Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1070 - Gefangene der Materie

Titel: 1070 - Gefangene der Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ursprünglich geplant in dem Kristall leben mußte. Er erforschte die atomare Struktur des Gebildes gründlich, denn wenn er sich weiterhin darin aufhalten mußte, galt es, dafür zu sorgen, daß es nicht zerfiel oder von den Unbilden des Wetters beschädigt wurde.
    Mit dieser Tätigkeit konnte er sie einige Zeit ablenken.
    In einem versteckten Winkel seines Bewußtseins hatte sich inzwischen jedoch die Idee eingenistet, daß die anderen nicht daran dachten, ihre neue Existenzform aufzugeben. Sie wollten nicht in ihre Aktionskörper zurückkehren, sondern gaben sich mit ihrem neuen Status zufrieden. Das war unglaublich, aber nicht länger zu leugnen.
    Schließlich tat Oso nichts anderes mehr, als sich mit dieser Idee auseinander zusetzen.
    Er mußte sich Gewißheit verschaffen!
    Mochten die anderen sich damit zufrieden geben, in allen möglichen Objekten vor sich hin zu dämmern - er, Oso, würde das nicht akzeptieren. Der Plan sah vor, daß sie eines Tages in ihre Aktionskörper zurückkehrten und die gemachten Erfahrungen austauschten. Danach wollten sie das Abholkommando von der Fünf-Planeten-Anlage rufen.
    Clynvanth-Oso-Megh begann seinen Rückzug aus dem kristallinen Gebilde vorzubereiten. Es war ihm gleichgültig, wie die anderen darüber dachten, daß er als erster in den Aktionskörper zurückkehrte.
    Es mußte irgend etwas geschehen.
    Der ehemalige Sachverständige für Wasserrechte konzentrierte sich auf seinen Aktionskörper und wartete, daß der Sog spürbar wurde, der sein Bewußtsein hinüberzog.
    Aber nichts geschah!
    Eine seltsame Furcht stieg in Oso auf. Sie war noch namenlos und eher als ein übersteigertes Unbehagen zu bezeichnen. Er mußte sich besser konzentrieren.
    Aber auch seine nächsten Anstrengungen brachten keinen Erfolg. Es war ihm nicht möglich, das kristalline Objekt zu verlassen.
    Nun packte ihn nackte Angst. Verzweifelt kämpfte er darum, den Integrationskörper zu verlassen. Es war ein blinder Sturm gegen atomare Strukturen und Verflechtungen.
    Er erreichte nichts!
    Er verfiel in einen Zustand unglaublicher Panik, in dessen Verlauf er fast den Verstand verlor.
    Endlich setzte eine Art Ernüchterung ein, eine schreckliche depressive Phase, die mehr oder weniger aus dumpfem Grübeln bestand.
    Er begann zu begreifen, warum keiner der anderen in einem Aktionskörper aufgetaucht war, um das Ende der Meditationszeit zu signalisieren.
    Sie waren dazu nicht in der Lage!
    Keiner von ihnen kam aus seinem Integrationskörper heraus!
    Sie alle waren gefangen, genau wie Oso.
    Wir sind verloren! dachte er betäubt.
    Was für ein erbärmliches Schicksal.
     
    *
     
    Nicht zu wissen, wie viel Zeit objektiv verging, erwies sich schließlich als Vorteil, denn es machte die Lage (wenn dies überhaupt noch möglich war) einigermaßen erträglich.
    Ab und zu machte Oso einen Versuch, den Aktionskörper, der nur ein paar tausend Schritte entfernt war, doch noch zu erreichen. Jeder erneute Fehlschlag dämpfte seine Entschlußkraft, es ein weiteres Mal zu versuchen - und schließlich gab er endgültig auf.
    So ungeheuerlich es war: Er mußte sich darauf einrichten, den Rest seines Lebens in ein paar aufeinandergeschichteten Mineralien zu verbringen.
    Den Rest seines Lebens!
    Wie lange war das eigentlich?
    Wie lange existierte ein solcher Riesenkristall? Und wie konnte Oso darauf Einfluß nehmen, daß seine Existenz über den Zeitpunkt des natürlichen Verfalls hinaus fortwährte?
    Manchmal schrie Osos Bewußtsein lautlos vor Wut und Empörung in seinem Gefängnis. Das war also das Ergebnis dieses wahnsinnigen Planes. Die Porleyter hatten tatsächlich eine neue Existenzform erreicht - das zumindest war wahr!
    Aber keiner der hochfliegenden Träume war verwirklicht worden. Sie waren voneinander abgeschnitten. Möglicherweise waren auf anderen Welten Artgenossen Osos räumlich so dicht beieinander integriert, daß sie so etwas wie eine Kommunikation pflegen konnten. Aber was bedeutete das schon bei rund 70 000 einsamen Bewußtseinen?
    Doch durfte er überhaupt davon ausgehen, daß noch 70.000 Porleyter existierten?
    Vermutlich nicht. Oso war froh, daß er nicht wußte, wie viele von ihnen inzwischen aus Enttäuschung und Verzweiflung aufgegeben hatten. Andere wieder würden mit ihrem Integrationsplatz zugrunde gegangen sein.
    Es gab überhaupt keine Fortentwicklung! dachte Oso.
    Dies war das Ende!
     
    8.
     
    Die beiden Dargheten hatten eine Ruhepause eingelegt. Sie waren bei ihren Verständigungsversuchen

Weitere Kostenlose Bücher