1067 - Er killt für den Satan
machte den Eindruck, als könnte man sich in dieser Atmosphäre wohl fühlen.
Der Meinung waren auch die Gäste, denn mehr als die Hälfte der Tische war besetzt.
Daß wir das Restaurant betreten hatten, war bereits bekannt. Aus dem Hintergrund löste sich ein Mann, der mit gemessenen, aber durchaus forschen Schritten auf uns zukam und ein breites Lächeln aufgesetzt hatte.
Er verbeugte sich vor uns. Stellte sich auch vor, wobei ich seinen Namen schnell wieder vergaß, und bat uns anschließend in das Büro seines Chefs.
Wir folgten ihm in die Privaträume des großen Chang. Sie lagen in einem Anbau, und es gab nicht nur ein Büro, sondern mehrere Räume, deren Türen von einem mit Seidentapeten beklebten Gang abzweigten.
Ich hielt mich zurück. Sehr wohl war mir nicht. Diese Welt kam mir fremd vor. Schon öfter hatte ich damit zu tun gehabt, und ich war auch damit zurechtgekommen, aber wohl hatte ich mich dort niemals gefühlt.
Auch jetzt nicht und obgleich Suko sich an meiner Seite befand. Auf das Büro des Meister war ich gespannt. Ich stellte mir einen großen, saalartigen Raum vor, der so eingerichtet war, daß sich Chang wie in seiner Heimat fühlen konnte.
Das traf nicht zu.
Als wir den Raum betraten, war ich fast ein wenig enttäuscht. Er war nur mittelgroß, beherbergte einen Schreibtisch, einen Computer, Faxgerät, eine Telefonanlage und eine europäische Sitzgruppe. Die Wände waren mit Holz vertäfelt. Zwei weitere Türen zweigten zu irgendwelchen Nebenräumen ab, und selbst auf dem rötlich schimmernden Teppich zeichneten sich keine chinesischen Motive ab.
Der große Chang hatte hinter seinem Schreibtisch gesessen und stand nun auf, als wir sein Refugium betraten. Auch er enttäuschte mich. Für einen Chinesen war er recht groß. Als er näherkam - er bewegte sich perfekt in seinem dunkelblauen Anzug - fiel mir auf, daß er kein reinrassiger Asiat war. Die Mongolenfalte war bei ihm nicht so ausgeprägt. Das Gesicht war eher hager als rund, und seine dunklen Augen musterten uns prüfend.
Ich schätzte ihn auf vierzig Jahre. Seine drahtigen Bewegungen deuteten darauf hin, daß er Sport betrieben hatte. Auch in diesem Geschäft hatte ein Generationswechsel stattgefunden. Die offen in der Tradition verwurzelten Chefs und Manager waren verschwunden. Wer im Haifischbecken der Wirtschaft bestehen wollte, der mußte sich schon etwas einfallen lassen.
Chang lächelte, als er Suko begrüßte und sich anschließend mir zuwandte. »Ich freue mich, daß auch Sie den Weg zu mir gefunden haben, Mr. Sinclair. Sie und Ihr Freund werden es sicherlich nicht bereuen.«
»Das bleibt abzuwarten.«
»Natürlich.« Er schaute mich an. Seine Augen schimmerten, als lägen winzige Eisstücke auf dunklen Flächen. Dann deutete er auf die Sitzgruppe und bat uns, dort Platz zu nehmen. »Es redet sich da besser, meine Herren.«
Die Sessel waren mit Samt überzogen. Auf dem Tisch standen hauchdünne Tassen, und der heiße Tee befand sich in der Kanne. Suko und ich stimmten zu, als uns eine Tasse Tee angeboten wurde. Chang selbst schenkte uns von der grünen Flüssigkeit ein.
Wir tranken, aber wir kamen danach nicht sofort zur Sache. Da war es wie früher. Chang erkundigte sich nach unserem Wohlergehen, freute sich angeblich, als wir ihm positiv antworteten und wollte auch wissen, wie es Shao ging.
»Hervorragend«, erwiderte Suko. »Dann bestellen Sie ihr die besten Grüße.«
»Mache ich gern.«
Mein Freund hielt sich schon an die Spielregeln, während ich mich distanzierter gab. Ich mußte immer daran denken, wer dieser Chang war. Einer im Hintergrund, der lenkte und steuerte, aber nie so recht auffiel wie Logan Costello aufgefallen war, als er noch kein Vampir gewesen war und die Mafia kontrolliert hatte. Jetzt war die Bande führerlos.
Einen Nachfolger hatte es noch nicht gegeben. Wir hatten nur von Kleinkriegen gehört, die sich die Gruppen untereinander lieferten. Das war Angelegenheit der Kollegen, nicht unsere.
Fünf Minuten waren vergangen und Chang hatte noch einmal nachgeschenkt, als er allmählich zur Sache kam. Er schaute dabei auf den ochsenblutrot lackierten Holztisch und schüttelte zunächst den Kopf, als könnte er es noch nicht fassen. Gelassen strich er dann über sein glattes Haar und schaute uns beide an.
»Sie können sich denken, daß ein Geschäftsmann wie ich hin und wieder Probleme bekommt, die er lösen muß. Das ist mir in der Vergangenheit auch stets gelungen. Ich habe immer darauf
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