1067 - Er killt für den Satan
Schweißfilm zurückgeblieben.
Suko hatte alles mitgehört. Er erhob sich von der Schreibtischkante und begann auf und ab zu gehen. »Er war ja schon als Mensch schlimm genug, John. Wenn er es jetzt geschafft hat, die Hölle auf seine Seite zu ziehen, dann sehe ich schwarz. Da hat sich der Teufel den richtigen ausgesucht.«
Ich schwieg. Das paßte Suko nicht. »Warum sagst du nichts?«
»Weil es sinnlos ist. Wir wissen nicht, wo wir anfangen sollen. Es gibt keine, Spur von ihm. Der hat sich hier wie ein Parasit eingeschlichen und ist bei deinem Freund Chang an der richtigen Adresse.«
»Chang ist nicht mein Freund.«
»Wie dem auch sei. Er ist zumindest jemand, der einen Mitarbeiter nicht so normal einstellt wie es sich anhört. Ich denke sogar, daß Ryback cash entlohnt wurde. Wieviel Geld er verdient hat, weiß ich nicht. Aber viel kann es nicht sein. Jedenfalls hat er es phantastisch geschafft, unterzutauchen.«
Suko wiegte den Kopf. »Da wäre ich mir nicht so sicher, ob er das durchhält.«
»Wie kommst du darauf?«
»Mein Freund Chang, wie du so nett gesagt hast, ist bestimmt kein Waisenknabe. Der Mord an seinem Mitarbeiter hat ihn geschockt. Zudem hat Chang verdammt gute Verbindungen. Hinter ihm steht eine kleine Armee. Zahlreiche Chinesen, die ihre Augen überall haben. Er wird ihnen schon entsprechende Befehle erteilt haben.«
»Du rechnest damit, daß sie ihn suchen?«
»Na klar. Ich kenne meine Vettern«, sagte Suko lächelnd. »So etwas lassen sie nicht auf sich sitzen. Sollten sie Ryback finden, möchte ich nicht in seiner Haut stecken, um es mal vornehm zu sagen.«
Ich deutete mit dem Zeigefinger auf Suko. »Genau das wird auch Ryback wissen. Denk daran, welche Ausbildung er genossen hat und was er davon weitergegeben hat. Ryback kennt alle Tricks, die nötig sind, um zu überleben. Er ist ein Henker. Er ist einer, der im Dschungel überleben kann und ebenso im Dschungel der Großstadt. Der weiß genau, was er tut.«
»Und wie sollen wir ihn finden?«
Darauf wußte ich keine Antwort. Ich brauchte sie zunächst auch nicht, weil sich das Telefon meldete. »Das ist Abe«, sagte ich, »wetten?«
Bevor Suko etwas sagte, hatte ich schon abgehoben und mich gemeldet.
Unser Freund aus New York war es tatsächlich. »Verdammt noch mal«, sagte er, »euer Anruf hat mir keine Ruhe gelassen. Ich habe noch einmal nachgeforscht, was man über Ryback weiß. Viel ist es nicht, aber es könnte ein Hinweis sein. Ryback hat kurz nach seinem Prozeß geerbt.«
»Ach.«
»Ja, ein kleines Vermögen.«
»Von wem?«
»Von einem Onkel, der eine große Reinigungsfirma betrieben hatte und sich zur Ruhe setzte. Das Vermögen, eine genaue Summe ist mir nicht bekannt, hat sein Neffe Ryback bekommen.«
»Sehr gut«, sagte ich und schickte noch einen Fluch hinterher. »Dann ist er finanziell unabhängig.«
»Genau das.«
»Mehr hast du nicht herausgefunden? Kann es sein, daß er hier in London und Umgebung Verwandte hat?«
»Nein, davon ist mir nichts bekannt.«
»Okay, Abe, ich danke dir für die Mühe. Wir werden dich auf dem laufenden halten.«
»Darum bitte ich. Und falls ihr Hilfe braucht, ich komme auch über den großen Teich.«
»Wunderbar. Alles Gute.«
»Er hat also Geld«, sagte Suko, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte.
»Das erschwert die Sache um einiges, denn so ist er leider unabhängig.«
»Daran können wir nichts ändern.«
»Hier willst du aber nicht übernachten?«
»Nein, mein Bett ist mir lieber. Und rftorgen sehen wir dann weiter.«
Nicht eben happy verließen wir das Büro. Im Vorzimmer erwischte mein Blick wieder Glendas Brille. Ich nahm sie und legte sie auf den Monitor, so daß die über den Rand hinwegschaute, als wollten die leeren Gläser das Vorzimmer beobachten.
Dann gingen wir, und unsere Laune lag jenseits des Gefrierpunktes…
***
Ryback hatte gut geschlafen!
Auf dem Futonbett, dessen Unterlage sehr hart war. Er hatte sich vor dem Einschlafen auf den Rücken gelegt und wachte auch in dieser Position auf.
Er öffnete die Augen und schaute auf das Gitter aus Licht und Schatten, das sich auf dem Boden abmalte. Die Sonne hatte es geschafft, ihre Strahlen durch die Lücken des Rollos zu schicken und das Muster auf dem Boden zu hinterlassen.
Der Mann blieb liegen.
Er schaute zur Decke, die grauweiß über ihm schwebte wie ein glatter Himmel. Seine Lippen hatten sich zu einem breiten Lächeln verzogen, denn er dachte an die Ereignisse der vergangenen Nacht. Der
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