107 - Das Monster aus der Todeswolke
Vicky hat dich so gut informiert, daß ich dir nichts Neues mehr erzählen kann«, sagte ich. »Aber weshalb hast du angerufen?«
»In erster Linie natürlich, um zu erfahren, wie es euch geht.«
»Und in zweiter Linie, weil du etwas auf dem Herzen hast; ein Problem, das du allein nicht lösen kannst«, sagte ich.
»Oh, so simpel möchte ich es nicht ausdrücken, Tony«, wehrte Noel Bannister ab. »Meine Abteilung ist schon recht gut im Rennen. Es gibt nur noch wenige Probleme, die wir nicht in den Griff bekommen…«
»Komm schon, Noel, mach nicht Reklame für deine Spezialabteilung«, sagte ich ungeduldig. »Daran bin ich nicht interessiert. Sag mir lieber unumwunden, auf welche Weise ich dir hellen kann.«
»Wie du weißt, ist meine Abteilung nicht sehr groß, und ich habe die Altsicht, sie überschaubar zu halten. Das führt jedoch hin und wieder zwangsläufig zu personellen Engpässen.«
»Du hast im Moment also zuwenig Leute an der Hand«, sagte ich.
»So ist es. Meine Spezialagenten sind im In- und Ausland im Einsatz, und ich kann nirgendwo auch nur einen einzigen Mann abziehen, ohne das bei reffende Projekt zu gefährden.«
»Du weißt, daß ich jederzeit bereit bin, mit meinen Freunden einzuspringen und auszuhelfen«, sagte ich.
»Deshalb rief ich an. Ich wollte hören, ob du selbst genug um die Ohren hast, oder ob du für ein paar Tage zu uns rüberjetten kannst.«
»Kommt darauf an, was anliegt«, sagte ich.
»Mir macht da eine ganz bestimmte Sache Sorgen«, erwiderte der CIA-Agent. »Es geht um einen Mann namens Jerry LeRoy.«
»Hat er was auf dem Kerbholz?« erkundigte ich mich.
»Doppelmord«, fragte Noel Bannister ohne Vorwarnung.
»Ich nehme nicht an, daß du dich neuerdings auch um ganz gewöhnliche Kriminalfälle kümmerst«, sagte ich.
»LeRoy ist ein hervorragender Journalist. Er hatte einen sehr guten Freund drüben in good old Germany. Ulrich Wied war sein Name. Einmal im Jahr flog LeRoy rüber und machte bei Wied in Berlin Urlaub. So auch in diesem Jahr. Am Abend vor LeRoys Heimflug gab Wied eine Abschiedsparty…«
»Bis hierher hört sich noch alles völlig normal an.«
»Das Anormale kommt noch«, vertröstete mich Noel Bannister. »LeRoy und Wied empfingen zwei Mädchen -Prostituierte: Iris Nestler und Marlies Mylius. Die Fete begann wie jede andere, aber sie endete nicht so.«
»Du machst es ganz schön spannend«, sagte ich.
»Ich möchte, daß du dich auskennst«, sagte Noel. »Der Gag des Abends sollte sein, daß Iris in einer Wanne voll Champagner badete. LeRoy zog sich mit Iris ins Bad zurück, und kurz darauf schrie das Mädchen. Wied verschaffte sich Einlaß und mußte zu seinem Entsetzen feststellen, daß sein Freund die Frau umgebracht hatte.«
»Was ist das für ein Mensch?«
»Als er die Staaten verließ, war er ein Mensch wie du und ich«, sagte der CIA-Agent.
»Was hat ihn verändert?«
»Schön der Reihe nach«, entgegnete Noel. »Er versteht sich auf Teleportation und Psychokinese. Er hielt das Messer, mit dem er mordete, nicht in der Hand. Nachdem er Iris Nestler umgebracht hatte, tötete er auch seinen Freund Wied.«
»Hatte er ein Motiv?«
»Ja, Lust am Töten, wie er sagte«, antwortete Noel Bannister.
Ich warf Vicky Bonney einen unangenehm berührten Blick zu.
»Von wem weißt du, was er sagte?« wollte ich wissen. »Hat man ihn geschnappt?«
»Leider nein«, sagte Noel. »Aber Marlies bekam den Horror hautnah mit. Es gelang ihr, Wieds Haus fluchtartig zu verlassen…«
»Sie ging zur Polizei.«
»Nicht sofort«, sagte der CIA-Agent. »Zunächst informierte sie ihren Zuhälter, und der verbot ihr, zur Polizei zu gehen. Er begab sich in Wieds Haus und ließ Iris Nestlers Leiche verschwinden. Er betonierte sie auf einer Großbaustel le ein.«
»Der Mann muß das Gemüt eines Fleischerhundes haben.«
»Marlies hatte in der Nacht einen Nervenzusammenbruch. Sie wurde in eine psychiatrische Klinik eingeliefert und erzählte dort ihre haarsträubende Geschichte, die ihr natürlich zunächst niemand glaubte. Als sie davon aber immer wieder anfing, schaltete man die Polizei ein, und die fand den toten Wied in seinem Haus und buddelte Iris Nestlers Leiche aus dem frischem Beton.«
»Und LeRoy?« fragte ich.
»Abgereist und unauffindbar«, erklärte Noel Bannister. »Und noch et was: Der Mann wird größer, Tony!«
Ich hob die rechte Augenbraue. »Du meinst, er wächst?« sagte ich erstaunt »Ja«, antwortete Noel. »Er wächst und kann
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