1067 - Er killt für den Satan
geachtet, daß ein gewisser Weg nicht verlassen wurde, und darin schließe ich all meine geschäftlichen Aktivitäten ein.«
»Können Sie mir das näher erklären, Mr. Chang?« fragte ich.
»Gern. Ich leite nicht nur Restaurants, sondern auch Lebensmittelgeschäfte, in denen ich die aus China und Asien importierten Waren verkaufe. Ich bin Besitzer einiger Wäschereien und Nähereien, aber ich kontrolliere auch zwei Karateschulen hier in London. Das heißt, ich nenne sie nur so. Tatsächlich aber werden dort mehr Kampfsportarten gelehrt, als nur Karate.«
»Geht es um diese Schulen?«
»Indirekt, Mr. Sinclair, aber lassen Sie mich bitte von Beginn an berichten. Das ist auch für Sie besser.«
»Okay.« Ich war sonst nicht so, aber dieser Typ machte mich leicht kribblig. Suko blieb im Gegensatz zu mir sehr ruhig und gelassen. Er ließ alles an sich herankommen.
»Um auf die Schulen zurückzukommen, die sehr gut frequentiert sind, haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Männer und Frauen in den verschiedensten Kampftechniken auszubilden. Das ist etwas sehr Ehrenwertes, wenn ich es auf die langen Traditionen zurückführe, die hinter den Kampfsportarten stehen. Wir haben gute und speziell ausgebildete Lehrer für unsere Schulen. Wir müssen ihnen das Vertrauen entgegenbringen, das sie auch von den Schülern erhalten. Das klappt auch. Es hat nie Probleme damit gegeben, aber ich muß zugeben, daß man vieles unter Kontrolle halten kann, nur nicht die Menschen selbst. Ich meine, man kann ihm nicht hinter die Stirn schauen.« Er blickte uns an wie jemand, der eine Reaktion erwartete.
Wir enttäuschten ihn auch nicht und stimmten ihm zu.
»Und genau da beginnt mein Problem«, sagte er.
»Geht es um einen dieser Lehrer?« wollte Suko wissen.
»Genau. Er heißt Ryback.«
Ich verzog den Mund. »Das hört sich nicht eben chinesisch oder asiatisch an.«
»Das ist es auch nicht. Ryback ist ein Amerikaner oder Kanadier, ich weiß es nicht so genau. Er hat sich als Lehrer beworben und es war ihm dabei egal, welches Fach er unterrichtete.«
»Kann man daraus folgern, daß er alle beherrschte?«
Chang nickte mir zu. »Ich denke schon. Von Karate bis zum Kendo, dem japanischen Stockfechten.«
Ich strich über meine Haare. »Ein gefährlicher Mann, Mr. Chang.«
»Das können Sie behaupten. Ich stimme Ihnen auch jetzt zu, habe es aber zu früheren Zeiten anders gesehen. Er war ein guter Mann, ein perfekter Lehrer, ein Könner, und dem Leiter der Schule sind nie Klagen zu Ohren gekommen.«
Ich lächelte. »Dann hätte es ja eigentlich keine Probleme mit ihm geben können.«
»Stimmt, eigentlich nicht. Nun komme ich wieder auf meine vorherigen Worte zurück. Man kann eben keinem Menschen hinter die Stirn schauen. Auch Ryback nicht. Ich nehme an, daß er die Arbeit des Lehrers nur als Tarnung aufgebaut hat. Er war, wie er selbst einmal zugab, finanziell unabhängig. Ein Einzelgänger, der einsam wohnt, leider weiß ich noch nicht, wo, aber Ryback wollte mehr als nur lehren. Er wollte an die Menschen heran, um sie abhängig zu machen, damit er sein Ziel erreichen konnte. Ein hohes Ziel, wenn auch ein für uns unverständliches.«
»Was war es denn?«
»Nun, jetzt habe ich den Punkt erreicht, an dem Sie beide ins Spiel kommen. Dieser Ryback wollte so werden wie der Teufel.«
Ich saß plötzlich starr. »Bitte?«
»Sie haben mich schon verstanden, Mr. Sinclair. Er wollte so werden wie der Teufel.«
»Und das hat er offen zugegeben?« fragte Suko.
»Er sprach einige seiner Schüler an. Auch einen Lehrer. Er hatte sich mit ihm getroffen. Er hat ihm vom Teufel vorgeschwärmt und war der festen Meinung, daß jeder Mensch, wenn er es nur will, dem Satan sehr nahe kommen kann.«
»Wie das?«
»Ich weiß es nicht, Mr. Sinclair.« Er lächelte schief. »Der Teufel ist nicht mein Gebiet. Das betrifft eher Ihre Arbeit. Deshalb habe ich Sie auch zu einem Gespräch gebeten. Es ist wirklich nicht einfach, das muß ich Ihnen sagen.«
»Wie ging es denn mit Ryback weiter?«
»Wir wollten ihn nicht mehr.«
»Dann hat Ihr Mitarbeiter geredet?«
»Ja, denn diese Intension widerspricht unserer Erziehung. Wir wollen mit dem Teufel nichts zu tun haben. Egal, ob es ihn gibt oder nicht.«
»Was taten Sie mit Ryback?« wollte Suko wissen. »Wie verhielten Sie sich ihm gegenüber?«
»Wir konnten nichts tun.«
»Was hinderte Sie?«
»Wir kamen zu spät.«
»Und was bedeutet das?«
»Ryback war verschwunden. Er hatte sich schon
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