107 - Das Monster aus der Todeswolke
hast, bin ich gern bereit, die Hausarbeit hintanzustellen.«
»Zwanzig Uhr?«
»Einverstanden«, sagte Janet.
»Wir überlegen uns dann, was wir unternehmen könnten. Ich hol’ dich ab,«
»Ich freu’ mich«, sagte Janet.
Du freust dich auf den Tod! dachte LeRoy und grinste.
Sie trennten sich. LeRoy betrat wenig später John Perkins’ Büro. Der grauhaarige Chefredakteur stand von seinem Schreibtisch auf und zog sein Jakkett an. Vier Telefone standen auf seinem Schreibtisch. Manuskripte und Druckfahnen deckten den Tisch und die Apparate zu.
»Da bist du ja«, sagte der schlanke Chefredakteur erfreut. »Setz dich.« Er wies auf einen schwarzen Ledersessel. »Einen Drink?«
»Warum nicht?« gab LeRoy zurück. John Perkins brachte eine Flasche Bourbon und zwei Gläser mit. Sie setzten sich, und Perkins goß ein. Er hatte ein kleines Grübchen am Kinn, und die Lachfalten sahen aus wie tiefe Ackerfurchen.
»Willkommen daheim«, sagte der Chefredakteur und stieß mit seinem besten Mann an.
LeRoy lachte. »Du tust so, als wäre ich ein Jahr weg gewesen.«
»Du hast dich prächtig erholt«, stellte John Perkins fest. »Direkt kraftstrotzend siehst du aus.«
»Ich könnte dich an meinem ausgestreckten Arm verhungern lassen.«
»Berlin hat dir sehr gutgetan.«
Sie tranken, und auch Perkins stellte fest, daß ihm LeRoy größer vorkomme. Jerry LeRoy ging nicht darauf ein. Es gefiel ihm, den Chefredakteur zu quälen.
Er sorgte dafür, daß dieser den Bourbon nicht vertrug. Kaum hatte John Perkins den ersten Schluck gemacht, da war ihm, als hätte er Schwefelsäure getrunken.
Er wurde bleich, stellte das Glas weg und preßte die Hände ächzend gegen seinen Leib.
»Was hast du?« fragte LeRoy scheinheilig.
»Ich weiß nicht…« stöhnte Perkins, und Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. »Der Bourbon scheint mir nicht zu bekommen. Ich verstehe das nicht. Er hat mir doch noch nie geschadet.«
»Hast wahrscheinlich einen nervösen Magen.«
»Quatsch. Ich bin topfit.«
LeRoy grinste. »So siehst du im Moment nicht aus.«
»Das ist gleich vorbei.«
LeRoy ließ von ihm ab, und Perkins erholte sich rasch wieder. Aber er rührte sein Glas nicht mehr an.
Er erzählte LeRoy, um was für eine neue Sache er sich kümmern solle, doch dieser schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, John, aber damit mußt du jemand anders beauftragen.«
John Perkins sah ihn entgeistert an. »Die Angelegenheit erfordert eine hervorragende Spürnase und sehr viel Fingerspitzengefühl. Ich kann da keinen anderen ansetzen. Ich habe damit eigens auf deine Rückkehr gewartet, Jerry.«
»Ich mach’s nicht.«
»Was soll das heißen, du machst es nicht?« brauste John Perkins auf. »Es ist dein Job…«
»Es war mein Job«, stellte LeRoy richtig.
»Was soll denn nun das schon wieder heißen?« fragte der Chefredakteur nervös.
»Ich bin hier, um dir mitzuteilen, daß ich mit sofortiger Wirkung kündige, John.«
Perkins sah ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln. »Moment mal. Was hast du vor, Jerry? Willst du mich schocken?«
»Ich schmeiß den Kram hin.«
»Hat dich die Konkurrenz abgeworben?« fragte John Perkins. »Ich hab’s schon lange befürchtet, daß man dir mal ein Angebot machen würde, bei dem du schwach werden würdest. Was hat man dir geboten, Jerry? Ich bin bereit, mit dem obersten Boß zu reden. Wenn es nur Geld ist, das dich fortlockt, werden wir zu einer Einigung kommen.«
»Die Arbeit macht mir keinen Spaß mehr, das ist der Grund, weshalb ich aufhöre.«
»Komm schon, das kannst du nur nicht erzählen«, sagte John Perkins. »Wenn mir irgendein anderer damit kommt, glaube ich ihm, aber nicht dir, denn du bist der geborene Jounalisit. Du kannst ohne deinen Job ja gar nicht leben. Sei fair und bleib bei der Wahrheit, Jerry. Ich denke, daß ich verdiene, von dir ehrlich behandelt zu werden.«
»Ich höre auf.«
»Na schön«, knurrte John Perkins. »Wenn du es mir nicht sagen willst, kann ich es nicht ändern. Aber du kannst dich darauf verlassen, daß ich herausfinde, wer dich geködert hat, und ich werde dafür sorgen, daß aus der Sache nichts wird. Du bist mit mir verheiratet, Jerry, und ich bin mit einer Scheidung nicht einverstanden. Ich bin nicht Olivia.«
LeRoy wollte sich nicht länger mit John Perkins unterhalten, deshalb veranlaßte er die vier Telefone zu läuten. Der Chefredakteur warf den Apparaten einen ärgerlichen Blick zu.
Unwillig erhob er sich. »Entschuldige«, sagte er zu
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