1071 - Zwischenstation Orsafal
begreife es einfach nicht", jammerte er. „Ich habe mir so viel Mühe gegeben, aber ich komme nicht dahinter!"
„Wovon sprichst du?" fragte der Terraner.
Aber Oso war bereits wieder über seinen Schmerz hinweg. Wie elektrisiert richtete er sich wieder auf.
„Musik!" sagte er triumphierend. „Das ist es. Wie konnte ich nur vergessen, daß es dazugehört? Ja, und jetzt fällt mir noch etwas ein. Das Licht muß gedämpft werden. Und natürlich brauchen wir einen Tisch, auf den du dein Glas stellen kannst. Warte, das werden wir gleich haben. Kleinen Augenblick."
„Was, um alles in der Welt, ist in dich gefahren?" fragte Rhodan, der nicht recht wußte, ob er lachen oder explodieren sollte.
Oso schien ihn nicht zu hören. Er zerrte den aus der Wand hervorklappbaren Tisch zurecht, hantierte an den Lichtsensoren, schaltete und waltete mit dem ungeschickten Übereifer eines Angetrunkenen und brachte es fertig, Musik in solcher Lautstärke aus den Lautsprechern schallen zu lassen, daß dem Terraner fast die Trommelfelle platzten.
„Leiser!" brüllte Rhodan.
„Ich verstehe dich nicht!" brüllte der Porleyter zurück. „Es ist zu laut!"
Rhodan sprang auf, war mit einem Satz an der Wand und schaltete die Musikübertragung aus. In der plötzlichen Stille befürchtete er ernsthaft, daß sein Gehör gelitten hätte, aber dann hörte er hinter sich die ängstliche Stimme des Porleyters.
„Es war wieder falsch, nicht wahr?" fragte Oso zerknirscht.
„Nein", wehrte Rhodan entgegen seiner eigenen Überzeugung ab. „Die Idee an sich war gut, aber du übertreibst es. Kannst du dich nicht ganz normal benehmen, wie du es früher getan hast?"
„Ich weiß nicht", sagte Oso.
„Na komm", lenkte Rhodan ein. „Ich setze mich jetzt an den Tisch, die Musik können wir getrost weglassen, und nun erzählst du mir etwas."
„Das ist eine gute Idee", behauptete Oso aufatmend. „Aber etwas Musik könnte trotzdem nicht schaden. Wenn ich sie ganz leise einstelle, wird sie uns kaum stören."
Rhodan seufzte abgrundtief, aber es ließ sich nicht mehr verhindern: Oso war bereits unterwegs, und diesmal schaffte er es tatsächlich - gedämpfte Hintergrundmusik erfüllte den Raum.
„So ist es besser", meinte der Porleyter aufatmend. „Nun lehne dich ganz bequem zurück. Willst du die Füße auf den Tisch legen? Du kannst das ruhig tun, fühle dich wie zu Hause. Warum trinkst du nichts?"
Rhodan schüttelte verzweifelt den Kopf.
„Paß auf, Oso", seufzte er. „Ich habe jetzt keine Lust..."
„Mach das noch mal!" forderte Oso fasziniert.
„Was?" fragte der Terraner irritiert.
„Diese Bewegung!"
Rhodan brauchte eine Weile, um herauszufinden, daß Oso sein Kopfschütteln meinte.
„Was bedeutet es?" wollte der Porleyter nach einer zweiten Demonstration wissen.
„Es kann verschiedene Bedeutungen haben", erklärte Rhodan, um Geduld bemüht.
Unwillkürlich zuckte er mit den Schultern. „Ablehnung, Verständnislosigkeit..."
„Aha", fiel Oso ihm ins Wort. „Und das, was du eben gemacht hast?"
„Was meinst du nun schon wieder?"
„Du hast die Schultergelenke so komisch bewegt."
„Ach so", murmelte Rhodan und kratzte sich hinter dem Ohr - nicht weil Osos Frage schwierig zu beantworten gewesen wäre, sondern weil er sich fragte, was mit dem Porleyter los sein mochte.
Natürlich wollte Oso darauf hin ganz genau wissen, warum Menschen sich in bestimmten Situationen hinter den Ohren kratzten.
Binnen weniger Minuten war der Terraner so weit, daß er sich kaum noch zu rühren wagte, aus Angst, Oso würde sofort weitere tiefschürfende Erklärungen fordern.
„Findest du nicht, daß es langsam reicht?" fragte er schließlich erschöpft. „Wenn ich mich recht erinnere, hattest du den Wunsch, dich mit mir zu unterhalten. Warum, zum Teufel, tust du es nicht endlich?"
Der Porleyter hielt mitten in einer Bewegung inne.
„Das war ein Wort", sagte er bedächtig, und in seinen acht blauen Augen glitzerte es.
„Ein ganz bestimmtes Wort, mit dem ich nichts anfangen kann. Was ist Teufel!"
Rhodan schloß die Augen. Wie einer der farbigen Blitze von Orsafal zuckte eine ganze Kette von Gedanken durch sein Gehirn.
Wenn er anfing, diesem Porleyter auseinander zusetzen, was es mit dem Teufel auf sich hatte, würde er um Gott nicht herumkommen - und natürlich nicht um all das, was mit diesem Thema zusammenhing. Er analysierte seine derzeitige Verfassung und gelangte zu dem Schluß, daß er einer theologischen Diskussion mit
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