus der Tiefe etwas immer weiter in die Höhe schob.
    Bill Conolly sprach aus, was auch ich dachte. »Verdammt, das kann nur der Riese sein. Von wegen, er konnte nicht dort aus dem Boden, wo wir es vermutet haben…«
    »Warte noch ab.«
    »Wieso? Glaubst du nicht daran?«
    Ich gab ihm keine Antwort mehr. Ich ließ auch die kleine Leuchte stecken, weil wir trotz der Dämmerung noch genug sahen. Jetzt auch, wie die Erde aufbröselte und nicht mehr nur das Blut freie Bahn hatte, sondern auch das, was aus der Tiefe nach oben gedrückt wurde.
    Zuerst erschien die Hand!
    Nein, das war nicht die Hand eines Riesen. Sie hatte die normale Größe eines Menschen. Wir sahen fünf Finger, einen etwas zur Seite gedrehten Daumen, auf dem ebenfalls der Lehm klebte wie auf den übrigen Fingern.
    Eine Menschenhand, bei der es nicht blieb. Denn die von unten drückende Erde spielte bereits mit dem Körper, zu dem die Hand gehörte, und schob ihn höher und höher.
    Eine Schulter tauchte auf, der ein Arm folgte, denn er war geknickt worden.
    »Scheiße«,

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