1067 - Er killt für den Satan
wenig später nach und überlegte, ob es mir heute morgen besser ging als am vergangenen Abend.
Wenn ich ehrlich war, nicht. Ich wußte nur, daß etwas auf uns zukam, das nicht nur gefährlich, sondern auch tödlich war…
***
Ryback fuhr in den lichten Tag hinein. Er saß in seinem schwarzen Wagen entspannt hinter dem Lenkrad. Den Sitz hatte er weit zurückgestellt. Er fuhr langsam wie jemand, der sich Zeit lassen konnte und den Tag genoß.
Seine Laune war top. Er hatte die Lippen gespitzt und pfiff ein Lied vor sich hin. Das Spiel aus Licht und Schatten irritierte ihn nicht, denn in der Nähe des Ortes rollte er durch kleine Waldstücke, deren Niederholz einen Teil des Sonnenlichts immer wieder filterten.
Die Kirche war wichtig. Sie stand nicht mitten im Ort, wie es üblich war, sondern am Rande. Weshalb das so war, wußte er nicht. Es kam seinen tödlichen Plänen jedenfalls sehr entgegen.
Er würde kaum auf Zeugen treffen. Er konnte sich heimlich in die Nähe der Kirche heranschieben und auch heimlich dorthin gelangen, wo der Pfarrer lebte.
Der Weg, den er fuhr, war schmal. Kleine Schlaglöcher wechselten sich mit Buckeln ab. An manchen Stellen war der Belag völlig verschwunden, so daß die Reifen über ein körnige Trasse rollten.
Die Kirche lag an der rechten Seite. Sie geriet voll in sein Blickfeld, als sich der Wald zurückzog. Zwischen der Straße und ihr lag noch eine grüne Erhebung mit einem kugeligen Strauch auf der Kuppe. Der Weg führte um den Hügel herum und endete an der Kirche.
Ryback fuhr jetzt noch langsamer. Er schaute sich dabei sehr genau um.
Menschen waren nicht zu sehen. Sie hielten sich im Ort auf. Um diese Zeit besuchte kaum jemand die Kirche; außerdem war nicht Sonntag.
Der Mann im dunklen Golf hatte seinen Blick nur einmal bis zur Spitze des Turms wandern lassen und den Kopf sofort wieder zur Seite gerichtet, denn dort malte sich ein Gegenstand ab, den er überhaupt nicht mochte. Es war ein Kreuz!
Er haßte es. Er wäre am liebsten am Turm hochgeklettert, um das Kreuz abzureißen. Gemocht hatte er die Insignien des Christentums noch nie, doch erst in der letzten Zeit war es zu diesem Haß gekommen. Zu einem dermaßen starken Gefühlsausbruch, daß er sich selbst dabei veränderte. Er spürte einen kalten Schauer, der sich an der Haut festklebte wie Eis, das so schnell nicht tauen wollte. Ryback schüttelte den Kopf und stöhnte leicht auf. Dann drehte er den Blick zur Seite, und sofort ging es ihm besser.
Der Weg endete auf einem kleinen Platz. Er gehörte bereits zum Grundstück der Kirche. Es lag ziemlich offen, und das gefiel Ryback nicht.
Keine Deckung für seinen Wagen. Wenn er eingriff, wollte er keine Spuren hinterlassen, und deshalb lenkte er den Wagen seitlich am Backsteinbau der Kirche vorbei, um nach einem Parkplatz Ausschau zu halten.
Er umfuhr eine kleine Insel aus Rhododendronsträuchern, und sah dann das kleine Haus, in dem wohl der Pastor lebte.
Ryback wurde sehr wachsam. Seine Augen bewegten sich. Die Pupillen schienen überall hinzublicken. Er suchte nach einem Platz für seinen Wagen und war froh, als er niemand sah. Weder vor der Tür des Hauses noch an den Fenstern.
Das Gestrüpp und das etwas ungepflegt wirkende Gelände jenseits des Hauses kam ihm wie gerufen. Hier konnte er den Golf parken. Der Boden hier war etwas weicher als vorn. Es lagen auch keine Steine und Kies darauf, das verräterische Knirschen hatte aufgehört.
Ryback hielt an.
Er blieb noch im Wagen sitzen, hatte sich aber losgeschnallt. Genau beobachtete er die Gegend. Seine Blicke wechselten vom Außen-in den Innenspiegel, aber es war nichts Verdächtiges zu sehen. Alles blieb so herrlich normal.
Er war zufrieden und lächelte beim Aussteigen. Asmodis würde sich freuen können, denn der erste Teil des Planes schien perfekt zu klappen. Nichts deutete darauf hin, daß etwas schieflaufen könnte.
Die Wagentür drückte er sanft zu. Noch war die Luft relativ kühl und angenehm. Das allerdings würde sich im Laufe des Tages ändern. Der Wetterbericht hatte eine kurze Hitzewelle vorausgesagt, die sich dann in schweren Gewittern auflösen würde.
Ihn interessierte das nicht. Er dachte nur an seine Zukunft. Dem Teufel immer näher kommen, um schließlich so zu sein wie er. Das allein war sein Ziel, und dafür würde er über Leichen gehen. Heute morgen sollte es schon einen Toten geben.
Ryback schlich auf das Haus zu, den Blick auf die Fassade gerichtet und natürlich auch auf die
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