1068 - Rückkehr in die Hölle
und Wido Helfrich machten gemeinsam die Vorhut. Es war Narktor, dessen mürrische und gelangweilte Stimme in den Helmempfängern zu hören war, als er berichtete: „Weiter geht's nicht mehr! An dieser Stelle ist die Welt mit Brettern vernagelt."
Perry glitt nach vorne. Die Schlucht endete vor einer mit pockennarbigen Markierungen übersäten Wand aus einem grauen Material, das ohne Zweifel nicht natürlichen Ursprungs war. Er glitt an der Wand entlang, aufwärts an den beiden Schluchtwänden und wieder hinab bis zum tiefsten Punkt des dreiecksförmigen Einschnitts, und mit jeder Sekunde wuchs seine Erregung. Er kannte dieses Material.
Er war ihm bisher zweimal begegnet: in der Gruft unter dem Dom Kesdschan und in den Höhlen des Planeten der Flößer. Was er hier vor sich hatte, war eine Struktur, die von den Porleytern geschaffen worden war! Die Messungen zeigten einen Hohlraum von ungewöhnlicher Größe, der sich im Nordwesten an das natürlich entstandene Höhlensystem unter dem Boden des Talkessels anschloß. Was konnte der Hohlraum anders sein als eine Station der Porleyter! Die Wand war ein Teil der Kapsel, in die die Station eingebettet war.
Die Begeisterung über seinen Fund schwand, als er die Größe des Problems erkannte, das sich ihm hier stellte. Wie sollte er die Wand durchdringen? Einer der Roboter, die er mit sich führte, war mit einem schweren Desintegrator ausgerüstet. Er konnte versuchen, sich mit Gewalt einen Weg durch das Hindernis zu bahnen. Aber die Porleyter hatten ihre Station ohne Zweifel mit gewissen Sicherheitsmechanismen ausgestattet. Wenn sie noch funktionsfähig waren, dann brachte er durch ein solches Vorgehen seine gesamte Expedition in Gefahr. Aber gab es eine andere Möglichkeit?
Was hatten die Pockennarben zu bedeuten? Es war über zwei Millionen Jahre her, seit die Porleyter als Vorläufer des Wächterordens der Ritter der Tiefe ihre Aufgabe versehen hatten. Annähernd ebenso alt war diese Station. Man sprach von Materialien, die für die Ewigkeit gefertigt waren. Aber wie lang, wenn es um die Haltbarkeit, die Widerstandsfähigkeit einer Substanz ging, war eine Ewigkeit? Waren die Pockennarben ein Anzeichen beginnenden Zerfalls?
In diesem unterirdischen Raum hatte ein schweres Beben stattgefunden - nicht damals, als die Station der Porleyter noch jung war und allen solchen Beanspruchungen mühelos hätte widerstehen können. Sondern vor kurzer Zeit, vor vier- bis sechstausend Jahren, wie Wido Helfrich errechnet hatte. Waren die Pockennarben Stellen, an denen die Wandung leichter durchstoßen werden konnte? Gab es noch andere Anzeichen des Zerfalls?
Er blickte an der Wand empor bis dorthin, wo sie gegen die Decke des Stollens stieß, Markierungen überall, aber keine Spur ernsthafter Beschädigung. Er richtete den Blick nach unten. Der Boden der Schlucht bestand aus nacktem, glattem Felsgestein. Hier gab es keine Trümmer herabgestürzter Stalaktiten mehr. Der grelle Lichtkegel seiner Helmlampe glitt an der Kante eines quaderförmigen Steinstücks entlang und traf auf die Wand. Was war das? Eine Kratzspur? Er manövrierte sich in die Horizontale und versuchte, den Stein aufzuheben und in eine andere Lage zu befördern. Mit einer Masse von einer halben Tonne widerstand der Fels seiner Anstrengung ohne Mühe.
Perry glitt etliche Meter weit zurück. Er griff nach dem Kombistrahler und schaltete ihn auf Desintegrator-Modus. Ein giftgrüner Strahl brach aus dem dicken Lauf. Der Quader verwandelte sich in hocherhitzten Gesteinsdampf, der träge davontrieb.
Perry bewegte sich vorwärts. Er hatte sich nicht getäuscht. Dort, wo das Felsstück gegen die Wand gestoßen war, begann ein Riß. Er verlief senkrecht und verlor sich nach wenigen Zentimetern unter dem Geröll des Schluchtbodens. Er schien nach unten hin breiter zu werden. Perry räumte ein paar kleinere Steinbrocken beiseite und schob vorsichtig die Hand in die Öffnung. Er fand keinen Widerstand. An dieser Stelle war die Wand, die die Station der Porleyter umschloß, geborsten.
„Roboter hierher!" rief er. „Wir müssen ein paar Tonnen Gestein beiseiteräumen."
*
Nach vierzig Minuten stand fest, daß Perry sich nicht getäuscht hatte. Die Roboter hatten drei Meter des Schluchtbodens fortgeräumt. Gesteinsdämpfe wallten wie dichter Nebel über die Felshänge und setzten sich als hellgrauer, mehliger Staub wieder ab. Drei Meter betrug auch die Länge des Spaltes, den das Beben in die Wand der
Weitere Kostenlose Bücher