1065 - Die Blutquellen
Backofen machen.
Meine Schritte schleiften über den Boden, als ich mich auf den Beginn des kleinen Hügels zubewegte. Ich bückte mich auch und strich mit der Hand über den Boden hinweg. Wenn das Blut Spuren hinterlassen hatte, dann waren sie möglicherweise noch da.
Meine Finger hatten sich nicht verfärbt. Trotzdem ließ ich mich nicht entmutigen. Ich war sicher, hier die Stelle gefunden zu haben, aus der das Blut geströmt war.
»He, John!«
Am Klang der Stimme hörte ich heraus, daß mein Freund etwas entdeckt hatte. Ich drehte mich um und sah ihn winken. Mit der anderen Hand deutete er zu Boden. Dabei kam er mir ziemlich aufgeregt vor.
Neben ihm blieb ich stehen. Zu erklären brauchte er nichts. Hier mußte der Riese sein Opfer geholt haben, denn der Untergrund war tatsächlich aufgewühlt, wie bei einem Grab, aus dem ein lebender Toter gekrochen war.
Das Erdreich war auch noch nicht zusammengesackt. Aufgewühlt präsentierte es sich uns. Der Lehm glänzte etwas schmierig, sogar einige kleine Wacholdersträucher hatten den Kontakt zum Erdreich verloren.
»Was meinst du?« flüsterte Bill.
»Hier muß es passiert sein.«
»Erinnerst du dich denn?«
Ich nickte. »Ja, jetzt kommt es wieder zurück. Ich weiß Bescheid. Genau hier geschah es.«
Mein Freund räusperte sich. »Das ist ein Hammer«, gab er zu. »Wenn ich mir vorstelle, daß sich unter meinen Füßen ein Riese oder gleich mehrere davon aufhalten, wird mir ganz anders.«
»Denk nicht daran.«
»Du bist gut. Plötzlich zittert der Boden, dann bricht er auf, und danach hat mich der Koloß. Verdammt, das ist kein angenehmes Gefühl.«
»Bleib trotzdem hier.«
»Was machst du?«
»Ich warte auf die Quellen.«
»Dann viel Spaß.«
Wieder ging ich zu meinem Ziel. Auch mich hatte die Ungeduld gepackt. Ich wußte, daß wir uns auf einem magischen Gelände bewegten, aber es hielt sich zurück. Die anderen Kräfte wollten einfach nicht. Sie bestimmten den Zeitpunkt. Aber wer waren sie? Hingen die Blutquellen auch mit der Existenz der Riesen zusammen?
In der Theorie ja, in der Praxis konnte ich da keine Antwort geben.
Man kann sich ja an Stille gewöhnen. In diesem besonderen Fall fiel es mir sehr schwer. Für mich war sie belastend, ich kam nicht mit ihr zurecht und mußte leider warten.
Ich holte das Kreuz hervor und ließ es durch meine Handfläche gleiten.
Nein, verändert hatte es sich nicht. Keine Wärme, kein Strahlen, nicht das geringste Zittern. Es blieb unverändert.
Die Dämmerung hatte sich herangeschlichen und auch die Umgebung verändert. Es gab jetzt mehr Schatten als Licht. Dunkle Flecken verteilten sich wie Teppiche. Manchmal sahen sie aus wie über dem Untergrund schwebend. Irgendwo hörte ich das schrille Schreien eines Vogels, der hoch über uns am dunklen Himmel flog.
Noch immer warten…
Vielleicht Stunden? Möglicherweise bis zur Tageswende? Alles, nur das nicht und…
Meine Gedanken waren plötzlich wie weggewischt. Als hätte ich es herbeigezaubert, war plötzlich etwas unter meinen Füßen zu spüren. Zunächst glaubte ich an ein leichtes Vibrieren. Das aber war es nicht, sondern etwas anderes, das ich auch hörte.
Plätschern?
Ich hielt den Atem an und schaute nach vorn!
Tatsächlich, es war keine Täuschung, auch wenn das Licht nicht mehr das beste war. Ungefähr dort, wo dieser flache Hügel endete, sprang etwas aus der Erde.
Es war dunkel. Es war nicht breiter als ein normaler Gartenschlauch, und es wurde hüfthoch in die Höhe geschleudert, bevor es wieder zu Boden fiel und den Weg als Rinnsal abwärts rann, wobei es genau auf mich zufloß.
Kein dunkles Wasser.
Das machte mir schon der strenge, kühle und feuchte Geruch klar. Ich wartete, bis die Spitze fast mein Füße erreicht hatte und bückte mich dann.
Die Spitze des rechten Zeigefingers tunkte ich ein, hob den Arm an und schaute genau hin.
Die Spitze schimmerte dunkelrot!
***
Es war schon komisch, aber auf irgendeine Art und Weise fühlte ich mich wie erlöst oder bestätigt, wie immer man das auch ansehen mochte. Es war geschafft, ich hatte jetzt den echten Beweis und nicht den magischen. Das Blut rann mir weiter entgegen, und es stammte auch nicht mehr aus nur einer Quelle. Nicht weit entfernt von der ersten Quelle hatte sich der Boden mehrmals geöffnet und spie weitere Fontänen aus, die allerdings nicht so hoch waren wie die erste.
Die Flüssigkeit hatte sich gesammelt. Sie verzweigte. Die Rinnsale bildeten ein regelrechtes Netzwerk,
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