1071 - Die Urnen-Gang
wirklich nicht. Ich weiß nur, daß er in seiner wenigen Freizeit oft weg war. Er muß dann in eine Gesellschaft hineingeraten sein, bei der so etwas herausgekommen ist.« Er atmete tief aus. »Ich kann es noch immer nicht begreifen.«
»Ihnen ist Besuch angekündigt worden.«
»Ja.«
»Wann rechnen Sie damit?«
»Fragen Sie mich nicht so etwas. Ich kann es Ihnen nicht sagen.«
»Man könnte allerdings mit dem heutigen Tag rechnen.«
»Sicher, damit rechne ich auch. Ich habe das Geschäft zunächst einmal für eine Woche geschlossen und die Mitarbeiter in Urlaub geschickt, weil ich erst klar Schiff machen möchte.«
»Das ist verständlich.«
»Worauf wollen Sie denn hinaus, Inspektor?«
Suko lächelte leicht. »Es ist ganz einfach. Da wir schon einmal hier sind und auch Zeit haben, könnten wir diese nutzen und auf den eventuellen Besuch warten. Ist ja durchaus möglich, daß uns das Glück dabei zur Seite steht.«
»Sie meinen, daß der Besuch eintrifft?«
»Ja, so ähnlich.«
Jetzt lächelte auch Percy Iron. »Ich habe nichts dagegen. Ich hatte sowieso Furcht davor, allein zu bleiben, wenn Sie verstehen. Zu mehreren ist man immer wachsamer.«
»Das denke ich auch.«
Shao sagte lächelnd: »Dann bleibt uns sogar noch Zeit genug, den Wagen anzuschauen.«
Iron wunderte sich. »Himmel, daß Sie daran jetzt noch denken können?«
»Halb so schlimm, Mr. Iron. Daran gewöhnt man sich, wenn man mit einem Polizisten zusammen ist. Um mich brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen.«
»Tja, das habe ich gemerkt. Dabei sehen Sie - pardon - gar nicht so hart aus.«
»Das täuscht«, erklärte Suko.
»Oft sind die Frauen sowieso stärker als wir Männer. Das habe ich schon oft genug erlebt. Wenn Sie jetzt bitte mitkommen wollen, der Wagen steht dort drüben.«
Shao und Suko folgten dem Mann. Allerdings ließen sie einen gewissen Abstand. Das wollten beide so, und Shao stellte flüsternd ihre erste Frage. »Was sagst du dazu?«
Suko brauchte nicht zu überlegen. »Ich denke, daß es kein Bluff ist. Es sieht böse aus.«
»Und weiter?«
»Was meinst du damit?«
»Könnte es nicht auch ein Fall für dich und John sein? Die Richtung zumindest stimmt, denke ich.«
Suko gab ihr recht. »Es könnte einer werden. Egal, ob wir den Wagen hier nun kaufen oder nicht, ich werde John auf jeden Fall informieren und kann mir auch vorstellen, daß wir am Ball bleiben werden. Irgend etwas läuft hier verdammt quer, das spüre ich.«
Sie sprachen nicht mehr weiter, denn Percy Iron war stehengeblieben. Gewissermaßen hatten sie auch das Ende der Ausstellungshalle erreicht. Die meisten der hier versammelten Wagen lagen hinter ihnen. Alles neue Modelle, für die Suko normalerweise jede Menge Blicke gehabt hätte. In diesem Fall allerdings gingen andere Dinge vor, wie eben das Gespräch mit Shao.
Der in der Anzeige erwähnte Wagen war von den anderen Gebrauchtwagen abgesetzt worden. Er wurde beinahe präsentiert wie ein Neuwagen, denn er stand etwas erhöht. Man hatte ihn auf ein schräges Podest gestellt, mit der Schnauze nach unten. Frisch poliert schimmerte der Lack so dunkel wie es auch bei Sukos altem BMW der Fall gewesen war. Es gab ihm schon einen Stich, als er seine Blicke über das Fahrzeug schweifen ließ. Das gleiche Fabrikat, wie er es gefahren hatte, wahrscheinlich die gleiche PS-Zahl, getönte Scheiben, die Klimaanlage, die Airbags und so weiter und so fort.
»Das ist er wohl, denke ich. Mein Bruder hat die Anzeige noch geschaltet. Ich habe darüber nur am Rande erfahren. Mein Sinn stand mehr nach anderen Dingen, wie Sie sich bestimmt vorstellen können.«
»Klar«, bestätigte Suko, bevor er um das Fahrzeug herumschnitt. Er schaute es sich genau an. Natürlich war das Auto gebraucht, aber viel gefahren war es noch nicht. Der Zettel mit den Daten klemmte unter einem der Scheibenwischer.
Suko hatte seinen Rundgang beendet und stieg auf das Podest. Ein straff gespannter Teppich dämpfte seine Schritte.
Er schaute auf den Zettel. Die Kilometerleistung lag bei knapp über 20 000. Hergestellt war das Fahrzeug zu Beginn des letzten Jahres. Dann waren die enthaltenen Extras aufgeführt, und ganz unten konnte er den Preis lesen.
Suko erbleichte etwas. Das Auto kostete beinahe das Doppelte von dem Preis, den er sich vorgestellt hatte und der auch realistisch gewesen war.
Er ließ sich nichts anmerken und ging den Schritt wieder herab. Vor Shao blieb er stehen.
»Sag nichts, Suko, ich habe den Preis
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