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1070 - Gefangene der Materie

Titel: 1070 - Gefangene der Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dramatisch.
    „Das weiß ich noch nicht", sagte er.
     
    *
     
    Die nächsten Tage und Wochen vergingen mit Experimenten, die sich im Grunde genommen immer wieder glichen und darauf abzielten, für jedes Mitglied der Gruppe einen idealen Integrationsplatz zubinden.
    Clynvanth-Oso-Megh hatte sich ohne besonderes Interesse dafür entschieden, die einmal vorgenommene Wahl nicht mehr zu ändern; er würde die Anhäufung kristalliner Substanzen als Stammplatz beibehalten.
    Es hatte sich herausgestellt, daß es tatsächlich leichter war, aus dem Aktionskörper heraus in ein anderes Objekt zu gelangen, als den umgekehrten Weg zu gehen. Aber da es bei der Rückkehr niemals entscheidende Schwierigkeiten gab, hörten sie bald auf, darüber zu diskutieren und nach dem Grund zu forschen.
    Oso fand, daß alles ausgesprochen lustlos durchgeführt wurde. Er war sich darüber im klaren, daß seine eigene Stimmung dazu beitrug, ein derartiges Urteil zu fällen, aber es gab auch keine Zweifel daran, daß die anfängliche Euphorie sehr nachgelassen hatte.
    Begeisterungsausbrüche waren längst nicht mehr zu verzeichnen.
    Trotzdem kam niemand auf die Idee, mit der Verwirklichung des Planes nun aufzuhören. (Da ihre ursprünglichen Körper inzwischen nicht mehr existierten, wäre es auch eine sehr fragwürdige Idee gewesen.) Oso erschienen die Gefährten nicht wie Wesen, die ihre Bestimmung kannten und ihr Schicksal in die Hände genommen hatten - eher das Gegenteil schien der Fall: Sie hatten sich in ihr Schicksal ergeben!
    Es fiel ihm auf, daß sie sich immer seltener trafen, ja, sie begannen sich gegenseitig regelrecht aus dem Weg zu gehen.
    Oso glaubte den Grund für dieses Verhalten zu kennen. Auf diese Weise wurden unangenehme Fragen vermieden, Fragen, auf die es vielleicht keine Antwort gegeben hätte.
    Schließlich hatten sie sich alle für einen Stammplatz entschieden. Die siebzehn Aktionskörper kehrten gemeinsam in die Station unter der Planetenoberfläche zurück.
    Von dort aus würden die Porleyter ihre Bewußtseine in die ausgewählten Objekte schicken. Dort wollten sie für eine lange Zeit bleiben, so lange zumindest, bis sie sich über ihre Zukunft und ihre evolutionäre Entwicklung klargeworden waren. Genau wie die anderen kroch Clynvanth-Oso-Megh in die für seinen Aktionskörper vorgesehene Röhre.
    Noro sagte ein paar Worte der Zuversicht, ohne daß ihm jemand richtig zuzuhören schien.
    Oso war froh, als er endlich in den großen Kristall am Ufer überwechseln konnte. Er breitete sich darin aus, wohl wissend, wie wenig er in seiner neuen Position tun konnte.
    Es war eine völlig passive Existenzform.
    Aber er hatte Zeit zum Nachdenken.
    Er konnte sich über sich selbst und über sein Volk Gedanken machen.
    Er konnte herausfinden, warum die Porleyter sich zuletzt nicht weiterentwickelt, sondern sogar einen zahlenmäßigen Niedergang erlebt hatten.
    Und er konnte vielleicht die Antwort auf die Frage finden, was zu tun war, um den nächsten Schritt in der Entwicklung einzuleiten - in der Entwicklung zu einer Superintelligenz.
    Oso glaubte zwar, daß er der letzte der 70.000 Porleyter sein würde, der Erkenntnisse gewinnen würde, aber er bemühte sich trotzdem.
    Tag um Tag verging, ohne daß sich irgend etwas ereignete. Die klimatischen Veränderungen und der Wechsel von Tag und Nacht waren die einzigen Vorgänge, die Oso in seinem Kristall registrierte. Er fand, daß er jetzt erst von der großen Müdigkeit befallen wurde, unter der sein Volk gelitten hatte.
    Aber er harrte aus. Sein Intellekt und seine Persönlichkeit ließen ihn die Situation, die er im Grunde genommen als unbefriedigend empfand, ertragen. Doch seine Ungeduld wuchs. Er fragte sich, was in den anderen vorgehen mochte. Hatte einer von ihnen bereits aufgegeben und war zwischenzeitlich in den Aktionskörper zurückgekehrt?
    Oso wollte es nicht glauben. Andererseits wollte er auch nicht als erster zurückkehren, damit hätte er sich den Stempel des Außenseiters nur noch viel tiefer eingeprägt.
    Er stellte fest, daß er sein Zeitgefühl zu verlieren begann. Anfangs hatte er die Tage noch mitgezählt, doch nun hörte er auf damit, weil er einfach vergaß, wie lange er sich schon in diesem kristallinen Objekt befand.
    Allmählich gab er die Hoffnung auf, daß einer der anderen in einem Aktionskörper auftauchen würde, um ihm zu sagen, daß die Zeit der Meditationen vorüber war.
    Oso begann sich darauf einzurichten, daß er noch viel länger als

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