1067 - Er killt für den Satan
Tasse Tee trank er in Ruhe. Erst dann war er zufrieden.
Wie ein penible Hausfrau räumte er die Tasse weg und ließ sie zunächst in der Spüle stehen. Anschließend verließ er die Küche und ging zurück in sein Schlafzimmer. Hier war alles perfekt, er brauchte nichts aufzuräumen, und das Rollo zog er auch nicht hoch.
Es gab noch ein Wohnzimmer im Haus auf den Klippen. Ein großer und einfach herrlich liegender Raum, denn der Blick daraus war einfach unbezahlbar.
Durch das über Eck gebaute Fenster konnte er zum Meer hinschauen.
Er sah die Wellen, die sich mit Gischtkronen bedeckt dem Strand näherten und von zahlreichen Klippen zunächst gebrochen wurden.
Wenn er sich drehte und den Blick zur anderen Seite hin warf, dann lag das hügelige und sommerlich grüne Land vor ihm. Auch eine Idylle, in der die Menschen lebten und wohl hin und wieder an den Tod dachten.
Dann aber war es ein natürlicher. Daß Killer erscheinen würden, kannten sie höchstens vom Fernsehen.
Sie würden sich wundern…
Die Menschen wußten, daß das bunkerähnliche Haus auf den Klippen bewohnt war. Die wenigsten aber hatten Ryback je zu Gesicht bekommen. Er war zudem in der Vergangenheit, nicht oft an diesem Platz gewesen. So konnte niemand genau sagen, ob er nun zu Hause war oder nicht.
Aus der Tasche holte er einen schmalen Schlüssel und schloß die Tür eines in die Wand eingelassenen Schrankes auf. Darin befanden sich seine Waffen.
Rybacks Augen glitzerten, als der Blick über diese tödlichen Gegenstände huschte. Es war alles vorhanden, was das Herz eines Waffennärren begehrte.
Verschiedene Messer, Schußwaffen, von der Pistole, über die Pump Gun bis hin zum Gewehr.
Ryback konnte schießen. Aber er vermied es, wenn es sich eben ermöglichen ließ. Er mochte, wenn er unterwegs war, keine zu lauten Geräusche, deshalb steckte er sich den Revolver vom Kaliber neun Millimeter nur zur Sicherheit ein.
Viel wichtiger war das Messer!
Eigentlich war der Ausdruck falsch. Die Waffe bestand aus einem Holzgriff, aus dem eine schmale, aber höllisch scharfe Klinge hervorstach, die sich an ihrem Ende nadelspitz verengte.
Es war ein Instrument, das er beherrschte. Wenn er damit tötete, reichte zumeist ein Stich. Zielsicher geführt, hatte der Gegner nicht den Hauch einer Chance.
Ryback lächelte, als er die Waffe einsteckte. Zuvor hatte er noch mit den Fingerspitzen sehr leicht an den Seiten entlanggestrichen und war nun mehr als zufrieden. Sie war wie immer perfekt. Nicht eingerostet, sondern wunderbar glatt, und genau das war es, was er so liebte. Sie würde seidenweich in die Körper gleiten, und er wartete schon darauf, das Gesicht der Sterbenden zu sehen.
Der letzte Ausdruck in ihren Augen, der brachte ihm eine teuflische Befriedigung.
Ryback schloß den Schrank und war fertig. Er überlegte noch, wie er in den Ort kommen sollte. Es war nicht weit, er konnte zu Fuß gehen. Da allerdings lief er Gefahr, entdeckt zu werden, und Zeugen wollte er nicht.
Also nahm er den Wagen, einen schnellen, pechschwarzen Golf mit hoher PS-Zahl. Das Auto konnte er vor dem Ort abstellen und den Rest der Strecke zu Fuß gehen.
Ryback summte einen Schlager vor sich hin, als er das Haus verließ. Es war ein wunderschöner Sommermorgen. Der Himmel zeigte sich fast wolkenlos, so daß die Sonne Kraft hatte, sich auszubreiten. Ein Wetter, um den Tag genießen zu können, aber keines um zu sterben.
Um so etwas kümmerte sich ein Mann wie Ryback nicht. Ihm ging es um ganz andere Dinge. Er wollte dem großen Höllenherrscher so nahe wie möglich kommen, und das würde er auch schaffen. An diesem Morgen wollte er den richtigen Anfang machen.
So stieg er in den Wagen. Gefüllt mit freudiger Erwartung.
Er startete, fuhr an, rollte aus dem Schatten des Hauses weg und hinein in das Sonnenlicht, das die Farbe des Wagens kaum erhellte. Es schien, als wären die Dunkelheit und das Böse stärker…
***
Ich hatte in dieser Nacht weniger gut geschlafen. Ich war keine Maschine, sondern ein Mensch mit Gefühlen. Daß jemand wie Ryback unterwegs war, steckte ich nicht so einfach weg. Das blieb schon in mir hängen, und deshalb war ich letztendlich auch nur in einen mehr als unruhigen Schlaf gefallen.
Kurz vor dem endgültigen Erwachen war ich noch einmal tief weggesackt, um dann dem Ton des Weckers zu gehorchen, der mich aus dem Bett ins Bad trieb.
Die Morgentoilette brachte ich schnell hinter mich. Mit dem Gedanken war ich nicht nur bei Ryback, sondern
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