1069 - Die teuflischen Drei
auch. Ich hörte nur die Stimme und das sich immer wiederholende Wort Rache. Ich habe die Stimme keiner Person zuordnen können, will aber nicht ausschließen, daß diese Marina Sadlock auf einem bestimmten Weg mit mir Kontakt aufgenommen hat. Mehr kann ich vorerst nicht dazu sagen.«
»Das ist auch nicht nötig, denn wir werden sehen, was sich da noch alles tut.«
Inzwischen hatten wir den quer über der schmalen Straße liegenden Baumstamm erreicht. Der Rover stand davor. Seine Scheinwerfer schienen das Hindernis anzuglotzen und gleichzeitig hypnotisieren zu wollen. Der leichte Wind strich über das Land und bewegte auch die Blätter der Buche.
Suko wollte es unbedingt wissen und versuchte, den Stamm hochzuhieven.
Er strengte sich an, auch dann noch, als ich ihm half. Wir konnten ihn auch bewegen, doch es reichte nicht aus, um das sperrige Hindernis wieder in den Wald zu schieben.
»Da braucht man wirklich Hebel oder Brechstangen«, sagte mein Freund, atmete tief durch und rieb seine Handflächen aneinander.
»Die haben sie.« Ich deutete nach rechts, denn von dort kamen die drei Frauen.
Jede von ihnen hielt eine Eisenstange fest. Wir hörten auch ihr Lachen.
Wahrscheinlich hatten sie unsere Bemühungen bereits gesehen und auch die Erfolglosigkeit mitbekommen.
»Ist wohl nichts mit dem starken Geschlecht?« fragte Lucia. Ihre blauen Augen blitzten mich an. Die Haare waren so hell und entsprechend geschnitten, daß sie aussahen wie dünne Streichhölzer ohne die roten Feuerköpfe. Lucia trug ein rotes T-Shirt, das sehr eng saß. Unter dem Stoff zeichneten sich deutlich die Spitzen der beiden gut geformten Kugeln ab.
»Tja, nicht immer sind wir Männer die besten.«
»Sehr gut, daß ihr diese Einsicht habt.«
»Sollen wir beginnen?« Die Frage hatte Farah gestellt. Sie hatte ihre aschblonde Haarflut durch ein schwarzes Samtband einigermaßen gebändigt. Bei ihr saß die Jeans sehr eng, wie auf die Haut gemalt.
Dafür hing das Oberteil locker. Eine dunkle, weit geschnittene Bluse, die mit dem Saum über die Hüften hinwegreichte.
»Wir haben nichts dagegen«, sagte Suko, »denn wir wollen so schnell wie möglich weiter.«
»Wohin denn noch?«
»Nach London.«
»Das werdet ihr schaffen.«
»Wir hoffen es.«
Marina übernahm wieder das Wort. »Wollen Sie es zuerst versuchen? Es müßte mit den Stangen klappen. Wenn ihr beide die ansetzt und wir schieben, könnte der Baum bewegt werden.«
»Okay.«
Suko nahm eine Eisenstange, ich ebenfalls. Marina behielt ihre und trat zurück.
Wir bückten uns und schielten uns dabei an, ohne daß es die Frauen mitbekamen. Möglicherweise beschäftigten uns die gleichen Gedanken.
Ich zumindest hatte bisher noch nichts Ungewöhnliches oder Auffälliges am Verhalten der Frauen entdecken können. Sie verhielten sich völlig normal, aber ich hatte nicht vergessen, was Suko in der vergangenen Nacht erlebt hatte.
Genau dort, wo der Baumstamm den Boden berührte, setzten wir die Eisenstangen als Hebel an. Wir bohrten die Enden noch etwas tiefer in den Boden hinein. Leider waren sie nicht abgeflacht, das wäre für eine Hebelwirkung besser gewesen.
Rechts von mir stand Suko. An seiner Seite hatte Lucia ihren Platz gefunden, schaute ihm zu und hatte dabei ihre Hände in die Hüften gestemmt.
Farah hielt sich an meiner Seite auf. Von Marina sah ich im Moment nichts. Das gefiel mir nicht. Bevor ich mich näher damit beschäftigen konnte, lenkte mich Lucias Stimme ab.
»Wollt ihr nicht endlich anfangen?«
Ich nickte. Das Zeichen hatte auch Suko gesehen. »Okay«, sagte er, »dann zu… gleich!«
Wir gaben Druck. Der Baumstamm bewegte sich tatsächlich. Wir bekamen ihn etwas hoch, und er würde, wenn er noch mehr Druck bekam, zur Seite geschoben werden können.
»Los, jetzt seid ihr an der Reihe!« preßte ich zwischen den Zähnen hervor.
»Gut.« Neben mir bückte sich Farah. Sie hatte die Arme ausgestreckt, um die Hände gegen die Rinde zu drücken. An Sukos Seite bewegte sich Lucia.
Oder nicht?
Zu schnell war die Bewegung. Dann hörte ich den wütenden Schrei, sah einen Schatten nach unten rasen und bekam noch mit, wie Suko die Brechstange losließ, weil er sich zur Seite werfen wollte.
Er schaffte es nicht mehr.
Die Stange erwischte in irgendwo zwischen Nacken und Rücken. Oder auch am Kopf. Ich bekam es nicht mit, aber Marina schrie weiter und holte wieder aus.
Mich erwischte der Treffer im Rücken. Nur war ich nicht geschlagen, sondern getreten worden.
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