1069 - Die teuflischen Drei
schön.« Wir richteten uns auf, standen nebeneinander. »Und jetzt? Wir müssen einen Entschluß fassen. Da wir beide keine Söhne des großen Herkules sind, bleibt uns eigentlich nur der Rück-und dann der Umweg.«
Ich stimmte nicht sofort zu. »Oder wir versuchen, Hilfe zu holen. Das geht auch.«
»Und wo?«
»Das Haus dort.«
Es stand zwar nicht zum Greifen nah, und wir sahen auch nicht viel von ihm, weil die Natur einen Sichtschutz gebildet hatte, aber es war vorhanden und möglicherweise auch bewohnt. Aber das würden wir noch feststellen.
Suko schaute mich wissend lächelnd an. »Ja, John, das Haus. Es steht dort wie gerufen. Wie für uns bestellt. Und der Baum liegt auch genau an der richtigen Stelle.«
»Eben, sehr perfekt.«
»Zu perfekt.«
»Genau richtig für eine Falle?«
»Wer sollte sie uns stellen?«
»Keine Ahnung«, sagte ich. »Du hast in der letzten Nacht im Tank gelegen und einen gewissen Kontakt geschaffen. Ich denke da müßte etwas zu machen sein.«
»Ebenso wie der oder die Bewohner des Hauses hingegangen sind und den Baum gefällt haben.«
»Das ist Theorie.«
Wir brauchten nicht mehr lange zu diskutieren. Es war besser, sich auf den Weg zu machen. Zum Haus hin führte kein Weg durch die Wildnis.
Es gab wohl so etwas wie einen Pfad, denn das Gras war an bestimmten Stellen zusammengetreten worden, ansonsten aber überwucherte das Unkraut alles, und es reichte auch bis an die im Vergleich zum Grün der Natur dunkel aussehende Hauswand heran.
Kein düsteres Haus im eigentlichen Sinne, aber schon ein seltsames. Es war nicht besonders groß, aber es hätte eher in die Stadt hineingepaßt, als in diese Landschaft.
Teile der Mauern wurden durch den grünen, lianenhaften Bewuchs verdeckt.
Ich wunderte mich über zwei Erkerzimmer rechts und links der Eingangstür, vor der eine krumme Steinplatte auf dem Boden wie festgebacken lag.
Es schien die Sonne. Goldene Strahlen verloren sich auf dem Laub der Bäume, dennoch blieb die Fassade düster, denn das Licht erreichte sie nur in Höhe des grauen Dachs, dessen Rand nicht vorstand. Es war auch schwer zu schätzen, wie viele Zimmer sich im Haus befanden, und wir wußten auch nicht, ob es bewohnt war, denn hinter den Fenstern zeichneten sich keine Bewegungen ab.
»Und, John? Was ist dein Eindruck?«
»Tja.« Ich zuckte die Achseln. »So genau kann ich dir das nicht sagen. Es sieht unbewohnt aus. Ich kann mir allerdings vorstellen, daß es trotzdem bewohnt ist.«
»Der Baum, nicht?« fragte er grinsend.
»Sogar der gefällte.«
»Hoch lebe die Falle.«
»Oder Rybacks Erbe?«
»Ist auch möglich.«
Wir näherten uns der Haustür und bemühten uns dabei, völlig normal und unverdächtig zu erscheinen. Wir gingen nicht schnell, dafür etwas zögernd, schauten uns zudem um, wie es eben zwei Fremde taten, die diesen Weg zum erstenmal gingen.
Vor der dunklen, kompakten und an der Außenseite durch Wind und Wetter etwas aufgerauhten Haustür blieben wir stehen und hielten nach einem Klingelknopf Ausschau.
Den gab es nicht. Zumindest zeichnete sich nichts innerhalb des Gemäuers ab. Dafür allerdings der dunkle Klopfer in der Türmitte, den wir erst beim zweiten Hinschauen entdeckten. Es war ein schlichter Eisenring. Nicht einmal besonders glatt, denn an dem Metall klebten noch Rostspuren.
Suko hob ihn an und wuchtete ihn dreimal gegen das Holz. Die dumpf klingenden Schläge waren nicht nur für uns hörbar, sie mußten auch durch das ganze Haus geschallt sein, und wir waren gespannt, ob sich etwas tat.
Zunächst einmal nichts.
Wir warteten ungefähr fünfzehn Sekunden, bevor Suko einen zweiten Versuch startete. Diesmal hatten wir mehr Glück. Die Schritte hörten wir zwar nicht, aber die Tür wurde sehr hastig aufgezogen, was bei ihrer Schwere nicht eben normal war.
Vor uns standen drei Frauen!
***
Damit hatten wir nicht gerechnet. Ich hatte mir keine Gedanken über das Aussehen der etwaigen Bewohner gemacht, allerdings mit drei jungen Frauen Mitte Zwanzig bis Dreißig hatte ich auch nicht gerechnet. Das war schon eine Überraschung. Für Suko ebenfalls, denn ich hörte, wie er scharf die Luft einsaugte.
Wir schauten sie an, sie schauten uns an. Es war ein schnelles, taxierendes Mustern zweier völlig verschiedener Parteien. Mir kam es vor, als hätte Suko die Zeit durch Hilfe seines Stabs angehalten. Ich sah nur die Frauen, sie sahen uns, und plötzlich war der Bann gebrochen, denn diejenige Person, die ihre Haare grün gefärbt
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