Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1066 - Avalons Riesen

1066 - Avalons Riesen

Titel: 1066 - Avalons Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zerrissen. Wasser und Gischt spritzten in die Höhe, von unzähligen Tropfen begleitet, in denen sich das Licht der Sonnenstrahlen brach.
    Aber war das Wasser nicht dunkler geworden? Umkreiste es die Klippen jetzt nicht schneller? Wirkten die dadurch entstehenden Strudel nicht beunruhigender?
    Genau konnte es Nadine Berger nicht sagen, aber sie glaubte es.
    Schatten? Schwammen Schatten unter der klaren Oberfläche? Hatte die Tiefe des Meeres sie entlassen, war sie aufgewühlt worden, um etwas Ungeheuerliches freizulassen?
    Nadine fühlte sich nicht mehr wohl. Die Kälte innen und auch außen nahm zu. Die normale Glätte des Meeres war verschwunden.
    Auf den Wellen malte sich eine größere Unruhe ab. Sie liefen nicht mehr so glatt dem Strand entgegen. Sie schienen nervös geworden zu sein, als transportierten sie eine bestimmte Botschaft.
    In der Tat war das Meer vor ihr dunkler geworden. Aus der Tiefe mußte etwas in die Höhe geschwemmt worden sein, das die einsame Frau an einen Teppich erinnerte.
    Auch wenn sich das Meer bewegte, das Dunkle verschwand nicht.
    Es breitete sich aus. Es war ein vom Meeresgrund aufgewühlter Schatten, der höher und höher kam und dabei sicherlich schon dicht unter der Oberfläche schwebte.
    Nadine spürte die Gefahr. Ihr Verstand sagte ihr, die Stelle am Ufer zu verlassen, aber sie blieb stehen. Sie war nicht feige und wollte sich den Dingen stellen. Zum Leben, auch hier auf Avalon, gehörten nicht nur die positiven Dinge. Als Bewohnerin mußte man sich auch mit den negativen auseinandersetzen.
    Nein, sie zog sich nicht zurück. Nadine Berger hatte sich entschlossen, der Gefahr ins Auge zu schauen. Sie wollte so lange warten, bis sie zu erkennen war. Noch war es einfach nur ein Schatten und hatte keinen bestimmten Umriß angenommen. Er war einfach nur dunkler, als das übrige Wasser, aber er wanderte auf das Ufer zu, und Nadine sah, daß er ungefähr in seiner Mitte einen düsteren Fleck transportierte, einen noch dunkleren Schatten.
    Sie konzentrierte sich auf das Zentrum. Ohne es zu merken, war sie einige Schritte zurückgewichen, so daß sie mit den Füßen nicht mehr im Wasser stand.
    Sie bückte sich und griff nach den Sandalen. Hastig schlüpfte sie hinein, um danach wieder einen Blick auf das Wasser mit seinen unruhigen Wellen zu werfen.
    Es schäumte.
    An einer bestimmten Stelle hatte sich ein großer, aus Schaum bestehender Fleck gebildet. Sie wunderte sich nicht darüber, denn Nadine hatte sich damit abgefunden, daß das Unheil nicht mehr auf dem Meeresgrund verborgen blieb.
    Sie wich zurück.
    Der schnelle Blick nach hinten.
    Nein, von dort drohte ihr keine Gefahr. Wenn, dann kam sie aus dem Wasser, und der wollte sich Nadine stellen.
    Es brodelte. Schaum bildete sich noch stärker. Darunter tanzte etwas Dunkles, Großes. Noch nicht zu identifizieren, weil das Wasser alles verzerrte.
    Aber schon in Ufernähe. Wenn es tatsächlich ein Riese war, dann würde er, falls er sich aufrichtete, jetzt weit aus dem Wasser hervorragen. Nadine schaute weiterhin zu. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Die Haut war blaß geworden. Wie ein Muster zeichneten sich die kleinen Schweißperlen auf ihrem Gesicht ab, und beim nächsten Klatschen der Wellen schrak sie zusammen.
    Aus den Fluten wühlte sich das Ding hervor.
    Nein, ein Unding.
    Etwas, das es nicht geben sollte oder durfte und dennoch existierte.
    Der Riese hatte seinen Platz auf dem Meeresboden verlassen und machte sich nun daran, die Insel zu erobern…
    ***
    Eigentlich wollte sie weg, doch der Anblick war so faszinierend, daß sie einfach stehenblieb und alles sehr genau beobachtete, wie zeitverzögert.
    Sehr schwungvoll hatte sich der Riese aufgerichtet. Er schien sich aus dem Sand und dem Wasser hervorgewühlt zu haben, denn während des Aufstehens schüttelte er seinen massigen Körper und schleuderte den Schmutz und die Wassertropfen von sich wie etwas, das ihn störte.
    Nadine hielt den Atem an. Obwohl sie den Riesen anschaute, fiel es ihr schwer, ihn zu beschreiben und einen Vergleich zu finden. Er war so etwas wie ein Urvieh. Diese Gestalt präsentierte all das, was in den Märchen und Legenden über die Riesen steckte. Er war es, der seine Macht zeigte und sich dabei nur auf seine Körperkräfte verließ.
    Ein wüstes Lebewesen. Dunkel. Nackt. Dafür behaart. Seine Haut war nicht hell oder weiß, sondern hatte eine erdbraune Farbe, die sich von den Beinen bis zum Kopf hinzog. Ein Gesicht war auch vorhanden. Nadine

Weitere Kostenlose Bücher