1067 - Er killt für den Satan
auch bei Asmodis, dem Höllenherrscher, und meinem Todfeind.
So einer wie er hatte Asmodis noch gefehlt. Er suchte immer wieder nach Menschen, die wie Knete in seiner Hand waren, die er für sich einsetzen konnte, und die auch schwach genug waren, um ihm zu gehorchen. Davon gab es leider genug Menschen, denen sich der Teufel auch bediente. Die meisten von ihnen allerdings hielten nicht durch oder wurden, wenn sie nicht in seinem Sinne funktionierten, einfach fallen gelassen. Manchmal tötete er sie, aber er hinterließ sie des öfteren auch der irdischen Gerechtigkeit, speziell mir oder Suko.
Wie kamen wir weiter?
Auch die Dusche gab mir keine Antwort auf meine Frage. Wir würden erst einmal abwarten müssen. Es gab keine Spur. Oder wir mußten uns darauf verlassen, was dieser Chang womöglich herausfand, und das wiederum paßte mir nicht.
Jedenfalls brauchten wir Rückendeckung, denn Sir James, unser Chef, wußte von nichts. Ihn würden wir an diesem Morgen zuerst informieren, damit er eine Fahndung nach Ryback ausrufen konnte. Ich wollte nicht alles Chang überlassen.
Den Kaffee hatte ich schon zuvor aufgesetzt. Er war fertig, als ich den letzten Hemdknopf schloß.
Genau in diesem Augenblick schellte es. Ich schrak zusammen, denn damit hatte ich nicht gerechnet. Wahrscheinlich war Suko schon fertig und hatte es nicht aushalten können.
Ich schaute auch nicht erst durch den Spion, öffnete die Wohnungstür und meine Worte blieben mir im Hals stecken.
Vor mir stand nicht Suko, sondern der Hausmeister, und der lächelte verlegen. »Sie?«
»Ja, Mr. Sinclair, entschuldigen Sie bitte die Störung, aber es wurde hier ein Brief für Sie abgegeben.« Er hielt mir den Umschlag entgegen, den ich kopfschüttelnd betrachtete.
»Wann kam er denn?«
»Vor zehn Minuten.«
»Und wer brachte ihn?«
»Ein Bote. Nicht von der Post. Es war ein Halbwüchsiger, der den Auftrag bekommen hatte.«
»Dann bedanke ich mich«, sagte ich und nahm den Brief an mich. Der Hausmeister entschuldigte sich noch, aber ich winkte ab, schloß die Tür und ging zurück in meine Wohnung.
Eine Nachricht, die ich nicht erwartet hatte und die mich nachdenklich machte. Der Brief war normal groß, er war normal leicht, doch es gab keinen Absender. Das einzig unnormale. Dafür einen Adressaten, eben mich. Mein Name war mit etwas krakeligen Buchstaben geschrieben worden. Ich holte mir einen Brieföffner, ließ den Brief jedoch vorerst noch geschlossen, weil ich ihn zunächst abtasten wollte.
Es gab einen Inhalt. Nicht so weich wie Papier, etwas steifer und auch schlecht zu knicken. Nun kann man in einen Brief alles hineinpacken, was die moderne Mordtechnik so bietet. Angefangen von einer flachen Bombe aus Knetsprengstoff bis hin zu sprühenden Giftwolken, die ausströmen, wenn der Umschlag geöffnet wird.
In meinem Job mußte ich mit allem rechnen. Ich war trotzdem nicht besonders stark beunruhigt, denn im Prinzip gehörte ich nicht zu den Personen, die auf der Liste dieser oft von den Geheimdiensten angewendeten Methoden stand.
Ich hatte schaurige Nachrichten bekommen. Man hatte mir schon einen abgetrennten Kopf zugeschickt, Dinge, um mich zu schocken oder zu warnen. Damit rechnete ich auch in diesem Fall.
Ich hatte mich an meinen kleinen Schreibtisch gesetzt und tastete den Brief noch einmal ab. Sein Inhalt war tatsächlich kleiner als der Umfang des Briefes und auch steifer. Ich konnte ihn schlecht knicken.
Etwas mulmig war mir schon zumute, als ich den Öffner unter die Lasche schob. Ein kurzer Druck reichte aus, und der Brief war offen. Ich hatte mit meinem Gesicht etwas Abstand von ihm genommen, drückte ihn jetzt behutsam auf und schaute vorsichtig hin.
Nein, es sprühte mir nichts entgegen. Es explodierte nichts. Ich nahm auch keinen Gestank wahr, ich peilte nur in den Brief hinein und sah jetzt den Inhalt.
Er war klein, relativ steif und den viereckig. Ein Polaroid-Foto. Ich schüttelte den Kopf, als ich es mit spitzen Fingern hervorzog. Wer kam denn auf die Idee, mir ein Foto zu schicken?
Ich legte es auf den Schreibtisch, und meine Überraschung steigerte sich noch.
Das Bild zeigte einen Jüngling!
Ja, einen schönen Jüngling, wie man ihn von Zeichnungen her kannte, die schon sehr alt waren. Auch Postkarten wiesen dieses Motiv oft auf, denn die Jünglinge sahen darauf zumeist aus wie Engel. Etwas ätherisch gezeichnet, hin und wieder mit Flügeln versehen, was bei diesem hier nicht der Fall war.
Trotzdem erinnerte er mich an
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