1068 - Der Höllenstar
Toten gab es bereits, von dem wir wußten. Er war Chef eines Fitneß-Centers gewesen, das einem mächtigen Chinesen namens Chang gehörte. Durch ihn waren wir praktisch auf den Fall aufmerksam geworden, denn Ryback hatte versucht, Changs Leute auf seine Linie zu bringen, damit auch sie dem Teufel nahekamen. Das war ihm nicht gelungen. Er hatte einen Toten hinterlassen und war geflohen.
Chang hatte Suko alarmiert, der nicht allein zu dem Chinesen gefahren war, sondern mich mitgenommen hatte. Wenn Typen wie dieser Chang schon bei anderen Hilfe suchten, dann brannte der Busch, dann war Holland in Not. Selbst er, einer der Mächtigen, hatte sich keinen Rat mehr gewußt.
Seine Leute konnten Ryback nicht finden, und deshalb hatte er sich an uns gewandt, allerdings auch, weil der Killer immer wieder über den Satan gesprochen hatte. Und der war nun mal ein Fall für uns. Daran gab es nichts zu rütteln.
So also hatten wir von Ryback erfahren und versuchten nun, ihn zu finden. Von Chang wüßten wir auch, daß er aus den Staaten stammte. Da hatte uns unser Freund Abe Douglas weitergeholfen und uns mit Informationen versorgt.
Aber Asmodis oder auch der Teufel wußte bereits Bescheid. Er hatte sich eben durch ein Foto bei mir auf ungewöhnliche Art und Weise gemeldet und mir wieder einmal den Krieg erklärt.
Suko und ich waren ins Hintertreffen geraten. Wir wußten nicht, wo wir den Hebel ansetzen sollten.
Zwar hatte uns Aber Douglas ein Fax geschickt, das diesen Ryback zeigte. Es war allerdings kein ideales Foto gewesen und eignete sich kaum für eine Fahndung.
Bis uns dann der Anruf erreichte. Von einem Polizeirevier in London. Aus Allhallows hatte eine Frau angerufen, ohne ihren Namen zu sagen. Sie hatte nur nach einem John Sinclair in allerhöchster Panik verlangt, danach war das Gespräch abgebrochen. Wir hatten die Bandaufzeichnung gehört und dabei festgestellt, daß die Panik sicherlich nicht gespielt war. Nein, da war die Angst sehr deutlich zum Ausdruck gekommen.
Ich konnte mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen, wer da etwas von mir wollte. Auch die Stimme war für mich nicht zu identifizieren gewesen. Ich hatte den Anruf trotzdem nicht achselzuckend abgehakt, weil ich einfach auf mein Gefühl hörte. Da lebte jemand in schrecklicher Gefahr - falls die Frau noch am Leben war -, und mein Gefühl hatte mir gesagt, daß Ryback und dieser Anruf in unmittelbarem Zusammenhang standen.
Gefühl, Ahnung, wie auch immer, der Teufel jedenfalls hatte mir versprochen, mich töten zu lassen.
Wie ich ihn kannte, war ihm jedes Mittel recht. Er griff zu Tricks. Er war ein Meister der Verstellung. Er schoß hinten durch die Brust ins Auge und ging Wege, die normal nicht nachvollziehbar waren.
Auch Suko war einverstanden gewesen. Es mußte vorangehen. Wir mußten einfach irgendwo eingreifen. Ich kannte den Plan des Teufels nicht, konnte mir allerdings vorstellen, daß er im Hintergrund die Fäden zog und uns nach Allhallows gelockt hatte.
Alles war möglich. Alles konnte stimmen, mußte aber nicht so sein. Wir würden es merken, wenn wir am Ziel eingetroffen waren, zu dem wir mit Sukos schwarzem BMW fuhren, der mittlerweile auch seine Jahre auf dem Buckel hatte, aber noch top in Ordnung war.
Allhallows lag auf einer Halbinsel, welche die südliche Seite der breiten Themsemündung in die Nordsee begrenzte. Wer hierher fuhr, der dachte an Urlaub am Meer. Der liebte die Klippen, auch den Strand, die wilde See, denn hier war alles vorhanden, was das Herz des Meerurlaubers begehrte.
Die Gegend war leicht hügelig, es gab keine großen Orte, kaum Verschmutzung, dafür viel leere Landschaft, kleine Seen, zahlreiche Wasserläufe und recht wenige Straßen. Die wenigen Straßen verliefen sich im Gelände. Von dort war es dann nicht mehr weit bis zu den Klippen oder Stränden.
Wir waren schnell gefahren. Zuerst über die Autobahn, die A 2, später dann über Land. Suko hatte seinem Wagen endlich Gummi geben können und war happy.
London lag zwar kilometermäßig weit zurück, allerdings nicht in meinen Gedanken. Deshalb griff ich zum Handy und telefonierte mit der Dienststelle.
Glenda hatte bereits auf meinen Anruf gewartet. »Wenn du Sir James haben willst, mußt du zunächst einmal mit mir vorlieb nehmen.«
»Warum?«
»Er hat Besuch.«
»Dann bleibe ich bei dir.«
»Sehr nett. Seid ihr schon da?«
»Nein, aber kurz vor dem Ziel. Hast du neue Informationen erhalten?«
»Leider nicht. Hier ist alles beim alten.
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